Kritik an Sicherheitsbewertung von Pestizid-Cocktails
Die Europäische Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kann in Pestizidmischungen auf Lebensmitteln zunächst kein Problem für die menschliche Gesundheit feststellen. Das Pestizid-Aktionsnetzwerk PAN Europe bezweifelt dies.
In zwei kürzlich veröffentlichen Pilotstudien untersuchte die EFSA, wie sich die Mischung verschiedener Pflanzenschutzmittel auf die menschliche Gesundheit - in diesem Fall auf die Schilddrüse und das Nervensystem - auswirken. Dabei kam sie zu dem Schluss, dass das Risiko für Verbraucher*innen, die solche Mischungen über Nahrungsmittel aufnehmen, „unter der Schwelle liegt, die … regulatorische Maßnahmen auslöst.“
Der erst im April veröffentlichte Jahresbericht der EFSA hatte gezeigt, dass fast ein Drittel der getesteten Lebensmittel Rückstände von mindestens zwei verschiedenen Pflanzenschutzmitteln aufweist. Die Sicherheitsbewertungen, anhand derer die Grenzwerte für einzelne Mittel festgelegt werden, berücksichtigen solche Fälle jedoch nicht. Deshalb forderte das Pestizid Aktionsnetzwerk (PAN) Europe, die kumulativen Auswirkungen der Stoffe zu untersuchen (siehe EU-News vom 09.04.2020).
Die nun veröffentlichten Pilotstudien seien dafür aufgrund der von der EFSA gewählten Methodik jedoch „nicht geeignet“, erklärte das Netzwerk. Es sei zweifelhaft, dass die Studien die Gefährlichkeit der Mischungen auf objektive und unabhängige Weise untersucht hätten. So fehle es an experimentellen Studien und Aussagen über langfristige Exposition in empfindlichen Lebensphasen, erklärte Angeliki Lyssimachou, Umwelttoxikologin von PAN Europe. Sie forderte die EFSA auf, nicht länger „so zu tun, als seien Pestizid-Cocktails sicher“ und zusätzliche Faktoren in die Sicherheitsbewertungen einzubeziehen. Eine gründliche wissenschaftliche Betrachtung der Auswirkungen müsse anschließend dazu führen, dass Pestizidrückstände auf Lebensmitteln reduziert werden, so Lyssimachou. [km]