Brüssel stellt Offshore-Windenergie-Strategie vor
Die EU-Kommission hat offenbar der Ehrgeiz gepackt: von aktuell 12 Gigawatt auf 300 Gigawatt Leistung sollen die Kapazitäten der Windenergie auf See bis 2050 anwachsen. Klima- und Umweltorganisationen begrüßten zwar die Strategie, warnten zugleich vor negativen Folgen für Meeresökosysteme.
Mit der EU-Strategie für erneuerbare Offshore-Energie soll die Windenergiekapazität auf See von derzeit 12 Gigawatt (GW) bis 2030 auf mindestens 60 GW und bis 2050 auf 300 GW ausgebaut werden. Die Kommission will die Offshore-Windkraftanlagen bis 2050 durch 40 GW an Meeresenergie – also Wellen- und Gezeitenkraftwerke – sowie durch Energie, die mit anderen neuen Technologien wie schwimmenden Wind- und Solaranlagen erzeugt wird, ergänzen.
Brüssel zeigt sich optimistisch, dass Nordsee, Ostsee, Schwarzes Meer, Mittelmeer und Atlantik genügend Platz für Windenergieanlagen bieten. Der für Umwelt, Meere und Fischerei zuständige Kommissar Virginijus Sinkevičius versicherte: „In der heute vorgelegten Strategie wird dargelegt, wie wir die erneuerbare Offshore-Energie in Kombination mit anderen Aktivitäten des Menschen wie Fischerei, Aquakultur oder Schifffahrt und im Einklang mit der Natur ausbauen können.“
Doch bleiben in diesem Punkt Umweltorganisationen skeptisch. Sowohl das Europäische Umweltbüro (EEB) als auch das Climate Action Network (CAN) Europe begrüßten den Vorschlag der Kommission als weiteren zentralen Baustein des Europäischen Green Deal. Denn ein massiver Ausbau erneuerbarer Energien sei notwendig, um die internationalen und europäischen Klimaziele zu erreichen. Aber dürfe der Ausbau der Windenergie auf See nicht zulasten der marinen Ökosysteme gehen. So warnte das EEB, dass die Montage und der Betrieb von Windturbinen Meeressäuger, Fische und Seevögel potentiell gefährden könne. Zudem müssten EU und Mitgliedstaaten sicherstellen, dass ein Anteil von 30 Prozent der europäischen Meere als besondere Schutzzonen ausgewiesen werde.
Offshore-Arbeitsgruppe für naturverträglichen Ausbau
Bereits am Montag wurde die europäische Offshore-Koalition zum Schutz der Meere beim Ausbau der Windenergie auf See gegründet. Diese Arbeitsgruppe soll nach Darstellung des NABU einen gemeinsamen Ansatz erarbeiten, der Naturschutz und Klimaschutz beim Ausbau der Offshore-Windkraft in Einklang bringen soll.
Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben dem NABU weitere Nichtregierungsorganisationen, Vertreter der europäischen Windindustrie, Übertragungsnetzbetreiber und Hersteller sowie die Renewables Grid Initative.
EU-Kommission: Erneuerbare Offshore-Energie fördern – für ein klimaneutrales Europa
EEB: EU offshore wind strategy must ensure protection of marine habitats
NABU: Start der Offshore-Koalition: Windenergieausbau und Naturschutz in Einklang bringen
Redakteurin: Ann Wehmeyer