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CCS-Technologie erhitzt die Gemüter
EU-News | 13.07.2023
#Klima und Energie

CCS-Technologie erhitzt die Gemüter

CO2 Carbon storage
© Pixabay / Gerd Altmann

Eine geleakte Aussage der spanischen EU-Ratspräsidentschaft, wonach Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) auf Sektoren wie Stahl, Zement und Chemikalien beschränkt werden soll, sorgt für Diskussionen. Wird es ein rechtsverbindliches CCS-Speicherziel geben?

Für die EU-Energiepolitik gelte der Grundsatz „Energieeffizienz an erster Stelle“. Darauf verweist die spanische Ratspräsidentschaft in einem Diskussionspapier zum Net Zero Industry Act (NZIA) vom 4. Juli, wie das Umweltnachrichtenportal ENDS Europe berichtet. So weit, so unspektakulär. Brisant wurde die Aussage, weil der Text gleichzeitig infrage stellte, ob der Grundsatz Energieeffizienz mit der CCS-Technologie vereinbar ist.

Demnach sollen die Mitgliedstaaten prüfen, ob ein verbindliches Ziel für die Speicherkapazität von Kohlenstoff bis 2030 gerechtfertigt sei. Vorgeschlagen wird, CCS auf Sektoren wie Stahl, Zement und Chemikalien zu beschränken, da ohnehin nur diese Industrien in der Lage seien, die erheblichen Kosten für CCS zu internalisieren. Der Vorschlag wurde offenbar erwogen aufgrund von „erheblichen Bedenken“ einiger Mitgliedstaaten angesichts des Ziels der EU-Kommission, bis 2030 eine Speicherkapazität von jährlich 50 Millionen Tonnen Kohlenstoff aufzubauen.

Anders als etwa Dänemark, wo die Technologie integraler Bestandteil der nationalen Klimapolitik ist, enthält der spanische Entwurf des nationalen Energie- und Klimaplans (NECP) keine konkreten Antworten darauf, welche Rolle CCS bei der Erreichung der Klimaziele spielt.

CCS: Letztes Mittel oder Mittel der Wahl?

Kritik an der Aussage der Ratspräsidentschaft kommt von den CCS-Lobbyverbänden. Das Netto-Null-Ziel bei den CO₂-Emissionen aus industriellen Quellen lasse sich nur durch den Einsatz von CCS erreichen, hieß es in einer Stellungnahme von Chris Davies, Geschäftsführer von CCS Europe. Das von der Kommission vorgeschlagene CCS-Ziel von 50 Millionen Tonnen sei fast zu bescheiden, aber unbedingt nötig, um bei CCS einen Schnellstart hinzulegen. Die Dekarbonisierung der Industrie durch die Kohlenstoffabscheidung müsse zum Geschäftsmodell werden. Explizit wurde darauf hingewiesen, dass Mitgliedstaaten CCS zur Verringerung der Emissionen aus anderen Sektoren nutzen können sollten. CCS wird im NZIA bislang als sogenannte „strategische Netto-Null-Technologie“ behandelt und ist damit besonders förderungswürdig.

Natur- und Umweltschutzverbände befürchten eine Verlängerung des fossilen Zeitalters durch die CCS-Technologie. Sie setzen beim Klimaschutz auf Effizienz, Suffizienz und natürliche CO₂-Senken.

„Die Bundesregierung muss die notwendigen Mittel bereitstellen und Sektorpolitiken entsprechend anpassen, um vorrangig natürliche Senken wiederherzustellen und zu schützen. CCS und in deutlich geringerem Umfang auch CCU dürfen aber immer nur als letztes Mittel verstanden werden. Beides sind Instrumente, bei denen weiterhin CO₂-Emissionen entstehen und die Klimaschäden nur mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten, hohem Energiebedarf und unter ökologischen Risiken nachträglich teilweise gemindert werden“, heißt es in einer Stellungnahme des Deutschen Naturschutzrings (DNR) anlässlich einer Bundestagsanhörung zu CCS am 5. Juli. [ym]

 

DNR: Artikel zum NZIA

Statement CCS Europe

Artikel ENDS EUROPE (kostenpflichtig): LEAK

Stellungnahme DNR zu CCS

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