Plastikverschmutzung stoppen: Mehrweg muss das neue Normal sein
Mikroplastik wurde nun auch im antarktischen Schnee gefunden. Gleichzeitig kommt der Umbau von Einweg auf Mehrweg nicht schnell genug voran. Das Bündnis „Wege aus der Plastikkrise“ startete die EU-weite Petition #WeChooseReuse.
Zum World Refill Day vergangene Woche veröffentlichten die Trägerorganisationen von „Wege aus der Plastikkrise“ eine eindrucksvolle Zahl: Nur für die Produktion von Einwegflaschen für Wasser für den deutschen Markt – also ohne Berücksichtigung anderer Getränke – würden jährlich mehr als 300 Millionen Liter Erdöl gebraucht. Das entspreche dem Umfang, den eine Stadt wie Bonn für einen Winter zum Heizen benötigt. Deshalb fordert das Bündnis, das unter anderem von Greenpeace, dem BUND und Zero Waste Germany getragen wird, ein schnelleres Umsatteln von Einweg auf Mehrwegverpackungen.
Petition für Steigerung von Mehrweg
EU-weit läuft dazu die Petition #WeChooseReuse, um politischen Druck aufzubauen. Ebenso hat das Bündnis mit 400 NGOs und Graswurzelbewegungen einen offenen Brief an die fünf größten Einweg-Plastikverbraucher geschrieben. Coca Cola, Pepsico, Nestle, Unilever und P&G werden darin aufgefordert, Mehrwegverpackungen deutlich auszubauen.
Auf europäischer Ebene haben dem Umweltinformationsdienst ENDS zufolge derweil Gesetzgeber, Industrievertreter und Umweltgruppen auf einer Ökodesign-Konferenz in Brüssel von der Europäischen Kommission mehr Einsatz bei der Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (Ecodesign for Sustainable Products Regulation, ESPR) gefordert. In die ESPR sollen mehr Ressourcen fließen, appellierten die Vertreter, die weitere Verzögerungen bei der Verordnung ausschließen wollen.
Der Kampf gegen Einwegplastik ist deshalb so wichtig, weil das aus ihm resultierende Mikroplastik mittlerweile selbst an entlegenen Orten oder sogar im Körper von Neugeborenen nachgewiesen wird. Der BUND weist darauf hin, dass Forscher*innen Mikroplastik in frischem Schnee in der Antarktis gefunden haben. Der Großteil des gefundenen Plastiks sei PET gewesen, der Stoff, aus dem Einwegflaschen produziert werden.
Tricksen beim Verbot von Einweg-Plastiktüten
Diese Woche veröffentlichte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zudem eine Umfrage, aus der hervorgeht, dass mehrere deutsche Lebensmittelhändler und Drogerien das Verbot von Einweg-Plastiktüten unterwandern. Dazu veränderten sie die Wandstärke. Laut DUH böten die Märkte Tüten an, die ein wenig dicker sind als der gesetzlich verbotene Grenzwert von einer Wandstärke von 15 bis 49 Mikrometern. Besonders dreist falle das bei der Drogerie Müller auf. Deren Plastiktüten seien mit 50 Mikrometern exakt einen Mikrometer dicker und damit nicht verboten. [ah]
Infos zum World Refill Day
Petition für Mehrweg
Offener Brief an Coca Cola & Co zu Mehrweg
Artikel ENDS Ökodesign-Verordnung
BUND zu Plastik in der Antarktis
PM der DUH zu Einweg-Plastiktüten