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Rechnungshof-Sonderbericht zum Ausbau der Offshore-Windenergie
EU-News | 04.10.2023
#Klima und Energie

Rechnungshof-Sonderbericht zum Ausbau der Offshore-Windenergie

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Die Ziele der EU für den Ausbau der Windenergie auf See (=Offshore) sind zweifellos ehrgeizig: Bis 2030 sollen 61 Gigawatt (GW) installiert werden, bis 2050 sogar 340 GW. Doch nach einem am 18. September veröffentlichten Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofes (ECA) sind diese Pläne ohne enorme Investitionen und ein Ende der Rohstoffabhängigkeiten wohl nicht zu verwirklichen. Auch ökologische Fragen greift der ECA auf.

Der ECA berichtet, die EU habe in den letzten 15 Jahren die Entwicklung und den Ausbau von sogenannter „blauer Energie” mit fast 17 Milliarden Euro finanziert. Dass der Offshore-Ausbau zu langsam vorankomme, liege etwa an langwierigen Genehmigungsverfahren, Nutzungskonflikte mit der Fischerei oder mangelnder Kooperation zwischen den EU-Staaten. Im Sonderbericht mit dem Titel „Erneuerbare Offshore-Energie in der EU“ wurden schwerpunktmäßig zwei Länder mit bereits gut entwickeltem Offshore-Sektor (Deutschland und die Niederlande) mit zwei Ländern (Frankreich und Spanien) verglichen, deren Energiebedarfe bei der Windenergie noch weitestgehend über Windenergieanlagen an Land gedeckt werden. 

Auch die Abhängigkeit von China bei der Rohstoffversorgung sei ein Hemmschuh für den Ausbau, so der Bericht. Nicht nur hinsichtlich möglicher Lieferengpässe, auch mit Blick auf geopolitische Spannungen warnt der ECA vor einer mangelnden Diversifizierung der Rohstoffquellen. Die in Zukunft zu tätigenden Investitionen seien enorm: rund 800 Milliarden Euro, vor allem in Form privater Investitionen, würden benötigt, um die Ausbauziele zu erreichen, so der ECA.

Ehrgeizige Wachstumspläne, deren Nachhaltigkeit noch nicht gesichert ist

Überraschend ist, dass der Rechnungshof in seinem Sonderbericht einen weiteren Aspekt stark macht, den Natur- und Umweltschützer*innen schon seit Jahren beklagen: Die ökologischen und sozioökonomischen Auswirkungen des forcierten Offshore-Ausbaus. Der ECA bescheinigt der EU-Kommission, sie habe „die möglichen Umweltauswirkungen nicht abgeschätzt – etwa die Verdrängung von Arten und Veränderungen in der Populationsstruktur, der Verfügbarkeit von Nahrung oder den Wanderungsmustern“. Die Äußerung von Nikolaos Milionis, Mitglied des ECA, dass „die blaue Revolution der EU nicht um jeden Preis vorangetrieben werden sollte", dürfte den Umweltverbänden also Rückenwind geben.

Zwar ist die Offshore-Windenergie für EU-Mitgliedstaaten wie Deutschland ein entscheidender Baustein, um erneuerbare Energien in ausreichender Menge zu erzeugen. Das wird auch von den Umweltverbänden nicht in Frage gestellt. Doch den sukzessiven Abbau von artenschutzrechtlicher Prüfungen in den Genehmigungsverfahren verfolgen sie mit Sorge: „Bau, Betrieb und die Wartung von Offshore-Windkraftanlagen mit schädlichen Auswirkungen auf Meeressäuger, Vögel, Fische und die Lebensgemeinschaften am Meeresboden (Benthos) verbunden“, schreibt der NABU. Er bemüht sich, wie viele weitere Umwelt- und Naturschutzverbände auch, um konkrete Lösungen für einen naturverträglichen Ausbau der Offshore-Energie und hat dazu im Juli 2023 eine Studie veröffentlicht. Sie macht konkrete Vorschläge für naturverträgliche Windenergie-Standorte in Nord- und Ostsee. Deutschland ist bei der Offshore-Technologie Vorreiter in der EU: Bis 2030 soll die Kapazität der Offshore-Windenergie auf 30 Gigawatt, bis 2035 auf 40 Gigawatt und bis 2045 auf 70 Gigawatt ausgebaut werden. [ym]

Sonderbericht ECA: Erneuerbare Offshore-Energie in der EU

Pressemitteilung ECA: Erneuerbare Offshore-Energie: EU-Prüfer sehen ökologisches Dilemma

NABU: Offshore Windenergie in Deutschland

NABU-Studie: Bewertung der deutschen AWZ-Flächen von Nord- und Ostsee für einen möglichst naturverträglichen Offshore-Wind-Ausbau

Deutsche Windguard: Status des Offshore-Windenergieausbaus in Deutschland

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