Verkehr: Mit Verbrennern werden die Klimaziele umgefahren
Mit dem Connecting Europe Fund will die EU mit mehr als fünf Milliarden Euro Schienenprojekte unterstützen. Dennoch gefährdet der Verkehr in der EU die Pariser Klimaziele: Eine Forschergruppe hat vorgerechnet, wie unzureichend die Gesetze zu den CO2-Grenzwerten bei PKW sind. Gleichzeitig lobt Bundeskanzler Scholz Ausnahmen für mit E-Fuels betriebene Autos.
Forscher*innen der International Association of Sustainable Drivetrain and Vehicle Technology Research (IASTEC) kommen in ihrem neuen, dem Briefingdienst Europe.Table vorliegenden Whitepaper zum Schluss, dass die Flottengesetzgebung zu CO2 dringend überarbeitet werden muss, da diese die Klimaziele bei weitem nicht erreichen lässt.
Das Papier, das vor allem von Thomas Koch vom KIT (Institut für Kolbenmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie) verfasst wurde, zeigt, dass die EU die tatsächlichen Emissionen deutlich zu niedrig einschätzt. Laut Europe.Table liege eine „fehlende physikalische Grundlage der Gesetzgebung“ vor, sodass die realen Emissionen die festgelegten Grenzwerte übertreffen werden. Grund ist, dass die EU nur die sogenannten Tank-to-Wheel-Emissionen bei Verbrennungsmotoren berücksichtige; Herstellung und Betrieb von Elektro-Wagen werde zum Beispiel ausgeblendet.
Werden die Gesetze nicht angepasst, dann müssten den Forscher*innen zufolge bis 2030 auf jeden neuen PKW mit Verbrennermotor 1,24 Elektroautos neu zugelassen werden. Zum Vergleich: Im Frühling dieses Jahres lag deren Anteil EU-weit bei nur 11,9 Prozent.
Derweil äußerte sich Bundeskanzler Olaf Scholz bei seiner Sommerpressekonferenz am 24. Juli positiv darüber, dass nach 2035 auch Autos fahren dürfen sollen, die komplett mit E-Fuels angetrieben werden (dpa-Europaticker). Das Problem dabei ist allerdings der hohe Energieverlust bei der Umwandlung von Strom in synthetischen Kraftstoff. Damit wird mehr Energie verbraucht als wenn der Strom direkt die Autos laden würde. Von der Organisation für nachhaltigen Verkehr „Transport & Environment" gibt es dazu ein Hintergrundpapier.
In der Woche davor haben die EU-Mitgliedstaaten am 16. Juli einem Vorschlag zur Vergabe von Finanzhilfen für 134 Verkehrsprojekte im Rahmen der Fazilität „Connecting Europe“ (CEF) zugestimmt. Das ist das Instrument der EU für strategische Investitionen in die Infrastruktur. Die Verkehrsvorhaben erhalten insgesamt mehr als sieben Milliarden Euro, der Großteil davon, nämlich vier Fünftel, gehen an Schieneninfrastrukturprojekte.
„Rund 83 % der Mittel werden für Projekte verwendet, die zur Erreichung der Klimaziele der EU beitragen, indem sie das EU-Eisenbahn-, Binnenschifffahrts- und Seeverkehrsnetz verbessern und modernisieren“, zitiert der Umweltinformationsdient ENDS einen Sprecher der Europäischen Kommission. [ah]
Artikel zum Whitepaper über die unzureichende Flottengesetzgebung in Europe.Table Nr. 737, 17. Juli 2024 [kostenpflichtig]
Briefing von Transport & Environment über die Sinnlosigkeit von E-Fuels
Artikel ENDS zur Fazilität Connecting Europe