Zölle auf E-Autos: Europa braucht eine eigene Produktion
Chinesische E-Fahrzeuge sollen hoch verzollt werden, hat die Europäische Kommission beschlossen. Kurbelt das die EU-eigene Produktion an? Die verkehrskritische Umweltorganisation Transport & Environment fordert eine Stärkung der Lieferkette in Europa.
Die EU hat beschlossen, dass ab 2035 Neuwagen nicht mehr mit Verbrenner-Motoren zugelassen werden sollen. Das hat einen starken Grund: Die Emissionen im Straßenverkehr steigen in der EU den besseren Motoren zum Trotz, da das Verkehrsaufkommen zunimmt. Bei PKW erhöhte sich der Ausstoß von 1990 bis 2021 um 15 Prozent.
Und auch wenn die Online-Abstimmung der CDU, mit der sie sich kurz vor der Europawahl Unterstützung im Aushebeln des Verbrenner-Aus holen wollte, krachend scheiterte (Spiegel-Artikel), bleibt eine Frage virulent: Womit fahren die Autos stattdessen? Die von Bundesverkehrsminister Volker Wissing ins Spiel gebrachten E-Fuels-Only-Fahrzeuge, für die er bis Ende 2024 Europe.Table zufolge einen Vorschlag machen will, werden von den Mitgliedstaaten kritisch beäugt. Insofern müssen Elektroautos auf die Straße. Doch woher kommen die Wagen, woher die Batterien?
Die Einfuhr aus China wird jedenfalls massiv teurer. Am Mittwoch beschloss die Europäische Kommission, dass für chinesische E-Fahrzeuge bis zu 38,1 Prozent Zoll erhoben wird. Europe.Table berichtet, dass Deutschland – Teile der Regierung und Industrie – diese Zollhöhe gerne abgewendet hätte, doch Frankreich und Spanien waren starke Befürworter.
Die Organisation für nachhaltigen Verkehr, Transport & Environment, unterstützt die hohen Zölle, wies aber am Donnerstag darauf hin, dass die Lieferkette für Elektroautos „Made in Europe“ dringend aufgebaut werden müsse. Denn der Green Deal sei einerseits mit dem Versprechen von Wachstum und Beschäftigung innerhalb der EU verbunden gewesen und andererseits gefährdet die Vernachlässigung eines eigenen europäischen E-Auto-Sektors das Ziel, Verbrenner überhaupt in der beschlossenen Form abzuschaffen.
Bei Schrottautos indes gibt es eine gute Nachricht: Hier hat die belgische EU-Ratspräsidentschaft einem Leak des Umweltinformationsdienstes ENDS zufolge vorgeschlagen, an den vereinbarten Recyclingzielen festzuhalten: mindestens 95 Prozent des Gewichts von ausrangierten Wagen sollen verwertet werden und dabei mindestens 30 Prozent des verbauten Kunststoffs. [ah]
Destatis Straßenverkehr Emissionen
Tagesschau Online Artikel Verbrenner-Abstimmung
Europe.Table Nr. 705 und 713 [kostenpflichtig]
Pressemitteilung Transport & Environment
Artikel ENDS Recycling [kostenpflichtig]