Mehr Tempo bei Artenschutz und Renaturierung!?
Am 3. März ist Weltartenschutztag. 40.000 Arten wurden unter dem Washingtoner Artenschutzabkommen, das dieses Jahr 50 Jahre alt wird, bereits unter Schutz gestellt. Doch der alarmierende Arten- und Biodiversitätsschwund lässt sich nur mit mehr Tempo aufhalten, warnt ProWildlife. Die EU arbeitet an Renaturierungsmaßnahmen.
Das Washingtoner Artenschutzabkommen wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Seit der Unterzeichnung des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten frei lebenden Tieren und Pflanzen (CITES) wurden etwa 40.000 bedrohte Tier- und Pflanzenarten unter Schutz gestellt, um ihr Aussterben und den Raubbau an der Natur zu verhindern. Der 3. März ist außerdem der jährliche World Wildlife Day der Vereinten Nationen, der – laut Bundesumweltministerium – alle wilden Tiere und Pflanzen und ihren Beitrag zu unserem Leben und zur Gesundheit unseres Planeten würdigt.
Die Artenschutzorganisation Pro Wildlife forderte anlässlich des 50. CITES-Jubiläums „eine Rückkehr zu einem visionären, konsequenten und mutigen Artenschutz, wie ihn die Gründungsstaaten einst vorgesehen hatten“. Um die globale Artenvielfalt vor Übernutzung zu retten, müsse das Tempo erhöht werden. Denn die allermeisten Tier- und Pflanzenarten im internationalen Handel seien bis heute nicht durch die nur alle drei Jahre stattfindenden CITES-Konferenzen geschützt – sogar wenn sie auf der Roten Liste vom Aussterben bedrohter Arten stehen. „Der Biodiversitätsschutz muss Vorrang vor der kommerziellen Ausbeutung haben. Naturentnahmen sollten nur dann erlaubt sein, wenn sie nachweislich ökologisch unbedenklich sind“, so Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife. .
Bei der letzten Vertragsstaatenkonferenz im November 2022 wurden immerhin rund 100 Hai- und Rochenarten, 150 tropische holzliefernde Baumarten sowie über 200 Reptilien- und Amphibienarten erstmals unter internationalen Schutz gestellt.
Auf europäischer Ebene müsse es laut BMUV neben einer Positivliste für als Heimtiere geeignete Wildtiere einen europäischen Rechtsakt nach dem Vorbild des US-amerikanischen Lacey Acts geben. Ein solcher Rechtsakt würde den Import, Verkauf und Besitz von Arten, die in ihren jeweiligen Herkunftsländern geschützt sind, im EU-Binnenmarkt verbieten, so das BMUV. Die Bundesregierung habe sich maßgeblich dafür eingesetzt, dass die EU-Kommission die Machbarkeit einer EU-weiten Umsetzung eines solchen Rechtsaktes prüft. Im November 2022 hatte die EU einen Aktionsplan gegen Artenschmuggel vorgelegt (EU-News 10.11.2022). Auch die Unterschutzstellung von Ökosystemen und das Einreichen von Vorschlägen für Schutzgebiete im Rahmen der EU-Biodiversitätsrichtlinie läuft derzeit - schließlich sollen bis 2030 30 Prozent der Flächen unter Schutz stehen. Eine - allerdings freiwillige - Frist zur Meldung von Schutzgebieten lief am 28. Februar aus, mit laut Fachkreisen bisher sehr mauer Beteiligung von den Mitgliedstaaten. Um Arten besser zu schützen, müssen nicht zuletzt auch Renaturierungsmaßnahmen ergriffen werden.
Ausblick auf den Zeitplan für das EU-Wiederherstellungsgesetz
Die EU-Kommission hat im Juni 2022 den Vorschlag für ein EU-Renaturierungsgesetz (EU-News 20.06.2022) vorgelegt. Auf EU-Parlamentsebene haben der federführende Umweltausschuss (ENVI) sowie der meinungsgebende Fischerei- (PECH) und Agrarausschuss (AGRI) das Thema in diesem Jahr bereits auf der Tagesordnung gehabt. Der PECH stimmt über seine Meinung voraussichtlich am 26./27. April ab, der AGRI am 23. Mai. Am 5. Juni findet die Abstimmung im ENVI statt. Parallel tagt der EU-Umweltministerrat am 16. März. Die EU-Umweltminister*innen streben einen gemeinsamen Standpunkt am 20. Juni an. Die Plenarabstimmung im EU-Parlament könnte zwischen 10. und 13. Juli erfolgen. Im Zweiten Halbjahr hat Spanien den EU-Vorsitz und wäre dann zuständig für einen Trilogprozess, um eine Einigung zwischen den drei EU-Institutionen Kommission, Rat und Parlament herbeizuführen. [jg]
BMUV: 50 Jahre Washingtoner Artenschutzübereinkommen – 50 Jahre internationaler Artenschutz
Pro Wildlife: 50 Jahre CITES: Rückkehr zu visionärem Artenschutz ist überfällig