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Chemikalien kompakt: REACH-Erfolge in Frage gestellt, neue Risikobewertung für Bienen in Arbeit
EU-News | 27.05.2021
#Chemikalien #Biodiversität und Naturschutz

Chemikalien kompakt: REACH-Erfolge in Frage gestellt, neue Risikobewertung für Bienen in Arbeit

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© Foto: Scheidegger | Pixabay
Giftige Chemikalien

Die Organisation Chemsec zweifelt den positiven Bericht der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) über den Erfolg der REACH-Verordnung an. Bis nächste Woche können Sie sich noch am Fahrplan zur Überarbeitung von REACH beteiligen. Die EU-Risikobewertung für Bienen soll verbessert werden. Ein Fortschrittsbericht der EU-Kommission zeigt, dass das dringend nötig ist.

Chemsec: ECHA nutzt falsche Daten

Anfang des Jahres hatte die Chemikalienbehörde in einem Bericht festgestellt, dass von den 54 zulassungspflichtigen Stoffen, die auf der Autorisierungsliste der REACH-Verordnung stehen, fast 50 Prozent in der EU nicht mehr verwendet würden. Die Nutzung der anderen Hälfte der Substanzen in Alltagsprodukten sei um 97 Prozent zurückgegangen. Entsprechend freute die Behörde sich über die positiven Auswirkungen der europäischen Chemikalienregulierung „auf unsere Gesundheit und die Umwelt“ (siehe EU-News vom 14.01.2021). Chemsec hat sich diese Zahlen nun genauer angeschaut und kommt zu einem anderen Schluss: Die Organisation stellte fest, dass die Registrierungsdaten, die Unternehmen angeben müssen, wenn sie eine gelistete Chemikalie auf dem EU-Markt verkaufen wollen, „eine ganz andere Geschichte“ erzählten. Demnach habe es bei den Produktionsmengen der Chemikalien auf der Zulassungsliste in den letzten zehn Jahren „überhaupt keinen Rückgang“ gegeben. Während sich das Verkaufsvolumen von fünf Chemikalien verringert habe, würden vier der Stoffe heute sogar häufiger produziert als noch 2010. Insgesamt zeigten die Registrierungsdaten, dass über fünf Millionen Tonnen der Chemikalien auf der Zulassungsliste produziert werden. Die Unterschiede zwischen ihrer eigenen Analyse und der Auswertung der ECHA begründet Chemsec mit den Registrierungsanforderungen an Unternehmen, die Schlupflöcher nutzen könnten, um unbehelligt weiter schädliche Chemikalien auf den Markt zu bringen. Es sei außerdem möglich, dass die Differenzmenge außerhalb des EU-Markts verkauft wird. Da es keine Verpflichtung für Unternehmen gebe, ihre Informationen über produzierte Chemikalienmengen auf dem neuesten Stand zu halten, „wisse niemand das wirklich“, so Chemsec.

Wie geht es weiter mit REACH?

Noch bis zum 1. Juni können Sie den Fahrplan der EU-Kommission zur Überarbeitung der REACH-Verordnung kommentieren. Um die Verordnung in Einklang mit den Zielen des europäischen Green Deal zu bringen, sollen bereits ermittelte Probleme des Gesetzes angegangen und seine Bestimmungen an die neuen Ambitionen der EU-Kommission angepasst werden. Dafür schlägt die Kommission verschiedene Maßnahmen und Optionen vor, die im Rahmen des Fahrplans von Organisationen, Unternehmen, Behörden und Bürger*innen bewertet werden können.

EFSA: Bienen besser schützen

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) will mit einem neuen Ansatz die Risikobewertung für Bienen verbessern. Der in dieser Woche von der Behörde präsentierte Ansatz berücksichtige die kombinierten Effekte verschiedener Stressoren auf Honigbienen. Stressoren sind beispielsweise Pestizide und anderen Umweltchemikalien, Parasiten und Krankheiten, das Klima, Nahrungsverfügbarkeit oder die Art der Bienenhaltung und Bewirtschaftungspraktiken. Ein „Bienenkoloniesimulator namens ApsisRAM“ könne „entweder einzelne oder mehrere Pestizide in Wechselwirkung mit anderen Stressoren und Faktoren“ bewerten. Der Simulator befinde sich noch in Entwicklung und könne „in den nächsten zwei bis drei Jahren für den Einsatz in der Risikobewertung von Pestiziden bereit“ sein, so die EFSA.

EU-Kommission: Bestäubern geht es schlecht

Dass es immer noch viel zu viele Bedrohungen für Bestäuber gibt, stellte die EU-Kommission in einem am Donnerstag veröffentlichten Fortschrittsbericht fest. Demnach sei jede zehnte Bienen- und Schmetterlingsart in Europa vom Aussterben bedroht. Bei einem Drittel schrumpfe der Bestand. In den letzten Jahren seien zwar viele Maßnahmen für den Schutz von Bestäubern im Rahmen der EU-Initiative für Bestäuber umgesetzt worden. Nach wie vor gestalte sich „die Bekämpfung der verschiedenen Ursachen des Rückgangs“ jedoch schwierig. Um sich dieser Herausforderung anzunehmen verweist die EU-Kommission auf ihre Strategien zum Schutz der Biodiversität, für einen nachhaltigen Lebensmittelsektor (Farm-to-Fork) und ihren Null-Schadstoff-Aktionsplan (siehe EU-News vom 12.05.). Darin sind unter anderem Ziele für die Reduktion von Pestiziden und anderen Umweltschadstoffen festgelegt. Im zweiten Halbjahr 2021 will die EU-Kommission eine Konsultation zur Überarbeitung der Bestäuber-Initiative starten. [km]

Chemsec: EU measures to tackle hazardous chemicals build on incorrect data

Have your say: Chemikalienrecht – Überarbeitung der REACH-Verordnung als Beitrag zur Schaffung einer schadstofffreien Umwelt

EFSA: Bienenschutz: eine neue Vorgehensweise für Risikobewertungen

EFSA: A systems‐based approach to the environmental risk assessment of multiple stressors in honey bees

EU-Kommission: Biologische Vielfalt: Fortschrittsbericht der Kommission über EU-Maßnahmen zum Schutz von Bestäubern zeigt dringenden Handlungsbedarf

 


Bis 12. April: Konsultation zur nachhaltigen Verwendung von Pestiziden

Die EU-Vorschriften über die nachhaltige Verwendung von Pestiziden zielen darauf ab, die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor den möglichen Risiken und Auswirkungen von Pestiziden zu schützen. Im Rahmen der Konsultation bittet die EU-Kommission um Feedback dazu, inwieweit diese Ziele erreicht wurden und wie der Pestizideinsatz weiter reduziert werden kann, um die Ziele der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ und des europäischen Grünen Deals zu erreichen.

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