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Der KI-Ideenbus tourt für Umweltschutz übers Land
News | 14.10.2024
# sozial-ökologische Transformation #Digitalisierung #Politik und Gesellschaft

Der KI-Ideenbus tourt für Umweltschutz übers Land

Der Turing-Bus unterwegs in Bernau
© CC-BY 4.0 Open Knowledge Foundation / Leonard Wolf
Der Turing-Bus unterwegs zur digitalen Wissensvermittlung

Eine Möglichkeit, mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) die Umwelt zu schützen, ist der Verzicht auf diese energie- und ressourcenhungrige Technologie. In sehr vielen Fällen würde dies Umwelt, Mensch und Klima sehr guttun. Es gibt jedoch auch sinnvolle KI-Anwendungen.

In der gegenwärtigen Berichterstattung zu Künstlicher Intelligenz geht es meistens um Produkte großer Firmen, die Milliarden an Wagniskapital nebst Tonnen von Rohstoffen verbrennen auf dem Weg, eine General Artificial Intelligence zu bauen. Neben dieser fiktionalen Art der KI gibt es weniger beachtete, aber weitaus sinnvollere Anwendungen im Bereich des maschinellen Lernens, die Umweltdaten im großen Maßstab verarbeiten, um einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Viele Umweltbewegte haben die Pflanzenbestimmungs-App FloraIncognita auf dem Smartphone, vielleicht ist ihnen auch BirdNet bekannt, das Vögel anhand ihres Gesangs erkennt – in jedem Fall sind es solche Projekte und Anwendungen, die ganz praktisch und ohne falsche Versprechen KI und andere algorithmische Datenwerkzeuge für den Umweltschutz einsetzen. Im Zentrum steht dabei nicht die technische Lösung, sondern die Community, die mit Hilfe solcher Werkzeuge gemeinsam die Umwelt besser verstehen und zielgerichtet schützen möchte.

Der Natur digital auf der Spur

Engagierte Bürger*innen benötigen öffentliche Begegnungsräume ohne Konsumzwang, dafür mit Dach über dem Kopf, Trinkwasser aus dem Hahn und Strom für das eigene Smartphone. Als Berliner*in finde ich solche Räume beinahe an jeder Ecke, nur die Natur suche ich dort vergebens. Wir haben in unserer KI-Ideenwerkstatt in Berlin-Neukölln zwar schon Insektenklassifikationen mit KI-Kameras gemacht und Stadtbäume vermessen, doch die artenreichsten Gegenden dieses Landes sind außerhalb großer Ballungszentren zu finden. Daher wollen wir mit unserem „KI-Ideenbus für Umweltschutz“ durch die ländlichen Gebiete in Brandenburg, Sachsen, Thüringen und Niedersachsen tingeln. 

Diese als mobile Zukunftswerkstatt geplante Bildungsreise zielt darauf ab, Potenziale der Umweltbildung mit dem Erwerb digitaler Kompetenzen für Menschen in Gebieten außerhalb der großstädtischen Blasen zu heben. Dabei liegt der Fokus auf der zentralen Frage, in welcher „gemeinsamen digitalen Zukunft“, wie der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) es nennt, wir leben wollen. 

Dr. Stefan Ullrich
Die als mobile Zukunftswerkstatt geplante Bildungsreise zielt darauf ab, Potenziale der Umweltbildung mit dem Erwerb digitaler Kompetenzen für Menschen in Gebieten außerhalb der großstädtischen Blasen zu heben.
Stefan Ullrich, KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz
Referent für Digitale Bildung

Der KI-Ideenbus kombiniert Workshops und praktische Schulungen mit öffentlichen Diskussionen zu wichtigen Themen wie Artenvielfalt, KI-Kompetenz, digitales Wohlbefinden sowie Entwicklungspotenziale kleiner Unternehmen in der Region. Fachkundige Referent*innen und lokale Multiplikator*innen werden interaktive Diskussionen und praktische Erlebnisführungen leiten, um den Teilnehmenden umsetzbares Wissen und Fähigkeiten in der Schnittstelle von KI und Umweltschutz zu vermitteln. Die Veranstaltung wird auch das Engagement in der Gemeinschaft und die Möglichkeit zur Vernetzung fördern und so die Zusammenarbeit und den Austausch von Ressourcen (Material und Methoden) unter den Teilnehmenden anregen. Letztlich zielt das Format darauf ab, allen von uns erreichten Personen die nötigen digitalen Werkzeuge sowie die Zuversicht einer gestaltbaren Zukunft zu geben, um ihre Lebenssituation zu verbessern und zur sozioökonomischen Entwicklung ihrer Gemeinden beizutragen.

In mobilen Laboren gemeinsam mit der Zivilgesellschaft die Umwelt erforschen 

Die Idee eines Bildungsmobils ist nicht neu, uns geht es auch nicht um das Neue, sondern um Nachhaltigkeit und Vernetzung. Bereits vor fünf Jahren fuhr der Turing-Bus der Gesellschaft für Informatik und der Open Knowledge Foundation in ländliche Gebiete, um mit didaktischen Modulen die Schlüsseltechnologie KI an Schulen und außerschulischen Begegnungsräumen zu demystifizieren. Auch das großartige FabMobil ist bereits seit 2017 in Sachsens ländlichen Räumen unterwegs, um Kreativtechniken wie 3D-Druck, Virtual Reality, Robotik und Programmierung anschaulich zu vermitteln. Zahlreiche Bundesländer unterhalten sogenannte Umweltmobile, die als rollende Labore Umweltmessungen gemeinsam mit der interessierten Zivilgesellschaft durchführen. Solche Vorbilder spornen uns an, das Nischenthema „KI für Umweltschutz“ sinnvoll in die Breite zu tragen.

Es ist eine Sache, über KI und Umweltschutz zu reden und eine ganz andere, selbst Umweltdaten für KI-Systeme zu erheben. Learning by Making führt nicht nur zum Wissenserwerb, sondern fördert auch das Zutrauen in die Selbstwirksamkeit. Die gefährliche Frage „Was kann ich denn schon groß tun?“ kann zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden, die einen antriebs- und ratlos zurücklässt. Da hilft es ungemein, digitale Landkarten zu sehen, die kollektiv erhobene Umweltdaten für die ganze Community sichtbar anzeigen. Es macht Mut, gemeinsam mit anderen umweltbewegten Menschen einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten und ganz nebenbei auch sinnvolle, gemeinwohlorientierte und umweltgerechte KI zu entwickeln. Kommt alle an Bord!

Der Autor 

Der Informatiker und Philosoph Dr. Stefan Ullrich ist ist Referent für Digitale Bildung in der KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz und ehrenamtlich stellvertretender Sprecher der Fachgruppe Ethik der Gesellschaft für Informatik. Ullrich beschäftigt sich kritisch mit den Auswirkungen der allgegenwärtigen informationstechnischen Systeme auf die Gesellschaft.

Weitere Informationen

Wer Ideen für Orte und Umweltprojekte für die geplante Bus-Tour 2025 habt, schreibt bitte eine E-Mail an info@ki-ideenwerkstatt.de

Die KI-Ideenwerkstatt feiert am 12. November ihr zweijähriges Jubiläum – künstlich, grün, natürlich, intelligent. Bei dem Festival tauschen sich Vertreter*innen aus Umweltschutz, Technologie und Gemeinschaft zusammen über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Umweltschutz aus und feiern vergangene und künftige Community-Projekte der KI-Ideenwerkstatt. 

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