Digitalisierung demokratisch und umweltgerecht gestalten
Die Bewegung Bits & Bäume setzt sich seit acht Jahren dafür ein, dass die Bäume auch in den virtuellen Himmel wachsen. Auf zwei großen Konferenzen 2018 und 2022 forderten jeweils 2.000 Teilnehmer*innen von der Politik mehr gesellschaftliche Beteiligung am Digitalisierungsprozess. „Wem gehört das Internet?“ – ist auch die Frage, die beim digitalpolitischen Herbstabend am 20. Oktober diskutiert wird.
„Die Digitalisierung muss stärker in den Dienst der Gesellschaft und des sozialen und ökologischen Wandels gestellt werden.“ So lautet eine zentrale Aussage im Forderungspapier von Bits & Bäume aus dem Jahr 2022, die nach wie vor gilt. 13 Organisationen aus Umwelt- und Naturschutz, Digitalpolitik, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft, darunter der DNR, appellierten nach der letzten Konferenz an die Bundesregierung, die Europäische Union und politische Akteure weltweit, sich dafür einzusetzen. Anstatt durch stetig wachsenden Energie- und Ressourcenverbrauch und mangelnde Teilhabe vor allem des Globalen Südens bestehende Krisen weiter zu verschärfen, sollten digitale Technologien durch gleichberechtigte gesellschaftliche Partizipation und innerhalb der planetaren Grenzen zur Verbesserung von Lebensbedingungen und der Umwelt beitragen.
Dem Bündnis gehört seit Kurzem auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) an. Der neue Partner macht sich für eine gerechte Gestaltung der Digitalisierung in der Arbeitswelt stark und unterstützt damit das Bits & Bäume-Ziel einer sozial und ökologisch gerechten Digitalisierung. Der Trägerkreis umfasst derzeit elf Organisationen aus Umweltschutz, Digitalpolitik, Entwicklungspolitik und Wissenschaft. Gemeinsam mit der Community aus ehrenamtlich Engagierten setzt er sich dafür ein, eine Digitalisierung fürs Gemeinwohl zu schaffen, statt Profite für Wenige. Bei Bits & Bäume kommen Menschen mit unterschiedlichen Expertisen und Interessensgebieten aus der Umwelt-, Klima-, Digital- und Entwicklungspolitik sowie Wissenschaft zusammen. Sie alle verbindet, Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammen zu denken und umzusetzen.
Gutes digitales Leben für alle
Der wachsende Einfluss weniger BigTech-Konzerne wird seit Jahren in netzpolitischen Kreisen diskutiert. Es geht um Fragen wie: Wem gehört das digitale Leben? Welche Unternehmen kontrollieren die Plattformen, Daten, Rechenzentren, Netzinfrastrukturen, Kabel und Knotenpunkte, auf die das digitale Leben angewiesen ist? Das betrifft die Kommunikation, Arbeit und die Organisation unseres Alltags. Mit den Themen digitaler Infrastrukturen und digitaler Souveränität beschäftigt sich auch der Digitalgipfel der Bundesregierung am 21. und 22. Oktober. Am Vorabend dieses Gipfels will das Bits-und-Bäume-Netzwerk mit dem digitalpolitischen Herbstabend einen Denkanstoß geben. Sollten diese digitalen Infrastrukturen nicht auch in öffentlicher Hand sein? So wie es Straßen- und Schienennetze oder der öffentliche Rundfunk bereits größtenteils sind? Die Realität sieht anders aus. Dabei sind Teilhabe und Souveränität im Internet grundlegend, um das digitale Leben ökologisch, gerecht und demokratisch zu gestalten.
Vor acht Jahren wurde der Grundstein für Bits & Bäume gelegt. Das Netzwerk entstand aus der Überzeugung, dass sich gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren der Zivilgesellschaft politisch mehr erreichen lässt. Menschen, die sich für Umwelt- und Klimaschutz oder für global gerechtes Wirtschaften engagieren, machen sich häufig auch dafür stark, ein gutes digitales Leben für alle zu schaffen. Der Trägerkreis von Bits & Bäume war gegründet.
2018 und 2022 fanden die ersten Bits & Bäume-Konferenzen statt. Unter dem Motto „Wir bringen Communities zusammen!” ging es bei der Auftaktkonferenz hauptsächlich um Vernetzung von Interessierten aus der Techie- und Nachhaltigkeitsszene. Danach erschien das Buch „Was Bits und Bäume verbindet“, in dem 40 Autor*innen Denk- und Handlungsanstöße für eine sozial-ökologische Transformation in digitalen Zeiten geben. Die zweite Konferenz 2022 konzentrierte sich stärker auf politische Arbeit und die Internationalisierung der Bewegung. Aus der Veranstaltung ging das politische Forderungspapier „Digitalisierung zukunftsfähig und nachhaltig gestalten“ hervor. Darüber hinaus gab es zahlreiche dezentral organisierte Veranstaltungen und in ganz Deutschland bildeten sich Regionalgruppen.
Seit dem vergangenen Jahr gibt es eine Bits & Bäume-Koordinierungsstelle, die die Zusammenarbeit zwischen den Trägerkreisorganisationen und der Community miteinander in Einklang bringt. Neben der Unterstützung bei der Strategieplanung und Kommunikation oder der Organisation von Veranstaltungen möchte die Koordinatorin Friederike Hildebrandt die Perspektiven von Menschenrechten, Umweltschutz und Nachhaltigkeit in die Debatte um Digitalisierung bringen. Denn: „In Krisenzeiten braucht es starke Bewegungen mit großen Ideen“.
Die Autorin
Marion Busch ist freie Journalistin in Berlin. Sie studierte Germanistik und Politikwisschenschaft und schreibt seit vielen Jahren über gesellschafts- und umweltpolitische Themen.
Weitere Informationen und Publikationen
Begleitbuch zur Konferenz 2022: Shaping Digital Transformation for a Sustainable Society. Contributions from Bits & Bäume.
Die nächste Bits & Bäume Veranstaltung findet am Vorabend (20.10.) des Digitalgipfels der Bundesregierung in Frankfurt am Main statt: „Wem gehört das Internet? Macht, Eigentum und Demokratisierung digitaler Infrastrukturen“: Digitalpolitischer Bits & Bäume-Herbstabend.