EU-Verkehrspolitik: Noch ein weiter Weg zur Nachhaltigkeit
Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat die Umweltauswirkungen des europäischen Mobilitätssektors untersucht. Demnach gibt es einige Fortschritte, aber noch mehr Schwierigkeiten. Der Energieverbrauch im Verkehr ist laut Eurostat wieder auf Vor-Corona-Niveau. Die EU-Kommission plant derweil einen strategischen Dialog mit der Automobilwirtschaft.
EEA: „Die Verringerung der Treibhausgasemissionen im Verkehr stagniert relativ stark“
Die EU macht zwar Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität, aber an der Emissionsreduktion scheitert sie derzeit. Laut einem am 10. Oktober veröffentlichten EEA-Bericht werde „der Übergang des Verkehrssektors zur Nachhaltigkeit durch die steigende Verkehrsnachfrage und das schleppende Wachstum nachhaltiger Verkehrsträger für den Personen- und Güterverkehr erschwert“. Der Bericht fasst die wichtigsten Trends im Verkehrssektor und ihre Auswirkungen auf Umwelt und Klima bis zum Jahr 2024 zusammen. Demnach ist der Verkehr nach wie vor eine Hauptquelle für Treibhausgasemissionen, Luftverschmutzung und Lärm. Auch wenn die Prognosen für 2030 und darüber hinaus einige positive Anzeichen erkennen ließen, seien noch „erhebliche Investitionen in die Umsetzung innovativer Lösungen und eine Verlagerung auf nachhaltigere Verkehrsträger erforderlich“, so die Agentur.
Energieverbrauch im Verkehrssektor – so hoch wie vor der Corona-Pandemie
In der EU entfielen im Jahr 2022 fast ein Drittel (31 Prozent) des Endenergieverbrauchs auf den Verkehrssektor, der damit vor den Haushalten (27 Prozent) und der Industrie (25 Prozent) den größten Verbrauch aufwies. Das besagt eine Analyse vom Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat).
Der Straßenverkehr hatte mit 74 Prozent (10.996 Petajoule - PJ) des gesamten Energieverbrauchs im Verkehr den größten Anteil. Auf die Schifffahrt entfielen 13 Prozent, gefolgt vom Luftverkehr mit 11 Prozent und dem Schienenverkehr 1 Prozent (214 PJ).
Die Menschen fliegen wieder mehr: Im Vergleich zu 2021 verzeichnete der Luftverkehr den höchsten Anstieg des Energieverbrauchs mit einem markanten Plus von 57 Prozent. Nach starken Rückgängen in den Jahren 2020 und 2021 näherte sich der Energieverbrauch im Luftverkehr im Jahr 2022 wieder den Werten vor der Pandemie an.
Gas-/Dieselöl und Motorenbenzin waren 2022 Hauptenergieträger im Straßenverkehr: Gas-/Dieselöl (ohne den Biokraftstoffanteil) hatten einen Anteil von 65 Prozent im Straßenverkehr in der EU. Motorbenzin (ohne den Biokraftstoffanteil) folgt mit 25 Prozent, vor erneuerbaren Energien und Biokraftstoffen (6 Prozent), Flüssiggas (2 Prozent), Erdgas (1 Prozent ) und Elektrizität (0,3 Prozent). Letzteres klingt marginal, allerdings ist dieser Bereich wachsend: 2018 lag der Anteil noch bei 0,05 Prozent. Elektrizität wird derzeit vor allem in der Personenbeförderung genutzt, in absoluten Zahlen liegt laut der deutschen Vertretung der EU-Kommission Deutschland mit einem Fokus auf Hochgeschwindigkeitszügen EU-weit auf Platz eins.
Auch wenn in den meisten EU-Ländern Gas/Dieselöl als Hauptenergiequelle für den Straßenverkehr genutzt wird – es gibt deutliche regionale Unterschiede. Die höchsten Anteile meldeten mit 80 und 76 Prozent Lettland und Litauen, gefolgt von Irland, Österreich und Spanien mit jeweils 74 Prozent. Im Gegensatz dazu wurden die niedrigsten Anteile in Schweden (45 Prozent), Zypern (46) und den Niederlanden (48) verzeichnet. Der Anteil von Motorenbenzin war am höchsten in Zypern (50 Prozent), den Niederlanden (42) und Malta (36). Die niedrigsten Anteile wurden in Litauen (13 Prozent), Lettland (14) und Bulgarien (15) gemeldet.
Strategischer Dialog mit der Autoindustrie
Laut Table.Media vom 9. Oktober plant die EU-Kommission die Einrichtung eines strategischen Dialogs mit der Automobilwirtschaft, der sich am Beispiel des bereits abgeschlossenen strategischen Dialogs mit der Landwirtschaft (EU-News 05.09.2024) orientieren soll. Es soll um Krisenbewältigung und Zukunftsfragen gehen. Derzeit scheint noch unklar, wer den Dialog moderieren soll.
Neue Köpfe für das transeuropäische Verkehrsnetz
Die EU-Kommission hat Mitte September neun europäische Koordinatoren ernannt, die zur Vollendung des transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) beitragen sollen, darunter sind zwei Deutsche. Die Mandate gelten für vier Jahre, können aber verlängert werden. Es geht um ein großes Infrastrukturnetz aus Eisenbahnen, Straßen und Binnenwasserstraßen. Die Koordinatorinnen und Koordinatoren sollen mit den Mitgliedstaaten, Städten, Regionen und Infrastrukturbetreibern auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene zusammenarbeiten, damit das TEN-V vorankommt. Sieben Koordinatoren werden für sieben der neun europäischen Verkehrskorridore zuständig sein, meldet die EU-Kommission. Die beiden deutschen Koordinatoren, Matthias Ruete und Gesine Meissner sind für das Europäische Eisenbahnverkehrsleitsystem (ERTMS) und den Europäischen Seeverkehrsraum (EMS) zuständig. [jg]
EEA: Transport in Europe: Some signs of progress but difficult journey ahead to sustainability
Table.Media [kostenpflichtig]: Automobilwirtschaft: Kommission plant strategischen Dialog
Eurostat: Energy consumption in transport at pre-pandemic levels
Pressemitteilung EU-Kommission - Vertretung in Deutschland:Transeuropäisches Verkehrsnetz: Zwei Deutsche koordinieren Eisenbahnverkehrsleitsystem und Seeverkehrsraum