Fair produziert, langlebig und sicher: Neue Pläne für Batterien
Alle Batterien in der EU sollen bald nachhaltig sein. Das hat die EU-Kommission heute in ihrem Vorschlag für die Überarbeitung der Batterie-Verordnung angekündigt. Umweltverbände begrüßen den Entwurf grundsätzlich, fordern aber eine schnellere Umsetzung, als von der Kommission angedacht.
Ob für den Einsatz in Elektrogeräten, Elektroautos oder für Industrieprozesse: Die neuen Anforderungen sollen alle Batterien betreffen, die in der EU in Verkehr gebracht werden und beziehen sich auf alle Lebensphasen. Beginnend bei der Produktion will die EU-Kommission vorschreiben, dass Batterien nur noch „mit möglichst geringen Umweltauswirkungen“ und unter „vollständiger“ Einhaltung der Menschenrechte und Arbeits- und Umweltstandards hergestellt werden dürfen. Zudem sollen ein Mindestgehalt an recyceltem Material und ein „begrenzter“ Einsatz gefährlicher Stoffe dafür sorgen, die Umweltauswirkungen von Batterien zu senken. Bis 2024 müssen Hersteller zudem Aussagen über den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte treffen.
Die Nutzung von Batterien soll durch verpflichtende Anforderungen in Bezug auf Langlebigkeit, Sicherheit und Reparierbarkeit nachhaltiger werden. Nicht wiederverwendbare Batterien sollen in den nächsten Jahren komplett vom Markt verschwinden, für alle anderen Batterien will die EU-Kommission die Möglichkeiten der Weiter- und Wiederverwendung verbessern und erleichtern. So sollen Batterien aus Elektrofahrzeugen nach ihrer Nutzung leichter einer Anschlussverwendung zugeführt werden können, zum Beispiel als „stationäre Energiespeichersysteme.“
Durch neue Sammlungs- und Recyclingziele will die EU-Kommission dafür sorgen, dass Ressourcen so lange wie möglich genutzt werden. So schlägt sie für Gerätebatterien eine Sammelquote von 70 Prozent bis 2030 vor. Industrie-, Starter- und Traktionsbatterien sollen zu hundert Prozent getrennt gesammelt werden.
Die Überarbeitung der Batterieverordnung hatte die EU-Kommission im März im Rahmen ihres neuen Aktionsplans Kreislaufwirtschaft angekündigt. Der Vorschlag soll außerdem einen wichtigen Beitrag zum Ziel der Klimaneutralität bis 2050 leisten, indem er Emissionen aus dem Verkehrsbereich durch eine weitere Elektrifizierung des Straßenverkehrs reduziert.
Für die Umweltorganisation Transport and Environment (T&E) hat der Vorschlag der Kommission das Potenzial, „Batterien sauberer zu machen und sicherzustellen, dass ihre Beschaffung ethisch und ökologisch verantwortungsvoll“ geschehe. Die Einführung von Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette würde dazu führen, dass die Herstellung von in der EU verwendeten Batterien nicht mehr zu Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen führen dürfte. Eine schnelle und ehrgeizige Umsetzung der Vorschläge könne Europa zu einem Weltmarktführer für Elektrofahrzeugproduktion machen.
Auch Piotr Barczak, Referent für Kreislaufwirtschaft beim Europäischen Umweltbüro, sieht im Vorschlag der EU-Kommission „den richtigen Weg, um die Umweltauswirkungen und die Risiken unserer zunehmend elektrifizierten Wirtschaft zu reduzieren.“
Die Umweltorganisation Ecos blickt derweil mit Sorge auf späte Umsetzungsfristen. So würde die Vorgabe für den Einsatz von Recyclingmaterial in neuen Batterien erst in zehn Jahren in Kraft treten – „zu spät, damit die EU ihre Abhängigkeit von importierten Rohstoffen reduzieren kann“, so Ecos. Die vorgeschlagenen Regelungen müssten zudem durch „robuste technische Standards und Methodologien unterfüttert werden, die Leistung, Haltbarkeit, Wiederverwendung und weitere Nutzungen von Akkus betreffen“, so Ecos.
Sowohl T&E als auch Ecos sind überzeugt, dass das Ziel, bis 2030 70 Prozent des in Batterien verwendeten Lithiums über Recycling zurückzugewinnen, zu niedrig angesetzt ist, um einen zirkulären Markt für Elektroautos zu ermöglichen. Hier müssten Rat und Parlament nachbessern, wenn sie ihre Positionen zum Vorschlag der EU-Kommission verabschieden. [km]
Pressemitteilung der EU-Kommission
Vorschlag für eine Verordnung über Batterien und Altbatterien (englisch)
Pressemitteilung von Transport & Environment
Elemente einer Rohstoffwende
Die Krisen im Bereich Umwelt, Menschenrechte und Klima verschärfen sich und Deutschland verbraucht im globalen Maßstab weiterhin enorme Mengen an metallischen Rohstoffen. Gleichzeitig werden die Kosten für die durch den Abbau entstehenden sozialen und ökologischen Schäden in die Abbauländer externalisiert. Der AK Rohstoffe, ein Zusammenschluss aus 40 im AK Menschenrechts-, Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, skizziert in seinem neuen Positionspapier, was getan werden muss, um die Rohstoffwende in Deutschland einzuleiten.