Kommission für kürzere Tiertransporte – Tierschutz fordert Nachbesserungen

Die EU-Kommission hat am 7. Dezember ihren Vorschlag zur Verkürzung von Tiertransporten veröffentlicht. Bundesagrarminister Cem Özdemir und Tierschutzorganisationen geht dieser nicht weit genug. Sie fordern mehr Einsatz fürs Tierwohl auch bei der Haltung und für Zuchttiertransporte.
Die EU-Kommission schlägt vor, die Dauer von Tiertransporten zu begrenzen: Fahrten zum Schlachter sollen maximal neun Stunden dauern, andere Transporte höchstens 21 Stunden mit einer obligatorischen Ruhepause nach zehn Stunden. Tiere müssen nach einer längeren Fahrt mindestens 24 Stunden außerhalb des Fahrzeugs ruhen, gefüttert und mit Wasser versorgt werden, bevor sie erneut für 21 Stunden transportiert werden dürfen.
Es gibt auch strengere Regeln bei extremen Temperaturen: Bei 25-30 Grad ist die maximale Transportdauer neun Stunden, über 30 Grad dürfen Transporte nur nachts stattfinden. Bei Temperaturen unter null Grad müssen Fahrzeuge abgedeckt und Tiere vor Wind geschützt werden, wobei die Transportzeit auf neun Stunden begrenzt wird.
Das Paket umfasst neben der Überarbeitung der geltenden EU-Bestimmungen für Tiertransporte auch neue Vorschriften für Heimtiere. Für die Rückverfolgbarkeit von Hunden und Katzen werden erstmals einheitliche EU-Standards für die Zucht und die Haltung von Hunden und Katzen in Zuchtbetrieben, Tierhandlungen und Tierheimen festgelegt. Außerdem hat die EU-Kommission die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA beauftragt, ein wissenschaftliches Gutachten zum Wohlergehen von Tieren in Pelzzuchtbetrieben zu erstellen.
Das Paket muss nun von EU-Parlament und Mitgliedstaaten diskutiert und angenommen werden.
Enttäuschte Reaktionen
Bundesagrarminister Cem Özdemir begrüßte die Initiative, kritisierte aber das Fehlen von Vorschlägen zum besseren Tierschutz bei Haltung und Schlachtung.
Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten sieht der dpa zufolge die Vorschläge als unzureichend an und fordert ein Verbot von Langstreckentransporten außerhalb der EU. Auch die Tierschutzorganisation PROVIEH rief Kommission und Özdemir zu deutlichen Nachbesserungen auf. Zum Beispiel solle die Neun-Stunden-Regelung auch für Zuchttiere gelten und zudem nochmals erheblich gesenkt werden.
Der Deutsche Tierschutzbund hatte am Vortag zusammen mit Organisationen aus dem Berliner Tierschutznetzwerk und mit dem europäischen Dachverband Eurogroup for Animals ebenfalls gegen Tiertransporte in Drittländer protestiert. Dass derzeit kein Verbot von Pelztierfarmen in der EU absehbar sei, ließ den Verband „fassungslos” reagieren: Die Kommission ignoriere damit nicht nur alle lange bekannten Argumente gegen die Pelzindustrie, sondern auch den klaren Wunsch von mindestens 1,5 Millionen Bürgern, die sich im März mit der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) Fur Free Europe (Pelzfreies Europa) für ein Ende der grausamen Praxis von Pelztierzucht und -handel ausgesprochen hatten. [ah]
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PM PROVIEH
PM Tierschutzbund sowie EU-Kommission ignoriert Willen der Bürger