Tiertransporte und Tierversuche
Im Agrarrat wurde über mehr Tierschutz bei Transporten gesprochen. Die EU-Kommission hat einen Bericht zur Verwendung von Versuchstieren zu wissenschaftlichen Zwecken mit Bezugsjahr 2019 veröffentlicht. Deutschland ist „trauriger Spitzenreiter”, kritisierte der Deutsche Tierschutzbund.
Mehrere Länder für besseren Schutz der Tiere bei Transporten
Der Agrarrat hat am Montag über eine mögliche Aktualisierung der Rechtsvorschriften über Tiertransporte debattiert. Eingebracht hatten den Vorschlag Dänemark, Belgien, Schweden, Deutschland und die Niederlande. Aufgelistet sind Schlüsselfragen, die aus ihrer Sicht von zentraler Bedeutung seien. Dazu gehörten die Verkürzung der Fahrzeit, die Definition der „wirtschaftlichen Tätigkeit“, Bestimmungsorte außerhalb der Europäischen Union, Entfernung zu den Obergrenzen (Decks) und Anforderungen für Tränk- und Fütterungsintervalle. Darüber hinaus seien wichtige Themen wie der Transport bei extremen Temperaturen aufzunehmen.
Der Deutsche Tierschutzbund begrüßte den Vorstoß der Initiative und die mehrheitliche Unterstützung im Agrarrat für mehr Tierschutz bei landwirtschaftlichen Tiertransporten. Gleichzeitig wies die Organisation aber darauf hin, dass die Bundesregierung auch national aktiv werden kann und muss, um Tiertransporte in Länder außerhalb Europas gänzlich zu unterbinden.
„Die im Positionspapier vorgeschlagenen Änderungen der EU-Transportverordnung sind nicht ausreichend, wären aber dennoch ein großer Fortschritt. Dass beispielsweise Schlachttiere für maximal acht Stunden transportiert werden dürfen, ist positiv. Dasselbe muss jedoch für Tiere gelten, die nicht zum Schlachthof, sondern zum Mastbetrieb gebracht werden“, sagte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Langfristiges Ziel müsse sein, dass Tiertransporte in der EU nicht lediglich unter besseren Bedingungen durchgeführt werden, sondern grundsätzlich nur noch über kurze Distanzen stattfinden. Transporte in Länder außerhalb Europas müssten gestoppt werden. Anstelle lebender Tiere müsse zukünftig Fleisch beziehungsweise genetisches Material transportiert werden.
Tierversuchsstatistik: Deutschland EU-weit auf Platz 1
Die EU-Kommission hat einen Bericht über die für Tierversuche verwendeten Tiere im Jahr 2019 veröffentlicht: Über 10 Millionen Tiere wurden für wissenschaftliche Zwecke verwendet. Davon in Deutschland über 1,8 Millionen, gefolgt von Frankreich mit 1,7 Millionen Tieren. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes wurden am häufigsten Mäuse (5.515.089) und Fische (2.574.857) genutzt. „Aber auch Primaten (10.203), Hunde (20.641) und Katzen (3.708) mussten in der EU bzw. Norwegen in Versuchen leiden und sterben. Fast eine Millionen Tiere erlitten den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden, Ängsten und Schäden“, kritisierte die Tierschutzorganisation. Es müsse eine „Gesamtstrategie für einen Ausstieg“ mit konkreten Zielen her. Bis zu einem solchen Komplettausstieg forderte der Tierschutzbund, die Förderung von tierleidfreien Ersatzmethoden massiv auszuweiten und zumindest schwerbelastende Tierversuche und Versuche an nichtmenschlichen Primaten sofort zu verbieten.
Bis zum 31. August läuft noch die Unterschriftensammlung für die Europäische Bürgerinitiative „Save Cruelty Free Cosmetics – Für ein Europa ohne Tierversuche“ www.europa-ohne-tierversuche.de . [jg]
Rat „Landwirtschaft und Fischerei“, 18. Juli 2022 – wichtigste Ergebnisse und Updating legislation on the transport of animals in the EU
dpa-Europaticker: Mehrere EU-Länder fordern besseren Tierschutz bei Transporten
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