Tierwohl-Siegel: Mehr Glück für Schweine?
Am 7. Juni hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir die Eckpunkte für eine verpflichtende staatliche Tierhaltungskennzeichnung vorgestellt. Mit dem geplanten neuen Label sollen Verbraucherinnen und Verbraucher auf einen Blick erkennen, wie ein Tier, dessen Fleisch sie kaufen, in Deutschland gehalten wurde.
Zunächst geht es um die Wurst und das Schnitzel vom Schwein: In fünf Stufen soll die Haltungsform kenntlich gemacht werden. Die „Stall“-Haltung entspricht den gesetzlichen Mindestanforderungen. „Stall+Platz“ bedeutet 20 Prozent mehr Bewegungsfreiheit und ein bisschen mehr Komfort. Der „Frischluftstall“ ermöglicht den Tieren die Wahrnehmung von Sonne, Wind und Regen, weil eine Seite des Stalls offen ist. Bei „Auslauf/Freiland“ dürfen die Schweine mindestens acht Stunden am Tag im Freien wühlen. Die fünfte Stufe „Bio“ richtet sich nach den Anforderungen der EU-Ökoverordnung und garantiert eine noch größere Auslauffläche und noch mehr Platz im Stall. Das Etikett für die jeweilige Haltungsform muss gut sichtbar und gut lesbar sein, bei nicht verpackter Ware gilt das Gleiche für das Schild davor. Zudem sind eine Kontrolle durch Behörden und ein Register über die Haltungseinrichtungen vorgesehen. Tricksereien werden mit einem Bußgeld bestraft. Der Kennzeichnung von frischem Schweinefleisch sollen weitere Tierarten und Produkte folgen.
Nutztierstrategie gegen Massentierhaltung
Der Deutsche Tierschutzbund lobt die Pläne zum staatlichen Tierhaltungskennzeichen, sieht aber noch Verbesserungsbedarf. So fehlten eine Kennzeichnung in der Gastronomie und die Bereiche Transport und Schlachtung. Deutlich kritisiert der Tierschutzbund die FDP, die bisher jedwede für den Umbau notwendige zusätzliche staatliche Förderung ablehnt. Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes Thomas Schröder betonte hingegen den Bedarf an zusätzlicher Förderung: „Der Markt alleine wird es nicht schaffen, die bisher zugesagte eine Milliarde reicht nicht. Insofern steht die FDP in der Verantwortung, ihre Blockadepolitik aufzugeben.“ Er forderte über die Schaffung eines Tierwohlsiegels hinaus eine Nutztierstrategie mit dem Ziel, Bestandsgrößen zu reduzieren und den Tieren mehr Platz und Leben zu gönnen. [mbu]