Weg mit der Pelztierzucht, her mit neuen Tierschutzgesetzen
Das europaweite Verbot von Pelztierzucht sowie die Veröffentlichung aller Vorschläge zur besseren Tierschutzgesetzgebung forderten in Brüssel und Straßburg Tierschutzorganisationen und Wissenschaft. Eine Umfrage stützt das Anliegen: Die absolute Mehrheit der Europäer*innen will mehr Tierschutz.
In einer Bürgerinitiative hatten mehr als anderthalb Millionen Europäer*innen ein Verbot von Pelztierfarmen gefordert. Diese Petition haben nun Tierschutzorganisationen, Wissenschaftler*innen und ehemalige Vertreter*innen der Pelzindustrie dem Europäischen Parlament (EP) präsentiert. Sie treten für ein komplettes Aus der Pelztierzucht ein. 20 Mitgliedstaaten haben bereits vollständig oder zumindest teilweise Pelztierzucht untersagt. Gleichzeitig mahnte das Bündnis die umfassende Veröffentlichung von Vorschlägen zu besserem Tierschutz an.
Einen Tag vor der Anhörung im EP hatten bereits Tierschutzorganisationen in Brüssel vor der Europäischen Kommission protestiert und von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die zugesagten Entwürfe für überarbeitete Tierschutzgesetze gefordert. Hintergrund ist, dass schon 2020 von der Kommission versprochen worden war, die seit mehr als 20 Jahren unveränderte Gesetzgebung zu novellieren, und zwar im Rahmen der Farm to Fork-Strategie. Nun, zum Ende der Legislaturperiode, hieß es, die Kommission werde lediglich einen von vier Verbesserungsvorschlägen (Tierhaltung, Transport von Tieren, Schlachtung und Kennzeichnungspflicht) veröffentlichen und nur die Transportverordnung bearbeiten.
Mit dem Willen der Europäer*innen ist diese Verzögerung nicht vereinbar. Wie die dpa berichtete, befürworten mehr als vier von fünf Menschen in der EU einer Umfrage zufolge mehr Tierschutz. Nutztiere sollten besser geschützt werden ebenso wie Haustiere, wünscht sich die große Mehrheit. Die Eurobarometer-Umfrage hatte die EU-Kommission selbst beim Institut Kantar beauftragt.
Dass besserer Tierschutz und hier besonders die Tierhaltung enorm wichtig ist, betont auch der europäische Grünen-Abgeordnete Martin Häusling und bezieht sich auf einen Bericht von Germanwatch und weiteren Organisationen wie der Deutschen Umwelthilfe oder Vier Pfoten. Die Antibiotikagabe in der industriellen Tierhaltung habe einen negativen Bumerang-Effekt. „Die Gefahr von antimikrobiellen Resistenzen wird durch den übermäßigen Einsatz stark erhöht“, kritisiert Häusling einmal mehr und weist daraufhin, dass „allein in Europa 133.000 Menschen im Jahr 2019 starben, weil Antibiotika nicht mehr wirken“. [ah]
PM Eurogroup for Animals zur Pelzierzucht
PM Eurogroup for Animals zur Tierschutzgesetzgebung
Handelsblatt/dpa zur Eurobarometer-Umfrage
Bericht von Germanwatch
PM Martin Häusling zu Antiobiotika