Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei: Diskussion um EU-Waldstrategie
Im Rahmen der Konferenz „Wälder für Biodiversität und Klimawandel“, die in dieser Woche von der EU-Kommission veranstaltet wurde, diskutierten Expert*innen über notwendige Maßnahmen der EU im Bereich der Forstpolitik.
Die Probleme, die eine neue Waldstrategie der EU angehen muss, sind klar: Klimawandel und nicht nachhaltige Waldbewirtschaftung bedrohen Wälder in Europa und der ganzen Welt. Eine im Grünen Deal angekündigte neue Strategie der EU soll zerstörte Wälder aufforsten und den europäischen „Entwaldungs-Fußabdruck“ außerhalb der EU verringern.
Wie die schädlichen Auswirkungen europäischen Handel(n)s auf Wälder auf der ganzen Welt verringert werden soll, ist indes noch nicht klar. Das EU-Parlament bereitet derzeit einen Vorschlag vor, um „das Gewicht des europäischen Binnenmarkts“ dafür zu nutzen, globale Entwaldung aufzuhalten. Pascal Canfin, Vorsitzender des Umweltausschusses, sprach sich in diesem Rahmen für ein neues Label aus, das Verbraucher*innen über die Auswirkungen eines Produkts auf Wälder im Produktionsland informiert. Umweltorganisationen fordern dagegen klare Regulierungen der Lieferketten. „Dinge wie Zerstörung und Menschenrechtsverletzungen sollten keine Wahl sein“, erklärte Sini Eräjää von Greenpeace Europa. Auf ein Produktsiegel und Freiwilligkeit der Produzenten könne man sich nicht verlassen, fand auch Hannah Mowat, Kampagnenkoordinatorin bei der Umweltschutzorganisation Fern. Für Delara Burkhardt (S&D), Berichterstatterin in der Angelegenheit, sei eine Mischung aus Labels und Sorgfaltspflichten für Unternehmen eine mögliche Lösung für die Übergangszeit. Das EU-Parlament wird den Vorschlag voraussichtlich im Sommer vorstellen.
Auch die Situation der europäischen Wälder wurde auf der Konferenz diskutiert. In ihrer Forststrategie müsse die EU „der Verlockung widerstehen, jetzt vor allem auf plantagenartige Aufforstungen mit schnell wachsenden Baumarten zu setzen, um diese auf die Klimaziele anrechnen zu lassen“, erklärte Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger im Vorfeld der Konferenz. Stattdessen müssten Mischwälder gefördert werden, die den Auswirkungen des Klimawandels besser standhalten können. Laut Jana Ballenthien, Waldreferentin der Umweltkampagnenorganisation Robin Wood, müsse die EU zudem unbedingt dafür sorgen, dass bestehende Ur- und Naturwälder geschützt werden. Eine Waldstrategie dürfe nicht, wie bisher, „unter der Prämisse der wirtschaftlichen Nutzung von Holz“ stehen. [km]
Bericht zur Diskussion um Entwaldung in Drittstaaten bei Ends Europe (kostenpflichtig)
Pressemitteilung von Robin Wood
Informationen zur Konferenz "Wälder für Biodiversität und Klimawandel" bei der EU-Kommission