2024: Das erste Jahr über dem 1,5°C-Limit
Der EU-Klimawandeldienst Copernicus prognostiziert, dass 2024 nicht nur das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird, sondern auch zum ersten Mal die 1,5-Grad-Marke überschritten werden wird. Umweltorganisationen schlagen Alarm und fordern Entscheidungsträger zum dringenden Handeln auf.
2024 schreibt laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus (Copernicus Climate Change Service - C3S) klimatisch Geschichte: Es wird höchstwahrscheinlich das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein. Auch das 1,5°C-Ziel wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach zum ersten Mal überschritten.
Der Klimawandeldienst, der sich auf einen auf Milliarden von Messungen basierenden Datensatz aus aller Welt stützt, kam zu dem Ergebnis, dass die Abweichungen der globalen Durchschnittstemperaturen von Januar bis November 2024 im Durchschnitt bei 0,72°C über dem Durchschnitt von 1991-2020 lagen. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass das Jahr 2024 mit ziemlicher Sicherheit das wärmste Jahr aller Zeiten werden wird. Nur wenn die diesjährige Anomalie der globalen Durchschnittstemperatur im Dezember bei nur 0,49°C liegen würde, könnte die 1,5°C-Grenze noch eingehalten werden. Da die Temperaturabweichung im Dezember 2023 allerdings fast 1,8°C betrug, gilt dies als unwahrscheinlich.
Nach dem November 2023 - mit Temperaturabweichungen von 1,62°C zum vorindustriellen Niveau, also dem Mittel der Jahre 1890 bis 1900 - war der diesjährige November zudem global gesehen der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch die Monate zwischen September 2023 und April 2024 sowie Oktober und November 2024 lagen mit Temperaturanomalien von 1,58°C bis 1,78°C deutlich über dem 1,5°C-Limit. Für Europa gab es im diesjährigen November jedoch keinen Temperaturrekord, sondern große regionale Unterschiede. So habe die Durchschnittstemperatur über dem europäischen Festland bei 5,1 Grad Celsius gelegen. Damit gehöre der November 2024 nicht zu den zehn wärmsten Novembermonaten in Europa.
Ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen wie Emissionsreduktion und Klimafinanzierung „dringender denn je“
Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin der C3S, benannte 2024 mit „faktischer Gewissheit“ als das heißeste Jahr bisher sowie das erste, welches die 1,5°C-Grenze überschreiten würde. Dies müsse zwar nicht bedeuten, „dass das Pariser Abkommen gebrochen wurde“, aber sehr wohl, „dass ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen dringender denn je sind“. Für die Einschätzung zur Einhaltung des 1,5°C-Ziels werden längerfristige Durchschnittswerte betrachtet.
Auf dem COP29-Gipfel in Baku im November warnten auch Wissenschaftler*innen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) in einem Bericht vor einer gefährlichen Überhitzung der Welt. Demnach sind die globalen Temperaturen im Vergleich zum vorindustriellen Durchschnitt bereits um 1,3 Grad Celsius angestiegen.
Die Umweltorganisation Environmental Justice Foundation (EJF) kritisierte mit Blick auf die Klimadaten auf der Social-Media-Plattform X, dass „Entscheidungsträger*innen weltweit nicht genug [tun], um CO2-Emissionen drastisch zu senken und die ärmsten und am meisten benachteiligten Menschen vor den Folgen der Klimakrise zu schützen“. Auch aus Sicht des WWF müssten „die Staats- und Regierungschefs (…) dringend handeln, um die Emissionen fossiler Brennstoffe zu reduzieren und die Klimafinanzierung zum Schutz von Mensch und Natur aufzustocken“. Die Maßnahmen der nächsten fünf Jahre seien entscheidend, „wenn wir eine Chance haben wollen, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen und die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu vermeiden“, so Fernando Carvalho, WWF-Leiter für globale Energie- und Klimapolitik ebenfalls auf X. [mi]
ENDS Europe [kostenpflichtig]: Climate action more urgent than ever
EuroNews: 2024 ist das heißeste Jahr