Bunter Protest gegen Pestizide
Mit einer lauten und vielfältigen Protestaktion demonstrierte am 27. Oktober das Good-Food-Good-Farming-Bündnis für eine pestizidfreie Landwirtschaft. Bei der Aktion vor dem EU-Parlament in Brüssel kritisierte die Bewegung die Bemühungen der EU-Kommission, den Pestizideinsatz zu reduzieren, als unzureichend. Die geplante Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pestiziden (Sustainable Use Regulation, SUR) sei zu schwach und beinhalte zu viele Schlupflöcher sowie irreführende Indikatoren.
Das Bündnis aus Landwirt*innen, Verbraucher*innen und Umweltverbänden verwies auf die negativen Auswirkungen von chemisch-synthetischen Pestiziden auf die Biodiversität und die menschliche Gesundheit. Das Bündnis betonte, dass Pestizide eine der Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt seien. Außerdem sei das Gesundheitsrisiko für diejenigen Menschen besonders hoch, die bei oder mit der Landwirtschaft leben. Unter dem Motto „DetoxEUAgriculture!“ forderten die Organisator*innen daher die Umstellung auf agrarökologische und pestizidfreie Agrarsysteme.
Haarsträubende Pestizid-Politik
Zur Veranschaulichung der Problematik wurden bei der Aktion die Haarproben von Menschen ausgestellt, die zuvor am „Pestizid-CheckUp“ teilgenommen hatten. Bei der Citizen-Science-Aktion wurden EU-weit über 300 Haarproben auf Pestizide untersucht. Dabei wurden bei 29 Prozent der Proben mindestens einer der 30 untersuchten Wirkstoffe nachgewiesen: fast bei jeder dritten Person ließen sich demnach Rückstände von Pestiziden in den Haaren nachweisen. Bei Landwirt*innen, Landarbeiter*innen und Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, wurden dabei höhere Konzentrationen nachgewiesen. Die bei der Analyse häufigsten Stoffe waren das Herbizid Prosulfocarb, das Fungizid Tebuconazol und das Insektizid Acetamiprid.
Reduktion gefordert
Mit den Haarproben transportierte das Bündnis auch die Forderungen der Bürger*innen nach einem agrarökologischen Landwirtschaftssystem nach Brüssel. So forderte etwa Tobias Schied, Landwirt und Klimaaktivist: „Pestizide, chemische Düngemittel, Gas und Öl sind fossil. Es ist an der Zeit Menschen, Tiere und die biologische Vielfalt über den Profit zu stellen". Und Marilda Dhaskali, EU-Referentin für Landwirtschaft und Bioenergie von Bird Life Europe ergänzte: „Wenn wir nicht wollen, dass unsere Kinder in einer stillen Welt leben, muss die EU auf eine naturverträgliche Landwirtschaft umstellen und den Einsatz von Pestiziden deutlich reduzieren." [bp]
Aktionsseite und Pressemitteilung von Good-Food-Good-Farming