CO2-Grenzwerte: EU-Automobilindustrie drängt auf mehr Zeit
Führende Verbände der europäischen Autoindustrie haben die EU-Kommission davor gewarnt, an der geplanten Verschärfung von CO2-Grenzwerten angesichts der Coronakrise festzuhalten. Der Umweltverband Transport & Environment kritisierte diesen Vorstoß.
In einem offenen Brief, der in der vergangenen Woche an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und fünf weitere EU-Kommissar*innen ging, plädierten die Präsidenten der europäischen Spitzenverbände für Automobilhersteller (ACEA), Zulieferer (CLEPA), Reifenhersteller (ETRMA) sowie für Händler und Werkstätten (CECRA) dafür, die EU-Vorgaben für CO2-Emissionen für Neuwagen zu lockern. Da sich die Coronapandemie negativ auf die gesamte Automobilindustrie auswirke, müsse es vor allem um kurzfristige Hilfen gehen. Die durch die Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise durchkreuze die langfristigen Pläne der Hersteller, um die künftig strengeren EU-Vorschriften für den CO2-Ausstoß neuer Fahrzeuge einzuhalten. Einige Anpassungen des Zeithorizonts seien daher geboten, so die Interessenvertreter*innen. Sie bekräftigten zugleich, dass sie die Ziele der Gesetzesvorhaben, Sicherheit im Straßenverkehr, Abschwächung der Folgen des Klimawandels sowie Umweltschutz, nicht in Frage stellten.
Julia Poliscanova vom Umweltverband Transport & Environment (T&E) entgegnete, dass geringere Verkaufszahlen die Einhaltung von CO2-Grenzwerten nicht beeinflussten. Zwar stimmte sie zu, dass eine umfassende Erholung der Volkswirtschaften zentral sei. Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass “opportunistische Autohersteller” die Krise ausnutzten, um EU-weite Klimaschutzvorgaben für Fahrzeuge rückgängig zu machen. [aw]
ACEA et al.: COVID-19: Auto sector letter to von der Leyen
T&E: EU car lobby’s renewed attack on cars CO2 targets - on the back of COVID-19