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Fischereiquoten für 2024 stehen
EU-News | 19.12.2023
#Wasser und Meere

Fischereiquoten für 2024 stehen

Offenes Meer
© AdobeStock/taviphoto
Offenes Meer

Der Fischereirat hat die Fangquoten für das nächste Jahr festgelegt und auch mit Großbritannien Regeln vereinbart. Es wird auch 2024 über das ökologisch vernünftige Maß hinaus gefischt, kritisieren Meeresschutzorganisationen.

Nach „zwei Tagen und einer langen Nacht“ hat der Fischereirat hat am 12. Dezember Fangquoten für 2024 im Atlantik, in der Nordsee, im Mittelmeer und im Schwarzen Meer festgelegt. Laut Fischereirat beruht die Einigung auf den neuesten wissenschaftlichen Grundlagen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES), um die langfristige Nachhaltigkeit der Fischbestände zu gewährleisten und gleichzeitig die Lebensgrundlagen der Gemeinschaften zu schützen, die von der Fischerei leben. Zum letzten Ziel hatte der Rat bereits Ende November eine Verordnung über Einfuhr von Fischereierzeugnissen beschlossen, damit die Fischverarbeitungsindustrie in der EU weiterhin Rohstoffe zur Weiterverarbeitung aus Drittländern zu verringerten Zollsätzen oder zollfrei beziehen kann.

Schutz für den Aal und Quoten für kommerzielle Fischbestände in Nordsee, Atlantik, Mittelmeer und Schwarzem Meer

Im Falle von acht Fischbeständen im Atlantik und in der Nordsee betrifft die Entscheidung auch Fangbeschränkungen für 2025 und in zwei Fällen auch für 2026. Da die Lage der Populationen des Europäischen Aals nach wie vor kritisch ist, beschloss der Rat, die sechsmonatige Schonzeit für jegliche gewerbliche Aalfischerei mit bestimmten Ausnahmen fortzuführen und die Freizeitfischerei zu verbieten.

Die mehrjährige zulässige Gesamtfangmenge (total allowable catches – TACs) für Butt, Seeteufel, Scholle und Seehecht wurde in bestimmten Gebieten in Atlantik und Nordsee erhöht, da deren Bestände sich laut Rat erhöht hätten. Der EU-Ministerrat hatte bereits am 8. Dezember zusammen mit dem Vereinigten Königreich die Fangrechte der EU-Fischereibetriebe im Atlantik und in der Nordsee vereinbart. Die im Rahmen der nach dem Brexit jährlich stattfindenden Konsultationen wurden die Quoten für 2024 für rund 100 gemeinsam bewirtschaftete Fischbestände festgelegt. Demnach wurde eine Verringerung der TACs im Vergleich zum laufenden Jahr für Schellfisch in der Irischen See (minus 14,5 Prozent), Schellfisch in der Keltischen See (-30,6 Prozent) sowie Wittling in der Keltischen See (-50 Prozent) und Beifänge von Scholle im Ärmelkanal (-42 Prozent) vereinbart. Es wird aber auch Erhöhungen der Quoten geben, beispielsweise für Wittling westlich von Schottland (+20 Prozent) und Butt in der Nordsee (+9,6 Prozent).

In Mittelmeer und Schwarzem Meer soll es 2024 weniger Schleppnetzfischerei geben (minus 9,5 Prozent). Zudem sollen solche Betriebe, die bestimmte Auflagen erfüllen, durch den 2022 eingeführten Ausgleichsmechanismus profitieren und zusätzliche Tage fischen dürfen. Außerdem wurden Fangquoten für Afrikanische sowie Rote Tiefseegarnelen festgelegt. Im Schwarzen Meer soll es eine Schonfrist für Steinbutt zwischen 15. April und 15. Juni 2024 geben

„Missachtung des desolaten Zustands der Fischpopulationen und der Meeresökosysteme“

Die Meeresschutzorganisation Seas At Risk kritisierte, dass sowohl die innerhalb der EU als auch die mit dem Vereinigten Königreich vereinbarten Quoten in einigen Fällen „Ökosystemaspekte außer Acht lassen“ und Fangmöglichkeiten erlaubten, die über den wissenschaftlichen Empfehlungen liegen. Dies zeichne „ein düsteres Bild der Untätigkeit und der Missachtung des desolaten Zustands der Fischpopulationen und der Meeresökosysteme“. Die eskalierende Klima- und Biodiversitätskrise würden missachtet: „ein eklatanter Verrat an den europäischen Bürgern und unserem Planeten“. Fisch dürften nicht mehr nur als Nahrungsquelle betrachtet werden. Der Rückgang des Fischbestands im Meer gefährde die klimaschützende Wirkung der Meeresökosysteme, die Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen, transportieren und im Meeresboden speichern, warnte die Organisation.

Oceana begrüßte zwar, dass sich die Zahl der Fangbeschränkungen im Nordostatlantik im Einklang mit den wissenschaftlichen Empfehlungen erhöht hat, wies jedoch darauf hin, dass 13 Prozent (3 von 23) immer noch über den wissenschaftlichen Vorgaben lägen. Die Meeresschutzorganisation bedauerte, dass der Rat die Überfischung einiger empfindlicher und gefährdeter Arten weiterhin zulasse. Gerade im Mittelmeer seien weitere Anstrengungen erforderlich, um die Überfischung zu bekämpfen.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisierte ebenfalls die beschlossenen Nordsee-Fangquoten – zudem wolle die EU-Kommission die gesetzliche Anordnung von Fangstopps abschaffen. Die Fangquoten-Beschlüsse der EU reichten nicht aus, um wichtige Populationen wie Nordseehering und Nordseekabeljau zu schützen. Die DUH forderte ein ökosystembasiertes Fischereimanagement mit deutlich niedrigeren Fangmengen, wirksame Maßnahmen gegen illegale Rückwürfe und selektivere Fanggeräte.

Laut jüngster Rote Liste der Weltnaturschutzunion sind ein Viertel (25 Prozent) der Süßwasserfischarten weltweit vom Aussterben bedroht, darunter auch der Atlantische Lachs (Salmo Salar), der nun auf der Vorwarnliste als "gering gefährdet" gelistet ist.[jg]

 

Agrar- und Fischereirat am 10./11.12. – wichtigste Ergebnisse

Rat billigt Fangmöglichkeiten für 2024 in EU- und Nicht-EU-Gewässern

Rat genehmigt Fischereivereinbarung zwischen EU und Vereinigtem Königreich für 2024

Seas At Risk: Sustainable fisheries is still utopia, amid climate breakdown and depleted fish populations

Oceana welcomes progress in setting EU catch limits in line with scientific advice

Deutsche Umwelthilfe kritisiert beschlossene Nordsee-Fangquoten und [...] Streichung wichtiger Schutzklausel

Fischerei- und Meerespolitik kurz & knapp
  • Fischereikontrollverordnung: Nach fünf 5 Jahren Verhandlungen innerhalb der EU-Institutionen ist die überarbeitete EU-Fischereikontrollverordnung Anfang Dezember offiziell Gesetz geworden! Was das für die Fischpopulationen und die Beifänge empfindlicher Arten bedeutet, hat Seas At Risk analysiert. Weiterlesen
  • Windenergiepaket als verpasste Gelegenheit: Das im Oktober vorgestellt Windenergiepaket der EU-Kommission lässt an Umweltambitionen zu wünschen, kritisierte Seas At Risk. Die Natur zu riskieren, um das Klima zu retten, sei keine Lösung. Im Paket fehlten Lösungen für die jüngste Warnung des Europäischen Rechnungshofs vor den potenziellen Auswirkungen der Entwicklung neuer Offshore-Windkraftanlagen auf wertvolle Meeresökosysteme sowie für die Notwendigkeit einer besseren Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den EU-Ländern, wenn diese Energiestandorte nationale Grenzen überschreiten.
  • Illegaler Kaviar: Eier frei lebender Störe, Wildkaviar, darf ohnehin nicht mehr verkauft werden seit die Wilderei den Fisch an den Rand des Aussterbens gebracht hat. Kaviar darf legal nur von gezüchteten Stören stammen, und es gelten strenge Vorschriften zum Schutz der Art. Störexperten haben allerdings festgestellt, dass die Hälfte der getesteten Kaviarprodukte aus Europa illegal ist, und einige enthalten nicht einmal Kaviar.
  • Rechnungshof zu Aquakultur: Obwohl zur Unterstützung der Zucht von Fischen und Meeresfrüchten in Aquakulturen über sieben Jahre eine Milliarde Euro geflossen sind, stagniert die EU-Produktion. Die Umweltauswirkungen der Branche und die Ergebnisse der EU-Förderung können bislang nicht zuverlässig gemessen werden, konstatierte der ECA außerdem.

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