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Geplanter Europäischer Pakt für Meere im Wettbewerbsmodus?
EU-News | 31.01.2025
#EU-Umweltpolitik #Wasser und Meere #Wirtschaft

Geplanter Europäischer Pakt für Meere im Wettbewerbsmodus?

Blick auf ein fragiles Papierschiffchen auf dem Wasser

Bis zum 17. Februar sammelt die EU-Kommission Meinungen zur Gestaltung des geplanten Europäischen Paktes für die Meere. Seas At Risk warnt derweil, dass die europäischen Meere nicht die Verlierer im Rennen um EU-Wettbewerbsfähigkeit sein dürfen. Welche Auswirkungen menschliche Aktivitäten jetzt schon auf die Ökosysteme haben, untersucht das französische Forschungsinstitut ifremer.

Noch vor der dritten Ozeankonferenz der Vereinten Nationen im Juni 2025 will die EU-Kommission ihren in den politischen Leitlinien Ursula von der Leyens angekündigten Europäischen Pakt für die Meere vorlegen. Geplant sei ein „ganzheitlicher Ansatz für meeresbezogene Maßnahmen“. Der Pakt soll Kohärenz in allen meeresbezogenen Politikbereichen der EU schaffen und sich mit dem Einfluss der menschlichen Aktivitäten auf die Meere, die Auswirkungen der Meere auf Küstengemeinden und den maritimen Wirtschaftschancen befassen. Es gehe um die Förderung widerstandsfähiger und gesunder Meere und Küstengebiete sowie Unterstützung der „blauen Wirtschaft“. Die Konsultation läuft bis zum 17. Februar.

Seas At Risk: „Das Meer darf nicht der Verlierer im Wettlauf um die Wettbewerbsfähigkeit der EU sein“

In Reaktion auf den von der EU-Kommission vorgelegten Kompass für Wettbewerbsfähigkeit (EU-News 30.01.2025) hat die Meeresschutzorganisation Seas At Risk harsche Kritik geäußert. Angesichts der Tatsache, dass die Natur- und Umweltziele der EU im Kompass fehlen, läuteten die Alarmglocken. Die Initiative fokussiere die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit Europas, lasse aber eine „entscheidende Dimension“ außer Acht: die Gesundheit der Meere und ihrer Ökosysteme, die für eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Zukunft unerlässlich sind. Tobias Troll, Direktor für Meerespolitik bei Seas At Risk, sagte: „Der EU-Kompass für Wettbewerbsfähigkeit unterstreicht die Notwendigkeit der Dekarbonisierung, aber ohne einen Aktionsplan, der die ökologischen Grenzen des Planeten respektiert, greift er zu kurz. Der Ozean ist das Rückgrat im Kampf gegen den Klimawandel - schonende und regenerative Meeresaktivitäten, die Arbeitnehmer und Gemeinschaften unterstützen, sind der Schlüssel zu einer nachhaltigen und gerechten Zukunft.“ Seas At Risk erwarte, dass „der kommende Europäische Pakt für die Meere dies respektiert und stärkt“. 

Dekarbonisierung sei besonders wichtig für Häfen und die Schifffahrtsindustrie, die 90 Prozent des Welthandels abwickele und Treibhausgase in Größenordnungen eines Landes wie Deutschland ausstoßen. Prognosen zeigten, dass die Häfen aufgrund des Klimawandels mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert sein werden, darunter der Anstieg des Meeresspiegels, häufigere und schwerere Stürme und eine zunehmende Luftverschmutzung. Im Hinblick auf die für 2026 angekündigte EU-Hafenstrategie müssten fortschrittliche Lösungen für Klima- und Umweltrisiken unbedingt im Vordergrund stehen, so Seas At Risk. 

Das von zahlreichen Nichtregierungsorganisationen unterstützte Blaue Manifest sei ein „alternativer“ Kompass oder Fahrplan für gesunde Meere bis 2030. Das Blaue Manifest enthalte die klare Aufforderung an die politischen Entscheidungsträger der EU, das Meer in den Mittelpunkt der EU-Entscheidungen zu stellen und liefere erforderliche politische Maßnahmen und Rechtsvorschriften, um saubere Meere, einen gerechten Übergang und blaue Wirtschaft zu gewährleisten.   

Krieg, Urbanisierung, Pestizide, Plastik: menschliche Aktivitäten und die Küstenökosysteme

Das französische Meeresforschungsinstitut ifremer will Ende 2025 Ergebnisse einer umfassenden Untersuchung der Auswirkungen von menschlichen Aktivitäten auf Küstenökosysteme vorlegen. 2023 und 2024 wurden 124 Sedimentkerne an 15 Küstenstandorten in neun Ländern entnommen. Das Ziel: herauszufinden, ob und wie wichtige historische Ereignisse des Anthropozäns – wie der Zweite Weltkrieg, Tschernobyl oder die Zunahme bestimmter Praktiken vom Pestizideinsatz bis zum Hafenbau – die fragile Gesundheit der Ökosysteme beeinträchtigt haben. Die Ergebnisse dürften für die Überlegungen auf europäischer Ebene zum Umgang mit der chemischen Verschmutzung der Meeresumwelt und zum Schutz der biologischen Vielfalt von wesentlicher Bedeutung sein, so ifremer. [jg]

 

Pressemitteilung EU-Kommission und Konsultation zum Europäischen Pakt für Meere

Seas At Risk: The ocean must not be the loser in the EU’s competitiveness race

ifremer: War, urbanization, pesticides, plastics... How have human activities disrupted the ecosystems of Eu-rope's coasts?

Grundschleppnetzfischerei: Geht Schweden mit gutem Beispiel voran?

Die Swedish Society for Nature Conservation (SSNC), Seas At Risk, Oceana und ClientEarth haben einen am 21. Januar von der schwedischen Regierung vorgelegten Gesetzesvorschlag begrüßt. Der Vorschlag zur Änderung der Gesetzgebung könnte den Weg für ein künftiges Verbot der Grundschleppnetzfischerei in schwedischen Meeresschutzgebieten ebnen. Die Nichtregierungsorganisationen feiern dies als einen wichtigen Meilenstein und fordern andere EU-Regierungen auf, der schwedischen Initiative zu folgen und für einen wirksamen Meeresschutz zu sorgen. Jedes Land trage die Verantwortung für den Schutz seiner Meeresumwelt zum Nutzen der Küstengemeinden und künftiger Generationen.

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