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"Fit for 55"-Vorschläge zu Gebäuden ernten Lob und Kritik
EU-News | 16.12.2021
#Klima und Energie

"Fit for 55"-Vorschläge zu Gebäuden ernten Lob und Kritik

Thermische Isolierung
© AdobeStock/Zigmunds
Thermische Isolierung

Als Teil des Fit-for-55-Klimapakets hat die EU-Kommission in dieser Woche auch ihre Pläne für die Dekarbonisierung von Gebäuden präsentiert. Umweltverbände loben die vorgeschlagenen verbindlichen Mindeststandards für die Energieeffizienz von Gebäuden, vermissen aber teilweise weitergehende Ambitionen.

Gebäuderichtlinie: Vorschlag der EU-Kommission

Emissionsfreie Gebäude bis 2050 und Reduktion der Treibhausgasemissionen um 55 Prozent bis 2030: Das sind die Ziele der überarbeiteten Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Energy performance of buildings directive, EPBD). Erreicht werden sollen die Ziele, indem Hindernisse für energetische Renovierungen abgebaut und finanzielle Unterstützungen für notwendige Investitionen sichergestellt werden.

Neue Gebäude sollen bereits 2030 und neue öffentliche Gebäude bis 2027 emissionsfrei sein. Sie sollen also „wenig Energie verbrauchen, so weit wie möglich mit erneuerbaren Energien betrieben werden, vor Ort keine Kohlenstoffemissionen aus fossilen Brennstoffen ausstoßen und in ihrem Energieausweis ihr Treibhauspotenzial auf der Grundlage ihrer Emissionen über den gesamten Lebenszyklus angeben müssen.“

Der EPBD-Vorschlag der EU-Kommission legt einen besonderen Fokus auf die Renovierung der bisher ineffizientesten Gebäude, weitet Pflichten zur Vorlage des Energieausweises aus und enthält die Vorgabe, die nationalen Pläne zur Gebäudesanierung in die nationalen Energie- und Klimapläne zu integrieren. Die finanzielle Förderung für fossile Heizsysteme soll ab 2027 verboten sein. Mitgliedstaaten soll es zudem ermöglicht werden, die Verwendung fossiler Brennstoffe in Gebäuden zu verbieten.

Reaktionen

Laut dem Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) stellt die EU-Kommission mit dem Vorschlag „die Weichen, um ihre Renovierungswelle umzusetzen.“ Zunächst die Gebäude mit der geringsten Energieeffizienz zu sanieren, komme „auch Menschen mit geringeren Einkommen zu Gute, bei denen die Heizkosten einen sehr hohen Anteil der Lebenshaltungskosten ausmachen“, sagte DNR-Präsident Kai Niebert. Bei der Umsetzung der aktuell gültigen Richtlinie und der ambitionierten Reform sieht der DNR die neue Bundesregierung in der Pflicht, „dringend [zu] handeln“.

Friends of the Earth Europe begrüßte die vorgeschlagenen Mindeststandards für die Energieeffizienz als „wichtigen Schritt“, um die „Renovierung ungesunder Wohnungen in Europa voranzutreiben.“ Kritisch sieht die Organisation jedoch „einige große Schlupflöcher“ bezüglich der Standards für tiefgreifende Renovierungen und „fehlende Berücksichtigung von maßgeschneiderter sozialer Unterstützung.“

Das Climate Action Network Europe (Can Europe) ist enttäuscht, dass der Vorschlag „hinter dem erforderlichen Ehrgeiz“ zurückbleibe. Die EU-Kommission schlage nur „zaghafte Fortschritte“ bei der tiefgreifenden Renovierung des Gebäudebestands vor. Nach wie vor schenke die Politik dem „gesamten Lebenszyklus von Gebäuden und der Förderungen einer nachhaltigeren gebauten Umwelt“ zu wenig Aufmerksamkeit.

Auch der NABU begrüßt die verbindlichen Mindesteffizienzstandards, hinterfragt jedoch das Ambitionsniveau des Vorschlags und ruft die Bundesregierung auf, die EU aktiv bei der Umsetzung zu unterstützen. Die Möglichkeit für Mitgliedstaaten, fossile Energieträger im Gebäudebereich zu verbieten, sei „längst überfällig“, sagte NABU-Effizienzexpertin Lisa Storcks.

Der BUND sieht ebenfalls die Bundesregierung in der Pflicht, sich auf europäischer Ebene für die Verabschiedung der Vorschläge stark zu machen. „Bundesklimaminister Habeck ist gefordert, schon jetzt den Startschuss für eine ambitionierte Umsetzung in Deutschland zu geben. Denn es ist abzusehen, dass der Gebäudebereich erneut sein Sektorziel verfehlt“, betonte Verena Graichen, stellvertretende BUND-Vorsitzende.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bezeichnete die Ankündigung der EU als überfälligen Schritt, der „dem Handwerk endlich Planungssicherheit“ gebe und lobte die früheren Fristen für öffentliche Gebäude. [km]

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