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Greenpeace-Studie: Preise für Nah- und Regionalverkehr europaweit zu hoch
EU-News | 17.05.2023
# sozial-ökologische Transformation #Mobilität

Greenpeace-Studie: Preise für Nah- und Regionalverkehr europaweit zu hoch

Straßenbahn in Tallinn
© AdobeStock/Grigory Bruev
Straßenbahn in Tallinn

In Deutschland und Ungarn sind zum 1. Mai überregionale, kostengünstige Fahrkartensysteme eingeführt worden. Europaweit bleibt laut einer aktuellen Greenpeace-Studie in dem Bereich allerdings aufgrund hoher Preise und fehlender Einfachheit noch viel Nachholbedarf.

Zum 1. Mai wurde nicht nur in Deutschland, sondern auch in Ungarn ein kostengünstiges, landesweites Verkehrsticket für den Regional- und Nahverkehr eingeführt. Hierzulande war der Nachfolger des „9-Euro-Tickets” bereits im Vorverkauf sehr erfolgreich: mehr als 250.000 Personen bestellten das Deutschlandticket innerhalb weniger Tage. Inzwischen nutzen nach Angaben der Verkehrsunternehmen sogar über 3 Millionen Menschen das „49-Euro-Ticket”.

Trotz hoher Beliebtheit bei den Kund*innen, sieht unter anderem der BUND noch Optimierungsbedarf. So würde beispielsweise ein günstigeres Sozialticket für 29 Euro noch mehr Anreize zur langfristigen Veränderung des Mobilitätsverhaltens geben und somit mehr zum Klimaschutz im Verkehr beitragen. Vor allem Menschen niedrigem Einkommen würden davon profitieren.

Zur gleichen Zeit sind auch in Ungarn zwei überregionale, günstige Ticketoptionen an den Start gegangen. Der Preis des ungarischen Äquivalents zum Deutschlandticket beträgt ebenfalls 49 Euro - mit einer Vergünstigung von 90 Prozent für Studierende – und kann in allen nationalen Zügen der Bahnunternehmen MÁV-START, MÁV-HÉV und GYSEV sowie Bussen des Anbieters Volánbusz verwendet werden. Davon ausgenommen sind allerdings städtische Verkehrsbetriebe. Des Weiteren wurden regionale Tickets für alle 19 Bezirke des Landes eingeführt, die 25 Euro kosten und nur im jeweiligen Bezirk gültig sind.

Neue Greenpeace-Studie vergleicht Preise für ÖPNV europaweit

Mit dieser Art von preiswerten und überregionalen Tickets scheinen die beiden Länder europaweit jedoch nahezu allein auf weiter Flur zu stehen. So hat das Greenpeace-Departement „Central and Eastern Europe“ in einer Studie 30 europäische Länder sowie ihre Hauptstädte hinsichtlich der Preise ihrer öffentlichen Verkehrsmittel analysiert. Die Bewertung erfolgte anhand von vier Kriterien: 1) Einfachheit des Fahrkartensystems; 2) voller Preis für Dauerkarten; 3) Ermäßigungen für sozial benachteiligte Gruppen sowie 4) Mehrwertsteuersatz.

Das Ergebnis lautet: Der Nah- und Regionalverkehr sowie ÖPNV ist vielerorts noch zu teuer, allen voran in den Ländern Griechenland, Bulgarien, Kroatien und Norwegen. Von den europäischen Hauptstädten schneiden Dublin, Paris, London und Amsterdam in der Beurteilung am schlechtesten ab. Mit positivem Beispiel voran gehen hingegen Luxemburg und Malta, wo öffentliche Transportmittel seit 2020 respektive 2022 komplett kostenlos sind, aber auch Österreich und Deutschland. Die ersten Plätze im City-Ranking belegen Tallinn (Estland), Luxemburg Stadt, Valletta (Malta) sowie Prag.

Greenpeace fordert: Klimatickets einführen, Steuerbefreiung für den Flugverkehr abschaffen

Verantwortlich für die vielerorts hohen Preise für Tickets ist teils die hohe Mehrwertsteuer von durchschnittlich elf Prozent. Im Vergleich dazu werden grenzüberschreitende Flugreisen in der EU derzeit mit 0 Prozent besteuert, ebenso wie Kerosin für Flugzeuge bisher steuerfrei ist. Dadurch würden klimafreundliche Alternativen teurer bleiben als umweltschädliche Transportmittel, so Greenpeace.

Greenpeace fordert nationale und lokale Regierungen dazu auf, preiswerte „Klimatickets“ zu etablieren. Die Europäische Kommission solle dabei Orientierungshilfe und Unterstützung leisten. Zusätzlich richtet die NGO einen Appell an die nationalen Regierungen sowie die EU-Institutionen: Sie sollten mit der Vorbereitung eines pan-europäischen Klimatickets beginnen, um ökologisch verträgliche, grenzüberschreitende Reisen zu ermöglichen oder zu erleichtern. Zusätzlich fordert Greenpeace die Abschaffung der Steuerbefreiungen für den Flugverkehr. Der Besteuerung fossiler Transportmittel könnte zudem eine wichtige Rolle in der Finanzierung der ökologischen Mobilitätswende zukommen. [mi]

 

BUND: Deutschlandticket, bezahlbar für alle

Euronews.com: How do Germany and Hungarys new unlimited public transport tickets work

Greenpeace European Unit: Public transport too expensive in many European countries

Greenpeace Central and Eastern Europe: Climate & public transport tickets in Europe

Zeit.de: Deutsche Bahn verkauft 250.000 Deutschlandtickets in drei Tagen

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