Klima & Energie kompakt: Kohleausstieg, Regionalfonds, Erneuerbare

Österreich und Schweden sagen Tschüss, Kohle. Aus Sicht von CAN Europe schlummert in den EU-Regionalfonds großes Potenzial für die europäische Energiewende. Und die internationale Erneuerbaren-Agentur blickt optimistisch in die Zukunft.
Kohlestromfrei
Nach Belgien haben nun auch Österreich und Schweden bekannt gegeben, aus der Kohleverstromung endgültig auszusteigen. Wie die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 am vergangenen Freitag vermeldete, wurde im Kohlekraftwerk Mellach in der Steiermark das letzte Stück Kohle verbrannt. Die Organisation sprach von einem historischen Tag für den Klimaschutz in Österreich. Alle würden nun von sauberer Luft und einer Verbesserung der Gesundheit profitieren. Eingetrübt wird der Erfolg dadurch, dass die Alpenrepublik nach wie vor große Mengen des fossilen Brennstoffs in der Stahlindustrie einsetze und rund 6.000 Haushalte noch mit Kohle heizten. Insgesamt stammten noch immer rund 67 Prozent der Energie für Strom, Heizen, Mobilität und Industrie aus Erdöl, Erdgas und Kohle, so Global 2000.
Die Kampagne Europe Beyond Coal berichtete am Dienstag, dass Schweden nachzog. Die Betreiberfirma Stockholm Exergi AB des Kohlekraftwerks Värtaverket gab dessen Schließung bekannt. Die Kampagne begrüßte die Entscheidung und schaut nach vorn: bis 2025 wollen Frankreich (2022), Portugal (2023), die Slowakei (2023), das Vereinigte Königreich (2024), Irland (2025) und Italien (2025) ebenfalls kohlestromfrei werden. Deutschlands Kohleausstieg ist für 2038 geplant.
Unerschlossene Potenziale der Regionalfonds
Einem neuen Bericht des Climate Action Network (CAN) Europe zufolge sollten die EU-Mitgliedstaaten stärker als bisher die EU-Fördermittel für regionale Entwicklung (ERDF) sowie den Kohäsionsfonds (CF) nutzen, um die europäische Energiewende voranzutreiben.
Der Umbau der Energiesysteme hin zu mehr erneuerbaren Energien, mehr Energieeffizienz und Klimaneutralität 2050 erfordert langfristige Investitionen. Jedoch nutzten die EU-Staaten noch nicht einmal zehn Prozent der Regionalfonds im Zeitraum 2014-2020 für Investitionen in klimafreundliche Energieinfrastruktur. Einige mittel- und osteuropäische liegen sogar darunter: Polen (7,7 Prozent), Bulgarien (6,7 Prozent) und die Slowakei (6 Prozent). Deutschland gab rund 15 Prozent für erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Stromnetzausbau und Forschung aus. Markus Trilling von CAN Europe forderte, dass in der neuen Förderperiode ab 2021 das Hauptaugenmerk auf Investitionen liegen muss, die die Dekarbonisierung der gesamten Wirtschaft zum Ziel haben.
Corona-Krise: Erneuerbare nicht in Gefahr
Bereits am Montag stellte die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) ihren ersten Bericht („Global Renewable Outlook“) zu Prognosen für erneuerbare Energien weltweit vor. Demnach könne die Umstellung auf Erneuerbare eine Chance sein, sowohl die internationalen Klimaziele als auch Wirtschaftswachstum zu erzielen, Millionen Arbeitsplätze zu schaffen und das Gemeinwohl nachhaltig zu verbessern. Generaldirektor der IRENA Francesco La Camera unterstrich: „Wenn die Energiewende zentraler Bestandteil der wirtschaftlichen Erholung wird, können Regierungen zahlreiche wirtschaftliche und soziale Ziele erreichen im Streben nach einer resilienten Zukunft, die niemanden zurücklässt.“ [aw]
Global 2000: Erfolg: Aus für Kohleverstromung
Europe Beyond Coal: Sweden follows hot on Austria’s heels to go coal free
CAN Europe report “Funding climate and energy transition in the EU: the untapped potential of regional funds”
IRENA: Renewable Energy Can Support Resilient and Equitable Recovery