Luftverschmutzung bleibt Todesfaktor
Fast 240.000 Tote jährlich durch Feinstaub und andere Luftschadstoffe: Die negativen Gesundheits- und Umweltauswirkungen der Luftverschmutzung bleiben europaweit hoch, hat die Europäische Umweltagentur (EEA) analysiert.
Die neuesten EEA-Daten, veröffentlicht am 10. Dezember, bestätigen erneut, dass die Bürgerinnen und Bürger in Europa weiterhin Luftschadstoffkonzentrationen ausgesetzt sind, die deutlich über den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Werten liegen. Die Belastung durch Feinstaub, einem der wichtigsten Luftschadstoffe, führten zu knapp 240.000 Todesfällen pro Jahr. Dies geht aus der jüngsten Bewertung der gesundheitlichen Auswirkungen der Luftqualität durch die EEA hervor. Darüber hinaus habe eine gesonderte Bewertung ergeben, dass fast drei Viertel der europäischen Ökosysteme schädlichen Luftverschmutzungswerten ausgesetzt sind.
Die Daten wurden parallel zum Inkrafttreten neuer EU-Luftqualitätsvorschriften veröffentlicht, die der Rat Mitte Oktober formal angenommen hatte (EU-News 17.10.2024). Die EU-Mitgliedstaaten tun sich schon schwer damit, die vorherigen Maßnahmen gegen Luftverschmutzung durchzusetzen. Doch immerhin: Der Trend geht in Richtung Besserung, zumindest was die langfristige Exposition gegenüber Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon angeht. Zwischen 2005 und 2022 sei die Zahl der Todesfälle in der EU, die auf Feinstaub oder PM2,5 zurückzuführen sind, um 45 Prozent gesunken. Damit sei die EU auf dem besten Weg, das im EU-Aktionsplan zur Bekämpfung der Luftverschmutzung bis 2030 festgelegte Ziel einer Reduzierung um 55 Prozent zu erreichen, schlussfolgert die EEA.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert, dass die ab 10. Dezember geltenden Grenzwerte der EU-Luftqualitätsrichtlinie nicht ausreichen. Angesichts der „69.865 Todesfälle durch Feinstaub, 28.464 durch Stickstoffdioxid sowie 22.924 durch Ozonbelastung“ allein in Deutschland fordert die DUH, die Geltung der Grenzwerte um zwei Jahre auf 2028 vorzuziehen. Die schärferen WHO-Grenzwertempfehlungen müssten verbindlich bis spätestens 2035 in nationales Recht umgesetzt werden. „Eine neue Bundesregierung muss sich zur raschen Umsetzung der neuen Standards zum Schutz von Menschenleben bekennen und erforderliche Maßnahmen ergreifen“, so die DUH im Hinblick auf die anstehenden Bundestagswahlen.
Laut EEA seien im Jahr 2022 zudem 22.924 Todesfälle auf die Ozon-Belastung in Deutschland zurückzuführen, so die DUH. Um die Belastung der Atemluft mit Ozon zu reduzieren, müsse vor allem der Ausstoß von Methan, dem wichtigsten Vorläuferstoff von Ozon, konsequent reduziert werden. Die EU-Vorgaben müssen bis spätestens 11. Dezember 2026 in die Bundesimmissionsschutzgesetzgebung übertragen werden. Der Verband hat ein Hintergrundpapier mit Forderungen vorgelegt. [jg]
EEA: Health and environment impacts of air pollution exposure remain high across Europe
EEA briefing ‘Harm to human health from air pollution in Europe: burden of disease status 2024’
Deutsche Umwelthilfe: Pressemitteilung.