Mehr Busse und Bahnen zum fairen Preis

Nach drei Monaten „Testlauf“ ist das 9-Euro-Ticket Geschichte. Für die Nachfolge des Erfolgsmodells – nach vorläufigen Angaben weit über 50 Millionen verkaufte Tickets – gibt es zahlreiche Vorschläge aus Politik, Verkehrswirtschaft und Umweltverbänden. Einig sind sich fast alle, dass es nötig ist, neben der Fortsetzung eines kundenfreundlichen Fahrscheins den öffentlichen Verkehr mit ausreichender Finanzierung auszubauen. Eine Auswahl an Empfehlungen.
Das zivilgesellschaftliche Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende, ein Zusammenschluss von DGB, IG Metall, ver.di, SoVD, VdK, AWO, NABU, BUND, VCD und der EKD, fordert in einem Positionspapier von Bund und Ländern eine bundesweit einheitliche Anschlussregelung an das 9-Euro-Ticket, einen umfangreichen Ausbau von Infrastruktur und Personal sowie für eine gesicherte solide Finanzierung.
Bereits im Juli stellte der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) das sogenannte Länder-PlusTicket zur Diskussion: eine Zeitkarte mit gestaffelten Preisen, die Fahrten in acht regionalen Großräumen und deutschlandweit ermöglicht. Für den Ausbau und Betrieb von Bus und Bahn in Deutschland fordert der VCD Bund und Länder auf, jährlich mindestens 15 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen. So viel sei für die Verkehrswende nötig.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) plädiert für ein deutschlandweit gültiges Klimaticket in Höhe von 365 Euro pro Jahr. In Österreich habe sich dies seit Langem bewährt.
Der Deutsche Wanderverband (DWV) fordert in seiner „Resolution für eine klimafreundliche und soziale Verkehrswende“, ein deutschlandweit gültiges Monats-Ticket einzuführen und gleichzeitig den ÖPNV im ländlichen Raum auszubauen.
Engmaschiges öffentliches Verkehrsnetz braucht mehr Geld
Die Ampelregierung ist sich uneins. Ein Modell von Bündnis 90/Die Grünen sieht ein Regionalticket für 29 Euro vor, die SPD präferiert ein bundesweit gültiges 49-Euro-Ticket für den Nahverkehr. Finanziert werden könnte eine Anschlusslösung unter anderem aus Mitteln, die durch den Abbau des Dienstwagenprivilegs frei werden. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) lehnt dies ab. Sein Parteikollege, Bundesverkehrsminister Volker Wissing lobt zwar das 9-Euro-Ticket als Erfolg, weist jedoch die Zuständigkeit für eine Weiterentwicklung des günstigen Fahrscheins von sich. Im Koalitionsvertrag steht aber, dass die Länder mehr Regionalisierungsmittel erhalten sollen. Das ist Voraussetzung für den Ausbau der Infrastruktur. Im Rahmen des dritten Entlastungspakets kündigte die Regierung unterdessen ein bundesweites Nahverkehrsticket an, das zwischen 50 und 70 Euro kosten soll. Dafür will der Bund 1,5 Milliarden Euro beisteuern, sofern die Länder einen ähnlichen Beitrag leisten.
Dass es mehr Geld vom Bund für die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs braucht, fordern fast alle Expert*innen. So könnten etwa zusätzliche Steuereinnahmen aus der CO2-Abgabe, der Lkw-Maut, einer neu zu schaffenden Pkw-Maut, einer City-Maut und höherer Parkgebühren in die Finanzierung des ÖPNV fließen. [mbu]