Protest gegen Überfischung
Our Fish überreicht 17.000 Unterschriften an den EU-Umweltkommissar. Oceana mahnt EU und das Vereinigte Königreich, endlich Fangquoten im nachhaltigen Bereich zu beschließen. Der WWF kritisiert Unterbezahlung der Fischer und Fischerinnen in Europa.
Meeresschützer*innen fordern eine Ende der Überfischung
Die Kampagne OurFish, die sich für den Schutz der Fischbestände einsetzt, hat Anfang der Woche für den Schutz der Meere und des Klimas protestiert und 17.000 Unterschriften gegen Überfischung an den EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius überreicht. Dieser bedankte sich via Twitter und betonte, dass "Die EU und ich persönlich" weiterhin auf nachhaltige Fischereipraktiken drängen würden, "um die Überfischung zu bekämpfen, die das Meeresleben schädigt und bedroht!".
Oceana: Drei Forderungen für die Verhandlungen zwischen EU und Großbritannien
Die Meeresschutzorganisation Oceana hat zum Beginn der Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien im Rahmen des Fachausschusses für Fischerei ein Ende der Überfischung von stark überfischten Fischbeständen in europäischen Gewässern gefordert. Angesichts der kürzlich vom Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) veröffentlichten Daten, die den kritischen Zustand einer Reihe von wichtigen Fischbeständen aufzeigen, drängte Oceana die Verhandlungsparteien, sich auf Managementstrategien zu einigen, die dazu führen, dass sich alle Bestände erholen und ein gesundes Niveau erreichen. Nur 43 Prozent der Fischbestände, die sich Großbritannien und die EU teilen, würden auf nachhaltigem Niveau befischt. Es sei inakzeptabel, dass der Rest der Bestände entweder überfischt wird und sich auf einem kritisch niedrigen Niveau befindet, oder dass ihr Zustand einfach unbekannt ist.
Melissa Moore von Oceana sagte: "Damit sich die Fischbestände wieder erholen können, müssen sich die Verhandlungspartner von der Wissenschaft leiten lassen. Alles andere garantiert eine weitere Zerstörung der Meeresumwelt, dezimiert die Fischpopulationen und schwächt die Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel." Im Juni hatten die EU und das Vereinigte Königreich ihr erstes jährliches Abkommen nach dem Brexit über ihre gemeinsamen Fischpopulationen unter den Bedingungen des Handels- und Kooperationsabkommens erreicht. Für die Verhandlungen zwischen Großbritannien und der EU fordert Oceana:
- Für stark überfischte Fischbestände müssen mehrjährige Managementstrategien vereinbart werden, mit klaren Erholungszielen und zeitlichen Fristen, um diese zu erreichen.
- Bei der Festlegung der zulässigen Gesamtfangmengen (TACs) für gemischte Fischereien, bei denen mehrere Arten im gleichen Gebiet und zur gleichen Zeit gefangen werden, sollten sich die Entscheidungsträger*innen darauf einigen, der nachhaltigen Nutzung der am stärksten gefährdeten Fischbestände Vorrang einzuräumen.
- Für die Erhaltung und Bewirtschaftung von Nicht-Quotenbeständen sollten mehrjährige Strategien vereinbart werden. Die Datenerhebung und die wissenschaftlichen Bewertungen für diese Bestände sollten deutlich verbessert werden, um sicherzustellen, dass sie nachhaltig befischt werden.
WWF: Verdienst von vielen EU-Fischer*innen liegt unter dem nationalen Mindestlohn
43 Prozent der Werktätigen in Fischereibetrieben verdienten 2018 weniger als den nationalen Mindestlohn, zeigt ein neuer WWF-Bericht. Von den 56 Prozent der EU-Fischer*innen auf kleineren Schiffen – solchen mit einer Länge von weniger als 12 Metern – verdienten sogar 70 Prozent weniger als den Mindestlohn. Und während viele Fischereien in der EU die Gewinnzone nicht erreichen, gefährdeten Steuerbefreiungen, die nicht nachhaltige Praktiken fördern, den gesamten Sektor.
Ein angemessener Lebensstandard sei nur eines der obligatorischen sozioökonomischen Ziele der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP), die laut der Studie in der Praxis oft übersehen werden. Eines der besorgniserregendsten Ergebnisse der Studie ist, dass die Flotten von 15 Mitgliedstaaten zwischen 2012 und 2018 Netto-Negativgewinne verzeichneten. Es sei zwar üblich, dass Unternehmen gelegentlich Verluste machen, aber es ist höchst unwahrscheinlich, dass der Betrieb mit solchen Ergebnissen fortgesetzt wird.
Darüber hinaus seien derzeit 19 EU-Schiffe in illegale Fischereipraktiken außerhalb der EU-Gewässer verwickelt, von insgesamt 824 derzeit aktiven Schiffen. Spanien besitze 11 dieser Schiffe, gefolgt von den Niederlanden, Polen und Portugal mit je zwei Schiffen und schließlich Frankreich und Italien mit je einem Schiff. Spaniens Schiffe machen 4,6 Prozent der gesamten Außenflotte des Mitgliedstaates aus, was die Notwendigkeit verstärkter Überwachungs-, Kontroll- und Beobachtungsmaßnahmen sowie nationaler Sanktionsregelungen verdeutlicht, so der WWF.
Die Hälfte der Verstöße von EU-Schiffen betreffe bodenberührende Fanggeräte, die mehr Treibstoff pro Fangeinheit verbrauchen als andere Fanggeräte und schädlich für die marinen Ökosysteme und die Kohlenstoffbindungssysteme des Meeresbodens sind. Der WWF forderte die Abschaffung der derzeitigen hohen Kraftstoffsteuerbefreiung für bodenberührende Fanggeräte, da diese nicht mit dem Ziel der EU für einen guten Umweltzustand der Meeresgewässer und den in der EU-Biodiversitätsstrategie festgelegten Zielen übereinstimmt.
Ein positives Ergebnis der Analyse war ein deutlicher Rückgang der Fälle von Verstößen gegen die GFP zwischen 2013 und 2018, da die Schiffsinspektionen zunahmen, was darauf hindeutet, dass weitere Investitionen in die Überwachung und Kontrolle der Flotte notwendig sind.
Dr. Antonia Leroy, Leiterin der Meerespolitik im WWF-Europabüro, sagte: "Viele Fischer arbeiten für sehr schlechte Bezahlung in einer Industrie, die sich finanziell kaum über Wasser halten kann und sich oft auf der falschen Seite des Gesetzes befindet. Das darf nicht so weitergehen." Die EU müsse besser verstehen, wie Arbeitsbedingungen und finanzielle Stabilität mit ökologischer Nachhaltigkeit zusammenhängen und ihre Fischereipolitik darauf begründen. Die Menschen müssten eine Arbeit haben, die sowohl fair und anständig als auch ökologisch nachhaltig ist.
Die Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) soll in diesem Jahr evaluiert werden. Der WWF fordert ein besseres Verständnis der sozioökonomischen Dimension der Fischereipolitik, um den Sektor zu verbessern. Größere wirtschaftliche Anreize seien notwendig, um einen inklusiven und fairen Übergang zu einer Fischerei mit geringen Auswirkungen zu gewährleisten, die mit der GFP und den Umweltzielen der EU im Einklang stehe und gleichzeitig die Lebensgrundlage der Küstengemeinden für kommende Generationen sichere, so der WWF. [jg]
Oceana-Pressemitteilung: Oceana urges UK and EU to end overfishing of critically low fish stocks in new agreement
FishSec zieht gemischte Bilanz zu wissenschaftlichen Empfehlungen
Die Meeresschutzorganisation FishSec hat die Gutachten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) für die Ostsee analysiert. Insgesamt seien der Zustand und die Gesundheit der Fischbestände in der Ostsee besorgniserregend. Das derzeitige Management erreiche eindeutig nicht die Ziele des maximal nachhaltigen Ertrags (Maximum Sustainable Yield - MSY) und des guten Umweltzustands. In einem besonders schlechten Zustand befänden sind der östliche Ostseedorsch und der westliche Frühjahrslaicher. Für beide hat der ICES eine "Null-Fang"-Empfehlung ausgesprochen. Der Dorsch leide unter schlechtem Wachstum, Parasiten und hoher Sterblichkeit. Ökosystemveränderungen und Fischerei seien beide Teil des Problems. Einigen anderen Beständen wiederum gehe es besser, darunter die neu bewerteten Heringsbestände in der Bottensee, Heringe im Golf von Riga, Sprotten und die meisten Plattfischpopulationen. FishSec hat die ICES-Empfehlungen für die jeweiligen Bestände und deren Vorkommen übersichtlich aufgelistet. Weiterlesen