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Studie zu Klimamaßnahmen: Der richtige Mix macht es aus
EU-News | 05.09.2024
#Emissionen #Klima und Energie

Studie zu Klimamaßnahmen: Der richtige Mix macht es aus

Climate Action Now
© filmbetrachter / pixabay

Nur ein Bruchteil der politischen Klimaschutzmaßnahmen ist tatsächlich effektiv darin, Emissionen zu verringern. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des PIK. Die wenigen Erfolgsbeispiele setzen auf einen ganz bestimmten Mix aus Maßnahmen. 

Es sind zunächst ernüchternde Erkenntnisse, zu denen die aktuelle Studie des Potsdam-Institut für Klimafolgen-Forschung (PIK) gelangt: Demnach ist nur ein Bruchteil der politisch ergriffenen Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels tatsächlich sinnvoll und effektiv. Die in der Fachzeitschrift „Science“ erschienene Analyse „Climate policies that achieved major emission reductions: Global evidence from two decades“ entstand in Kooperation mit dem Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) sowie dem OECD und zeigt, dass nur 63 von 1.500 Klimamaßnahmen der vergangenen zwanzig Jahre weltweit zu nennenswerten Emissionsreduktionen führten. Als nennenswert wird hierbei eine Minderung des Ausstoßes von Treibhausgasen um mindestens 5 bis 10 Prozent eingestuft. Im Mittel erreichen die Erfolgsbeispiele eine Reduktion von etwa 19 Prozent. 

Für die breit angelegte Studie wurden „systematisch politische Maßnahmen bewertet, die bisher kaum untersucht wurden, und so neue Erkenntnisse über gut konzipierte Kombinationen sich ergänzender politischer Instrumente gewonnen“, so die Forschenden. Auf Basis von OECD-Daten wertet die Studie 1.500 zwischen 1998 und 2022 eingesetzte Politikmaßnahmen aus 41 Ländern auf sechs Kontinenten aus. Sie bildet dabei das gesamte Spektrum an Klimaschutzmaßnahmen ab – von energiebezogenen Bauvorschriften über Subventionen beim Kauf klimafreundlicher Produkte bis hin zu CO2-Steuern. 

Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht

Die Ergebnisse der Studie regen zum Nachdenken an. Denn eins wird deutlich: Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht. Wenn das Gros der ergriffenen Klimamaßnahmen ohne nachhaltigen Effekt bleibt ohne dass dies erkannt wird, kann das schädlich sein. Die Forderungen von Umweltverbänden und Zivilgesellschaft danach, mehr Maßnahmen zu ergreifen, um die Erderhitzung zu stoppen oder zumindest einzudämmen, sind in den letzten zwei Jahrzehnten zwar laut gewesen. Die Politik geriet unter Zugzwang, es wurden gerade in den letzten zehn Jahren EU- und weltweit immer mehr Maßnahmen ergriffen. Doch nicht alle Politikinstrumente sind gleichermaßen sinnvoll, was laut Studienautorin Annika Stechemesser auf eine "Wissens- und Evaluationslücke" hinweist. Ein Lerneffekt aus der Studie könnte sein: Es sollte zukünftig ein größeres Augenmerk auf das „wie“ und nicht nur das „ob“ an politischem Klimaschutz gelegt werden.

Ein weiteres, positives Learning lautet zudem: „Politik kann tatsächlich Treibhausgase senken, wenn sie richtig justiert“, wie Nick Reimer in der taz kommentiert. Hierfür müsste Klimaschutz jedoch einen höheren, gar übergeordneten politischen Stellenwert erhalten. Die Studie bietet neben Kritikpunkten an bisherigen wenig erfolgreichen Maßnahmen auch Lösungsansätze und das Potenzial, künftig die je nach Staat geeigneten Politikinstrumente in Sachen Klimaschutz zu ergreifen. 

Was hilft tatsächlich?

Die Forschenden scheinen das „Erfolgsrezept“ für effektive Klimamaßnahmen herausgefunden zu haben. So setzen die meisten der Positivbeispiele auf die „Hebelwirkung von Steuer- und Preisanreizen“. Auch der richtige Mix an Policy-Instrumenten sei für den Erfolg der Maßnahmen entscheidend. Die Annahme, viel helfe auch viel, entkräftet die Studie. Laut Nicolas Koch, Leitautor der Studie vom PIK und vom MCC, reiche es nicht aus, allein auf Regulierung oder Verbote zu setzen. So gab es keinen in der Studie untersuchten Fall, in dem ein Verbot alleine zu nennenswerter CO2-Reduktion geführt hätte. Erfolgreich waren hingegen solche Maßnahmenmixe, die Instrumente mit Verbotscharakter mit Steuer- und Preisanreizen kombinierten.

Die Erfolgsfälle variieren je nach Staat. Nennenswerte Positivbeispiele verschiedener Länder sind mitunter: 

  • Für Deutschland: die Ökosteuerreform ab 1999 und die Lkw-Maut 2005 als erfolgreiche Maßnahmen im Verkehrssektor
  • In den USA: Steueranreize, Subventionen für umweltfreundliche Fahrzeuge und CO2-Effizienzstandards im Verkehrssektor
  • In Großbritannien: die Kombination aus einem CO2-Mindestpreis, Subventionen für erneuerbare Energien und einem Kohleausstiegsplan im Stromsektor
  • In Schweden: die Mischung aus CO2-Bepreisung und Förderprogrammen für Sanierungen und Heizungswechsel im Gebäudesektor

Zwar lassen sich die Erfolgsfaktoren nicht eins zu eins von einem Land aufs andere übertragen – für Industrieländer beispielsweise sind andere Policy-Mixe empfehlenswert als für Entwicklungsländer – jedoch können die Positivbeispiele der Maßnahmen-Mischungen durchaus als Best Practices dienen und anderen Staaten bei der Orientierung helfen. Dieses „Orientierungswissen“ ist laut einem Autor der Studie von immenser Bedeutung, „um Politik und Gesellschaft bei der Transformation zur Klimaneutralität zu unterstützen“. [mi]

 

Europe.Table [kostenpflichtig]: Studie - Klimamaßnahmen sind nur selten erfolgreich 

Klimareporter: "Ein Politikmix ist beim Klimaschutz erfolgreicher"

PIK: What Works: Groundbreaking Evaluation of Climate Policy Measures Over Two Decades 

Taz: Paradies verloren, Welt noch zu retten

 

 

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