Umweltkatastrophe: Kernforderungen für Oderaktionsprogramm
Nach der Umweltkatastrophe in der Oder mit einem massiven Fischsterben haben die im „Aktionsbündnis lebendige Oder“ zusammengeschlossenen Umwelt- und Naturschutzorganisationen Eckpunkte zur Wiederbelebung und ökologischen Verbesserung der Oder vorgestellt. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) arbeitet fieberhaft an der Ursachenforschung. In Polen gibt es laut Untersuchungsausschuss massenhaft illegale Abwassereinleitungen. #SAVE ODER DIE: Aufruf für einen Konzert-Aktionstag am Fluss am 4. September.
Umweltverbände fordern schonungslose Aufklärung und ökologische Revitalisierung
Mit Blick auf den Deutsch-Polnischen Umweltrat am 29. August haben die Organisationen im Aktionsbündnis lebendige Oder am heutigen Freitag ein umfassendes „Aktionsprogramm Oder“ gefordert. Die Anrainerstaaten Tschechien, Polen und Deutschland müssten mit Hilfe eines ökologischen Gesamtkonzepts die Flusslandschaft in den nächsten fünf Jahren deutlich und nachhaltig verbessern. Hierzu haben die Bündnisorganisationen entsprechende Eckpunkte vorgelegt. Zu den Forderungen gehören ein sofortiger Ausbaustopp, die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die Verbesserung der Gewässerüberwachung und die Einbeziehung der Zivilgesellschaft.
„Die Oder-Umweltkatastrophe zeigt einmal mehr, wie wichtig intakte Fluss-Ökosysteme sind. Entscheidend ist jetzt, dass wir aus der Krise lernen und den ökologischen Prozessen von Fließgewässern – insbesondere vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Klimaerhitzung - künftig absolute Priorität einräumen. Ein begradigter, stromregulierter oder gestauter Fluss hat keine ausreichende Widerstandsfähigkeit und ist Umwelteinflüssen wie Dürre und Hitzestress oder Nährstoff- und Schadstoffeinträgen nahezu schutzlos ausgeliefert“, erklärte DNR-Geschäftsführer Florian Schöne.
Das Aktionsbündnis wird getragen von: BUND, DNR, DUH, EuroNatur, Heinz Sielmann Stiftung, Michael Succow Stiftung (Partner im Greifswald Moor Centrum), NABU, Rewilding Oder Delta, Verein der Freunde des Deutsch-Polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal und WWF Deutschland.
IGB: Massive Algenblüte, Ursache menschengemacht
Satellitenbilder bestätigten laut Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) die Massenentwicklung einer giftigen Brackwasser-Alge in der Oder, die zuvor schon durch Wasserentnahmen festgestellt wurde. Die von dieser Alge ausgehenden Giftstoffe könnten eine Rolle beim massiven Sterben von Fischen, Muscheln und Schnecken sowie möglicherweise weiterer Tierarten gespielt haben, so das IGB. Von einem natürlichen Phänomen gehen die Forschenden nach wie vor nicht aus, denn die Algenart Prymnesium parvum komme auf den betroffenen Oder-Abschnitten unter natürlichen Bedingungen nicht massenhaft vor. „Für Massenaufkommen ist sie in diesem Bereich auf Salzgehalte angewiesen, die nur durch industrielle Einleitungen entstehen können“, so das IGB. Das IGB hatte die giftige Brackwasser-Alge in allen Proben aus der mittleren Oder nachgewiesen und mikroskopisch identifiziert, der Nachweis des zugehörigen Algengifts stand jedoch noch aus. Die IGB-Proben wurden dann vom Institut für Lebensmittelchemie und Toxikologie der Universität Wien analysiert und die Annahmen dort bestätigt.
Der Informationsdienst Euractiv berichtete am 26. August, dass ein polnischer Untersuchungsausschuss an 282 Standorten illegale Abfall- und Giftmülleinleitungen in die Oder aufgedeckt habe. Die dortige Staatsanwaltschaft ermittele. Derzeit sei noch nicht bekannt, welche Substanzen in welchen Mengen in den Fluss geraten seien.
Im Laufe von Juli und August waren mehrere Hundert Tonnen tote Fische in und an der Oder großteils von Freiwilligen entsorgt worden.
Der BUND-Infopunkt Oderbruch ruft für den 4. September zu einem grenzüberschreitenden Protesttag mit Konzerten an der Oder auf, da inzwischen nahezu das gesamte Flusssystem betroffen ist: von Polen über das gesamte Oderbruch mit seinen Oderarmen, bis hinauf ins Stettiner Haff und in die Ostsee. [jg]
DNR-Pressemitteilung/Aktionsbündnis lebendige Oder: Verbände legen Kernforderungen für ein Aktionsprogramm Oder vor und zugehörige Eckpunkte für ein Aktionsprogramm Oder
Aktionsbündnis lebendige Oder/Save Oder: www.saveoder.org
IGB: Neue Analyse: Satellitendaten bestätigen massive Algenblüte in der Oder und Verdacht erhärtet sich: Algengift einer Brackwasser-Art in Oderwasser nachgewiesen - natürliche Ursachen unwahrscheinlich
Euractiv: Fischsterben in der Oder: Illegale Abwassereinleitungen aufgedeckt
Aktion: Aufruf für dezentrale Konzertaktion am 4. September
Möglichst viele Menschen, Orte und Organisationen sollen sich am 4. September um 15:00 Uhr an Konzerten an den Oderufern beteiligen. Dazu ruft unter anderem der BUND-Infopunkt Oderbruch auf. Von Tschechien bis zur Ostsee sollen dezentral Veranstaltungen mit Musik, Geräuschen oder als Protest stattfinden: „mit eurer Kraft und Energie füreinander, für den Fluss und für eine bessere Welt”.