VCD: Länder-PlusTicket soll Mobilität für alle garantieren
Nach einem Monat hat das 9-Euro-Ticket gezeigt, dass die Nachfrage nach bezahlbarem Transport enorm ist. Volle Züge beförderten deutlich mehr Fahrgäste als in der Zeit vor der Corona-Pandemie.
21 Millionen der günstigen Tickets wurden allein im Juni gekauft, weitere 10 Millionen Passagiere nutzten den überall gültigen Fahrschein im Rahmen ihres Nahverkehrs-Abos. Damit der Umstieg auf Bus und Bahn und deren Nutzung so bleiben, hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) am 5. Juli ein neues Tarifkonzept vorgestellt, das den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) einfach, bezahlbar und finanzierbar macht.
Raus aus dem Tarif-Dschungel
Eine zentrale Erkenntnis, die das 9-Euro-Ticket im Juni brachte: Bei den Tarifen müssen die Verbundgrenzen überwunden werden. Denn neben dem Mangel an flächendeckenden Bus- und Bahnangeboten sei es vor allem die unübersichtliche Tarifstruktur, die viele bisher von einem Umstieg auf die Öffentlichen abhalte, sagte die Bundesvorsitzende des VCD Kerstin Haarmann. „Wer sich auf einer Deutschlandkarte die Grenzen der Verbundtarife anschaut, fühlt sich in die Kleinstaaterei des Mittelalters versetzt – überall stößt man auf virtuelle Schlagbäume. Das ist völlig aus der Zeit gefallen. Wir müssen (...) anfangen, den öffentlichen Verkehr von den Fahrgästen aus zu denken.“
Genau das sieht das Konzept des Länder-PlusTickets vor: eine Zeitkarte, die auch weite Fahrten im Regionalverkehr von Bundesland zu Bundesland und sogar deutschlandweit ermöglicht. Das Ticket soll für insgesamt acht Großräume angeboten werden. So könnte es etwa für Berlin und Brandenburg oder für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland eine zusammenhängende Tarifzone geben.
Kosten und Finanzierung
Der Standardpreis für einen Großraum soll 75 Euro im Monat betragen, als Jobticket 60 Euro pro Monat. Als Sozialticket sowie für Schüler*innen, Azubis und Studierende soll es 30 Euro im Monat kosten. Ein Ticket für den Nah- und Regionalverkehr in ganz Deutschland wäre für 135 Euro zu haben.
Zur Finanzierung des Angebots plädiert der VCD dafür, dass der Bund für die Ermäßigungstarife Ausgleichszahlungen übernimmt. Denn diese Zuschüsse seien wichtig für bundesweit gleichwertige Lebensverhältnisse und sollten weder zu Lasten der Kommunen noch des öffentlichen Verkehrs gehen. Der Verkehrsclub fordert Bund und Länder auf, bis zur Verkehrsministerkonferenz im Oktober den Prozess soweit voranzutreiben, dass ein neues deutschlandweites Tarifmodell bis spätestens Januar 2023 umgesetzt werden kann.
Weitere Vorschläge kommen von der Deutsche Umwelthilfe (DUH) und dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Die DUH fordert die Einführung des deutschlandweit gültigen Klimatickets in Höhe von 365 Euro pro Jahr. Der Vzbv setzt sich für einen bezahlbaren ÖPNV in Form eines 29-Euro-Tickets ein.
[mbu]