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Wie kann die EU konsumbedingte Emissionen reduzieren?
EU-News | 27.06.2024
#Emissionen #Klima und Energie #Rohstoffe und Ressourcen #Wirtschaft

Wie kann die EU konsumbedingte Emissionen reduzieren?

Eine Kuhherde steht auf einer Wiese, im Hintergrund sieht man eine Fabrik, die Rauch ausstößt.

Konsumbedingte Emissionen machen einen großen Anteil der Gesamtemissionen der EU aus. Eine Studie des Stockholm Environment Institute legt dar, welche politischen Maßnahmen auf EU-Ebene dazu beitragen könnten, um Emissionen in den besonders konsumintensiven Bereichen Mobilität, Wohnen und Ernährung zu reduzieren.

EU-Emissionen aus dem Konsum sind mit 9 Prozent ein großer Faktor beim weltweiten Emissionsausstoß. Dass sie entsprechend ein hohes Reduktionspotenzial birgen, zeigt eine im Juni 2024 erschienene Studie des Stockholm Environment Institute (SEI). Um dieses Potenzial zu nutzen, sei jedoch sowohl eine generelle Verringerung des Konsums in der EU vonnöten als auch eine Reduktion der verbrauchsbedingten CO2-Emissionen (consumption-based emissions, CBEs).

Da sich politische Maßnahmen bisher vorrangig auf sogenannte „territoriale Emissionen” aus Industrieproduktion oder Energie konzentriert haben, seien die Auswirkungen vom Konsumverhalten in der EU auf globale Emissionen unterschätzt worden. Laut der Studie sollte zur Emissionseinsparung ein größerer Fokus auf Suffizienz und Konsumreduktion und nicht nur auf Effizienzgewinnen liegen. Besonders großes Einsparpotenzial bieten demnach die Bereiche Mobilität, Wohnen und Ernährung, da diese besonders hohe konsumbedingte Emissionen aufweisen. An koordinierten politischen Maßnahmen, um eine Emissionsreduktion in diesen Bereichen zu erlangen, mangele es auf EU-Ebene bisher jedoch.

Ein Kernproblem der europäischen CBEs sei zudem der hohe Anteil an beispielsweise aus China importierten Emissionen. Bereits seit 2015 ist die Europäische Union ein Netto-Importeur von Emissionen aus Gütern und Dienstleistungen. Das heißt: Die EU exportiert weniger Emissionen als sie importiert. Durch den großen Anteil importierter Emissionen unter den verbrauchsbedingten Emissionen der EU wird deren Reduktion zudem komplexer – es reiche nicht, den direkten Verbrauch zu reduzieren, sondern es müsse auch auf die Emissionen aus komplexen Lieferketten geachtet sowie mehr Transparenz zum Import von Emissionen geschaffen werden.

Ein potenzielles Engagement der EU-Politik zur Reduzierung von außerhalb der EU-Grenzen produzierten Emissionen, sei ein Versuch, das Prinzip niemanden zurückzulassen auf Nicht-EU-Staaten anzuwenden, um sicherzustellen, dass die „Green transition“ nicht auf Kosten anderer Länder gehe. Die Ökodesign-Verordnung sei der deutlichste Versuch der EU, allen innerhalb und außerhalb der Staatengemeinschaft produzierten Produkten die gleichen Standards aufzuerlegen.

Als mögliche weitere politische Maßnahmen zur Reduktion von CBEs identifiziert die Studie unter anderem:

  • die Möglichkeit, die Emissionsintensität von importierten Rohstoffen wie Kupfer, Gold, Holz, Düngemittel et cetera zu reduzieren, da diese etwa 18 Prozent der mit dem EU-Konsum assoziierten Treibhausgasemissionen ausmachten. Zwar betont das Gesetz über kritische Rohstoffe (Critical Raw Materials Act) die nachhaltige Besorgung und Kreislaufwirtschaft, um die Nachfrage zu reduzieren, aber für die Beschaffungsanforderungen verweist es nur auf die EU-Grundsätze für nachhaltige Rohstoffe.
  • Ein wichtiger Hebel könnte zudem die Energiebesteuerungsrichtlinie (Energy Taxation Directive) sein, da sie Mindeststeuerbeträge für Energie auf der Grundlage des Kohlenstoffgehalts von Kraftstoffen anstatt nach dem Volumen ausrichten würde.
  • Eine Überarbeitung des EU-Emissionshandelssystems für Gebäude, den Straßenverkehr und weitere Sektoren (bekannt als ETS2, Emissions Trading System 2), mit seinem direkten Fokus auf den Kohlenstoffgehalt der von den Haushalten verwendeten Brennstoffe könnte die verbrauchsorientierte Maßnahme mit den größten Auswirkungen sein.

Der Bericht stellt zudem fest, dass es große Diskrepanzen zwischen den CBEs verschiedener Mitgliedstaaten gibt. So übertreffen Dänemark und Luxemburg mit 11 und Deutschland mit 9 Tonnen CO2-Emissionen den EU-Durchschnitt von 8,1 Tonnen CO2e. Die Slowakei hingegen beispielsweise stößt nur etwa halb so viel konsumbedingte Emissionen aus wie der Durchschnitt der Mitgliedstaaten. [mi]

Stockholm Environment Institute: Consumption-based emissions: a new frontier for EU climate policy.

EuropeTable [kostenpflichtig]: Studie: Wie die EU die Konsum-Emissionen verringern kann. 

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