Europäischer Naturschutz nur auf dem Papier?
Der WWF hat eine Studie veröffentlicht, laut der über die Hälfte der Naturschutzgebiete in Europa nur auf dem Papier existiert. Der Verlust der Biodiversitätsrate in Europa schreitet durch nationale Misserfolge bei der Umsetzung und Verzögerungen in den Mitgliedstaaten unnötig schnell weiter voran. Denn die Studie zeigt auch, wie erfolgreich der Schutz von bedrohten Arten sein kann, wenn effektive Maßnahmen sowohl von europäischer als auch nationaler Ebene getroffen werden.
Die Studie zeigt, wo einzigartige Naturschutzgebiete wie Feuchtgebiete, unberührte Berge und Flüsse sowie Meeresgebiete durch juristische Schlupflöcher, fehlende Umweltverträglichkeitsprüfungen und unzureichende oder unangemessene Bewirtschaftungspläne bedroht sind. Letztere lassen beispielsweise die Entwicklung von großen Skigebieten zu, die das Überleben der Braunbären im Pirin Nationalpark (Bulgarien) gefährden. Illegale Wasserkraftpläne im Ţarcu-Gebirge (Rumänien) und entlang des Yantra-Flusses (Bulgarien) sind weitere Probleme. Polen hat Pläne zur Verdreifachung des Holzeinschlags genehmigt, die das UNESCO-Welterbe-Gebiet Białowieża-Nationalpark zum Papiertiger verkommen lassen.
Auf der anderen Seite präsentiert der Bericht auch bewährte Praktiken, die bereits in vielen Schutzgebieten mit großem Nutzen für Wildtiere, die Bevölkerung und ihre Volkswirtschaften eingeführt wurden. Dank der großräumigen Wiederherstellung von Lebensräumen erhole sich der Wassertaucher, Europas seltenster Zugvogel, in Polen. Starke Kooperation zwischen lokalen Behörden und dem privaten Sektor hätten zum Beispiel das österreichische Tiroler Lechtal zu einem Symbol des „Lokalstolzes“ und für den Naturtourismus gemacht. [jg]
Pressemitteilung WWF
Studie (englisch, PDF, 68 Seiten, 19 MB) "Preventing Paper Parks: How to make the EU Nature Laws work"