Ostsee braucht Mee(h)rschutz
In Brüssel haben sich am Dienstag die UmweltministerInnen der Vertragsstaaten des Ostseeabkommens HELCOM [1] getroffen. Der Ostsee-Aktionsplan (Baltic Sea Action Plan - BSAP) soll überarbeitet werden, damit sich der Zustand der Ostsee wie vereinbart bis 2021 merklich verbessert. Wobei die Staaten selbstkritisch einschätzen, dass das 2021-Ziel wohl nicht mehr ereichbar ist. Es soll nun zusätzliche Maßnahmen geben, etwa zur Senkung des Nährstoffeintrags, für weniger Verschmutzung und Unterwasserlärm, gegen invasive gebietsfremde Arten und Überfischung sowie die Zerstörung des Meeresbodens.
Von einem guten Zustand ist die Ostsee weit entfernt. Der WWF kritisierte, dass die Ostsee sich trotz des vor zehn Jahren vereinbarten Aktionsplans nicht erhole. In vier Themenfeldern hatten sich die Ostsee-Staaten zu konkreten Meeresschutzmaßnahmen verpflichtet: Überdüngung, Eintrag gefährlicher Substanzen, Biodiversität und maritime Aktivitäten. Insgesamt wurde bisher nur ein knappes Drittel (16 von 58) der vom WWF untersuchten Maßnahmen umgesetzt. Schweden führe den Ländervergleich an, Deutschland liege mit Platz vier im Mittelfeld und schneide besonders bei Biodiversität und Meeresschutzgebieten schlecht ab, Russland bilde das Schlusslicht, so der WWF.
Beim HELCOM-Ministertreffen wurde unter anderem beschlossen, regionale und nationale Maßnahmen zur Begrenzung der Auswirkungen von Unterwasserlärm auf empfindliche Meeresarten auszuarbeiten. Bis 2020 soll es eine Strategie für das ostseeweite Recycling von Nährstoffen geben, um den Nährstoffeintrag zu verringern und Nährstoffe aus Landwirtschaft und Abwasserwirtschaft (Klärschlamm) effizienter zu nutzen.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks nannte in Brüssel drei Prioritäten für den deutschen Beitrag zum Schutz der Ostsee: "Wir müssen erstens die viel zu hohe Belastung mit Nähr- und Schadstoffen senken, zweitens den Kampf gegen den Meeresmüll forcieren und drittens die Biodiversität mit wirksamen Schutzgebieten erhalten. In allen drei Bereichen wurden bislang zu wenig Fortschritte gemacht."
Bis Sommer 2018 hat die EU-Kommission den HELCOM-Vorsitz inne. Finnland übernimmt bis 2020, Deutschland folgt von 2020 bis 2022. [jg]
BMUB-Pressemitteilung
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[1] Der HELCOM-Konvention zum Schutz der Meeresumwelt in der Ostsee (Helsinki Convention) gehören neben der EU-Kommission die neun Ostsee-Anrainer Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen, Russland und Schweden an. Der Baltic Sea Action Plan wurde 2007 verabschiedet.