Wissenschaft betont Notwendigkeit einer ökologischen Agrarreform
Mehr als 2.500 NaturforscherInnen aus der gesamten Europäischen Union haben am Dienstag in einem offenen Brief an die Europaabgeordneten appelliert, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) umgehend nachhaltig zu reformieren.
Es herrsche ein "zweifelsfreier wissenschaftlicher Konsens", dass es einen Zusammenhang zwischen der Intensivierung der Landwirtschaft und dem zunehmenden Schwund der Artenvielfalt gibt, heißt es in dem offenen Brief. Die VerfasserInnen skizzieren die schädlichen Auswirkungen, die die derzeitige intensive Bewirtschaftungsform auf die Biodiversität hat, und warnen vor nicht wiedergutzumachenden Schäden. In rasantem Tempo verschwinden beispielsweise Vögel, Säugetiere, Reptilien, Amphibien und Insekten.
Allein zwischen 1980 und 2015 sei der Bestand der Agrarvögel wie Kiebitz, Rebhuhn oder Feldlerche europaweit um 55 Prozent eingebrochen. Bei Insekten ist die Lage ähnlich alarmierend: In deutschen Naturschutzgebieten sank nach wissenschaftlichen Erkenntnissen die Masse an Insekten innerhalb von nur 27 Jahren um 76 Prozent.
Von dem fast 60 Millionen Euro umfassenden Agrarbudget fließe ein großer Teil in die Massentierhaltung. Dieses Geld sollte aus Sicht der Naturforschung besser für die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und für die ländliche Bevölkerung verwendet werden. Der Klimawandel und der Verlust der Artenvielfalt müssen mit höchster Dringlichkeit bekämpft werden, wenn die EU die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN erfüllen will. Die EU müsse hier eine Vorreiterrolle einnehmen. [mbu]
Offener Brief