Notfallmaßnahmen gegen Beifänge gefordert
Wegen der Verletzung von Artenschutzverpflichtungen nach Artikel 12 der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie haben Meeresschutzorganisationen offiziell Beschwerde bei der EU-Kommission eingereicht. Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Irland, Lettland, Litauen, die Niederlande, Polen, Portugal, Spanien, Schweden und Großbritannien - also 15 Mitgliedstaaten der EU - tun aus Verbändesicht nicht genug gegen unbeabsichtigte Beifänge und für den Schutz von Walen und Delfinen.
Seas At Risk, Whale and Dolphin Conservation, ClientEarth, die Coalition Clean Baltic sowie 18 weitere Organisationen forderten die EU-Kommission außerdem auf, Sofortmaßnahmen zu ergreifen, um den Tod dieser Meeressäuger zu verhindern. Beifang ist die größte Todesursache von Walen und Delfinen, die - gefangen im Netz - ersticken oder, teils Tage oder Wochen nach dem Entkommen an ihren schweren Verletzungen wie Muskelrissen oder Flossenverlust qualvoll verenden.
Allein im vergangenen Winter seien an der französischen Küste 1.200 tote Delfine angeschwemmt worden. 80 Prozent waren nachweislich als Beifang umgekommen. Auch an den Küsten Irlands, des Vereinigten Königreichs und Spaniens würden viele tote Tiere angespült. Das aber sei nur die Spitze des Eisbergs, da viele Delfine und Wale gar nicht erst angeschwemmt würden. MeeresbiologInnen warnten, dass die kommerzielle Fischerei eine große Bedrohung für Delfine darstellt. Um Tausende weiterer Todesfälle im nächsten Winter zu verhindern, sollte es einen Fischfangstopp in der Zeit geben, in der die höchste Beifangmenge zu verzeichnen sei. Auch der Ostseeschweinswal sei inzwischen so gefährdet, dass es zumindest in den Meeresschutzgebieten ein generelles Fischereiverbot geben sollte. [jg]
Pressemitteilung von Seas at Risk
Beschwerdebrief an die EU-Kommission wg. ungenügendem Artenschutz
Brief mit Forderung von Sofortmaßnahmen/Beifang an die EU-Kommission