Tiefseearten und andere Fischbestände bedroht
"Die Tiefsee steckt in tiefen Schwierigkeiten" - so ist der Aufruf von einem Bündnis verschiedener europäischer Meeresschutzorganisationen überschrieben. Die politische Ebene soll dringend die Fanggrenzen für gefährdete Tiefseefischpopulationen im Einklang mit wissenschaftlichen Gutachten und dem Vorsorgeprinzip festlegen, fordern Seas At Risk, Sciaena, Oceana und Ecologistas en Acción.
Die kürzlich vom Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) veröffentlichten wissenschaftlichen Gutachten bestätigten, dass sich die meisten Tiefseefischpopulationen nach wie vor in besorgniserregendem Zustand befänden und es nicht genügend Daten für eine ordnungsgemäße Bewertung vorlägen. Ein Grund mehr, die empfindlichen Ökosysteme zu schützen, die Obergrenzen zu beherzigen und das Vorsorgeprinzip ernst zu nehmen, so das Verbändebündnis. Tiefseefischarten wüchsen in der Regel sehr langsam, seien spät geschlechtsreif und äußerst langlebig, was sie außergewöhnlich anfällig für Überfischung macht. Einige der kommerziell genutzten Tiefseearten lebten bis zu 50 Jahre. Die EU-Institutionen müssten dies bei der Festlegung von Fanggrenzen für Tiefseebestände für 2021 und 2022 unbedingt beachten, die Vorschläge der EU-Kommission dürften die vom ICES empfohlenen Werte keinesfalls überschreiten.
Wissenschaftsbündnis: Gesunde Meeresökosysteme essentiell im globalen Klimasystem
Gemeinsam mit mehr als 50 Meeres-, Klima- und Naturwissenschaftler*innen haben die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Our Fish am Donnerstag ein Ende der Überfischung zum Schutz von Artenvielfalt und Klima gefordert. Die EU-Kommission, das EU-Parlament und alle EU-Mitgliedstaaten müssten die illegale Überfischung in diesem Jahr beenden. Gesunde Fischbestände seien essentiell für gesunde Meeresökosysteme. Und diese trügen wiederum dazu bei, dass die Meere ihre wichtige Funktion im globalen Klimasystem wahrnehmen könnten. Die Meere und Ozeane hätten bereits 90 Prozent der überschüssigen Wärme der vergangenen 50 Jahre absorbiert und bis zu 30 Prozent aller Kohlenstoffemissionen gebunden, argumentieren DUH und Our Fish. Durch den ständigen Druck werde das marine Ökosystem anfälliger für die Auswirkungen des Klimawandels und könne lebenswichtige Funktionen nicht mehr aufrechterhalten.
In der Erklärung der Wissenschaftler*innen heißt es, dass "das ökosystembasierte Fischereimanagement für die Gesundheit des Ozeans und seine Fähigkeit, auf den Klimawandel zu reagieren, von entscheidender Bedeutung ist und dass die Fanggrenzen entsprechend festgelegt werden müssen". In der EU würden schätzungsweise noch immer 38 Prozent der Fischbestände im Nordostatlantik und in der Ostsee sowie 87 Prozent im Mittelmeer und im Schwarzen Meer überfischt. "Die kombinierten Auswirkungen des Klimawandels und der Überfischung beschleunigen den Rückgang der Meeresgesundheit", warnen die Unterzeichner*innen.
Zu den Unterzeichner*innen gehören unter anderem der Ökologe und Klimaforscher Hans-Otto Pörtner, Leiter Abteilung für integrative Ökophysiologie am Alfred-Wegener-Institut/Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, oder der Meeresbiologe Rainer Froese vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Die Erklärung kann europaweit weiter gezeichnet werden, so die DUH. [jg]
Pressemitteilung Seas At Risk: "Deep sea remains in deep trouble"