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Ostseefangquoten: wirklich "gut für Fischer und Fische"?
EU-News | 01.09.2020
#Wasser und Meere

Ostseefangquoten: wirklich "gut für Fischer und Fische"?

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c. pixabay

Die EU-Kommission hat am vergangenen Freitag reduzierte Fangquoten für Dorsch und Hering vorgeschlagen sowie die möglichen Mengen für das Fischen von Sprotte, Scholle und Lachs vorgelegt. Der Fischerreirat soll am 19. oder 20. Oktober darüber entscheiden. Die Regeln würden dann ab 1. Januar 2021 gelten. Meeresschutzorganisationen fordern die Mitgliedstaaten auf, der Kommission zu folgen und beim Hering noch "einen Schritt weiter" zu gehen.

Der für Umwelt, Meere und Fischerei zuständige EU-Kommissar Virginijus Sinkevičius sagte: "Wir verabschieden heute einen realistischen Vorschlag, der sich meiner Überzeugung nach sowohl für die Fischer als auch für die Fische positiv auswirken wird." Er wies allerdings daraufhin, dass der Zustand der Ostsee und ihrer Fischbestände nicht nur durch die Fischereiwirtschaft beeinflusst werde, sondern sich auch die Meeresverschmutzung, der Klimawandel und andere Faktoren auf die Gesundheit des Meeres auswirkten und angegangen werden müssten.

Dorsche in der östlichen Ostsee dürfen nur als Beifang gefangen werden. Da bei der Schollenfischerei unweigerlich Dorsche im Netz endeten, sollten die Quoten (Gesamtfangmengen - total allowable catches – TAC) beibehalten werden. Die Kommission hat außerdem vorgeschlagen, die Fangmöglichkeiten für Hering im Rigaischen Meerbusen und Lachs im Hauptbecken der Ostsee zu erhöhen und die derzeit geltenden Quoten für Hering im Bottnischen Meerbusen, Sprotte und Scholle beizubehalten.

Ein Bündnis von Meeresschutzorganisationen hat die Mittelmeeranrainer aufgefordert, die meisten der von der Kommission vorgeschlagenen Maßnahmen anzunehmen - und einen Schritt weiter zu gehen, indem sie der Überfischung des Ostseeherings ein Ende setzen. WWF, Oceana, Seas At Risk, Coalition Clean Baltic und Our Fish begrüßten den Vorschlag der Europäischen Kommission. Die vorgeschlagene Fanggrenze für den Hering der westlichen Ostsee sei jedoch eine "bittere Enttäuschung": Sie sei nach wie vor viel zu hoch und biete den überfischten Beständen keine Chance, sich zu erholen.

Fischereipolitikexpertin Andrea Ripol von Seas At Risk sagte: "Die schnellstmögliche Beendigung der Überfischung ist ein erster Schritt auf dem Weg zu dem Ziel, den Ozean bis 2030 gesund zu machen, wie von über 100 Nichtregierungsorganisationen im Blauen Manifest gefordert, und wurde als Verpflichtung der EU im Rahmen der Biodiversitäts- und der Farm-to-Fork-Strategie bekräftigt. Wir fordern den Fischereirat auf, der Herausforderung gerecht zu werden, die Überfischung aller Bestände gemäß der Gemeinsamen Fischereipolitik zu beenden und kurzfristige sozioökonomische Gewinne nicht mehr über die langfristige Wiederauffüllung der Meeresumwelt der Ostsee zu stellen." 

Mitte August hatte die EU-Komission Fangmöglichkeiten für Mittel- und Schwarzes Meer vorgelegt (EU-News 18.08.2020). Gegen die alljährliche Festlegung von Quoten über den wissenschaftlichen Rat hinaus läuft eine Petition des Bündnisses Our Fish.

Wie die Situation bei der Verteilung der Fangmengen an Fischereibetriebe in Deutschland aussieht, ist in der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von Abgeordneten der Linken nachzulesen (Drucksache 19/21961). [jg]

EU-Kommission zu den Fangquoten in der Ostsee

Reaktion Seas At Risk et al.: EU Council of Ministers urged to take decisions to counter Baltic Sea crisis

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