DNR fordert von der Agrarpolitik zukunftsfähige Antworten auf gegenwärtige Krisen
Schöne: „Nutzung von Brachen gefährdet die Biodiversität und bringt keinen Mehrwert für Ernährungssicherheit“
Berlin – Morgen stimmt der Bundesrat über die Nutzung Ökologischer Vorrangflächen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik ab. Im Kontext der aktuellen Krise appelliert der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) an die Mitglieder des Bundesrats, eine uneingeschränkte Freigabe der Brachen strikt abzulehnen.
„Seit Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine überschlagen sich die Debatten um die Ernährungssicherheit in Deutschland und Europa. Dabei ist die Herausforderung nur gemeinsam mit dem Einsatz gegen die Klimakrise und dem Erhalt der Artenvielfalt zu lösen. Überstürzte Entscheidungen, welche die notwendige Transformation der Landwirtschaft ausbremsen, können auf Dauer zu einem deutlich größeren Schaden und zu einer Verstärkung der Krisen führen“, kommentiert DNR-Geschäftsführer Florian Schöne.
Ein Änderungsantrag des Agrarausschusses zur Bundesratssitzung sieht vor, die brachliegenden Ökologischen Vorrangflächen uneingeschränkt zur Produktion freizugeben. Dabei ist der Anteil dieser Flächen in der Agrarlandschaft sehr gering (170.000 ha bei 11,7 Mio. ha Ackerland). Viele Vorrangflächen sind zudem für einen produktiven Anbau ungeeignet, haben aber einen äußerst hohen Wert für den Natur- und Ressourcenschutz.
„Brachen und Pufferstreifen stellen die letzten Rückzugsräume für die biologische Vielfalt in einer zunehmend ausgeräumten, agrarindustriellen Kulturlandschaft dar und haben in Zeiten des Klimawandels eine enorme Bedeutung als Trittsteine für die Vernetzung von Arten und Lebensräumen“, so Schöne weiter.
Der DNR weist darauf hin, dass es zur Ernährungssicherung deutlich bessere Maßnahmen und Instrumente gibt, um kurz- und mittelfristig zusätzliche Flächen für die Lebensmittelproduktion bereitzustellen. Hierzu gehört eine Reduktion des Anbaus von Energiepflanzen für Agrokraftstoffe, die durch ein Aussetzen der Beimischungspflicht erreicht werden könnte. Allein in Deutschland könnten dadurch etwa 800.000 ha Ackerland genutzt werden. Auch der Abbau der Tierbestände hat großes Potenzial, zusätzliche Flächen freizugeben. Etwa 60 Prozent der deutschen Getreideproduktion wird für Futtermittel verwendet. Dafür muss natürlich auch der Fleischkonsum reduziert werden, etwa durch steuerliche Anreize oder eine Abgabe auf tierische Produkte. Darüber hinaus sind Maßnahmen zur Reduktion der Lebensmittelverschwendung überfällig, um auch auf der Konsumseite Abhilfe zu schaffen.