BUNDjugend-Projekt KlimaAUSbildung
Mit Klimaworkshops an Berufsschulen verfolgt das Projektteam das Ziel, dass die Schüler*innen die Welt in der Klimakrise besser verstehen und den eigenen Platz darin finden. Was können sie einzeln und zusammen verändern – für eine lebenswerte Welt für alle, heute und in der Zukunft? Und vor allem: Wie können sie in ihrem Berufszweig zu einem Wandel beitragen? Antworten von Laura Brüggen und Julius Bohn, BUNDjugend
Was sind die Inhalte der Workshops?
Die Klimaworkshops befassen sich unter anderem mit einer emotionalen Verortung in der Klimakrise. Die Teilnehmenden reflektieren, was die Welt in der Klimakrise braucht, wie ein gutes Leben in der Klimakrise geht, was getan werden kann und wo persönliche Grenzen sind. Es wird erklärt, was der natürliche und menschengemachte Treibhauseffekt ist. Neben der Erläuterung der Ursachen der Klimakrise, wird auch ein Blick darauf geworfen, inwiefern das eigene Berufsfeld davon betroffen ist – und wie dieses ein Teil der Lösung sein kann. Anhand von Positivbeispielen zeigen wir Handlungsmöglichkeiten, wie Berufsschüler*innen durch ihr berufliches Wirken zu einer lebenswerten Zukunft beitragen können. Alternativ legen wir auch direkt mit einer Planung von praktischen Klimaschutzaktionen los, die in Teilen auch direkt umgesetzt werden können.
Welcher Ansatz liegt dem Projekt zugrunde?
Durch eine emotions- und diskriminierungssensible Gestaltung unserer Klimaworkshops wollen wir Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglichen, den Teilnehmenden auf Augenhöhe begegnen und die berufliche Bildung für Nachhaltige Entwicklung – kritisch reflektiert – unterstützen. In einem Lernraum, in dem es kein Richtig oder Falsch gibt, lassen sich viele Perspektiven beleuchten. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, ihre eigene (berufliche) Rolle in Zeiten der Klimakrise zu reflektieren, sich untereinander auszutauschen und gemeinsam ins Handeln zu kommen.
Wie läuft es praktisch ab?
Unser typischer Weg zu einem Klimaworkshop läuft so: Entweder nehmen wir mit Lehrkräften von Berufsschulen Kontakt auf oder wir knüpfen Kontakte über Freund*innen und Bekannte. Mit den betreuenden Lehrkräften sprechen wir den Termin des Klimaworkshops ab und fragen nach speziellen Wünschen für Inhalte. Danach entwickeln wir den Ablauf, nötige Materialien und Methoden, schicken dies noch einmal zur Durchsicht an die Lehrkraft. Danach werden die Teamer*innen mit eingebunden, die zuvor in Tagesschulungen und Online-Weiterbildungen ausgebildet wurden. Themen der Schulungen sind zum Beispiel Diskriminierung, Klimakommunikation, Umgang mit Weltuntergangsglaube, Klimawandelskepsis oder Abwehrhaltungen. Damit können die Teamer*innen ihren eigenen Werkzeugkoffer füllen, um die Workshops erfolgreich durchzuführen.
Worin seht ihr die größte Gefahr für die Zukunft?
Die größte Gefahr der Zukunft ist, neben den zunehmenden (Natur-)Katastrophen, die auf der ganzen Welt häufiger werden und besonders den Globalen Süden stark zerstören, vor allem politischer Natur. Es ist der Rechtsruck, der ganz Europa durchzieht und demokratische Mehrheiten im Europäischen Parlament schwinden lässt, die wir dringend für klimagerechte Politik brauchen.
Welcher Hebel ist dagegen zu bewegen?
Die Arbeit mit jungen Menschen ist wichtig. Und es ist wichtig, dass junge Menschen die Möglichkeit haben, sich in demokratischen Jugendverbänden zu organisieren, um zu lernen, wie demokratische Prozesse funktionieren und wie wichtig eine wehrhafte demokratische Gesellschaft ist. Dafür ist es notwendig, der Politik verständlich zu machen, dass trotz aller Haushaltsdebatten nicht an der Finanzierung der Jugendverbände gespart werden darf.
Außerdem müssen Entscheidungsträger*innen die Belange und Forderungen junger Menschen ernst nehmen, ihnen mehr zuhören und sie stärker in politische Prozesse miteinbeziehen. Junge Menschen brauchen Perspektiven und Hoffnung in einer Welt voller Krisen. Es braucht mehr Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt statt Hass, Hetze und populistische Parolen mit einfachen Antworten auf komplexe Problemlagen. Formate der außerschulischen Bildung und Sensibilisierung von jungen Menschen spielen dabei eine wichtige Rolle und auch wir als BUNDjugend leisten dazu unseren Beitrag.
Wenn ihr in Sachen (Umwelt-)Bildung einen Wunsch offen hättet: Wie lautet der?
Wir würden uns wünschen, dass im Bereich (Umwelt-)Bildung Dimensionen von sozialer Gerechtigkeit stärker mitgedacht und thematisiert werden. Marginalisierte Menschen und Menschen im Globalen Süden sind von den Auswirkungen der multiplen Krisen am meisten betroffen. Deswegen müssen ihre Perspektiven auch stärker berücksichtigt werden als bisher. Macht- und Privilegienkritik gehören genauso zu Umweltbildung wie die Vermittlung von Wissen über Artenkenntnis oder die Klimakrise. Nur wenn wir die Probleme auch systemisch und strukturell betrachten, werden wir dauerhafte Lösungen finden, die das gute Leben für alle ermöglichen, ohne Ausbeutung von Mensch und Natur.
Über das Projekt informierten Laura Brüggen und Julius Bohn
Laura studierte Textil- und Bekleidungsmanagement, mit dem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Konsum. Seit November 2023 arbeitet sie im Projekt KlimaAUSbildung der BUNDjugend, wo sie mit einem engagierten Team Klimaworkshops für Berufsschulen konzipiert und durchführt.
Julius macht seit September 2023 bis August 2024 sein Freiwilliges Ökologisches Jahr in der Bundesgeschäftsstelle der BUNDjugend. Dort arbeitet er als Projektassistenz im Projekt SYSTEMwandel. Er interessiert sich besonders für Klimagerechtigkeit und Dekolonialismus.
Vom 1. Juni.-15. Dezember 2024 findet die KlimAzubis-Challenge statt.
Das Projekt KlimaAUSbildung wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.