Menü
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen
Startseite
Aktuelles & Termine
Aktuelles & EU-News
Chemische Verschmutzung bedroht Vielfalt
EU-News | 12.05.2023
#Biodiversität und Naturschutz #Chemikalien #Kreislaufwirtschaft

Chemische Verschmutzung bedroht Vielfalt

Kunststoffgranulat für die Chemieindustrie
© AdobeStock/Sergey Ryzhov
Kunststoffgranulat für die Chemieindustrie

Politik und Wissenschaft dürfen negative Auswirkungen gefährlicher Stoffe nicht mehr vernachlässigen, fordert die Organisation ChemSec. Europa sei Hotspot für Biodiversitätsverlust durch Gifte: Bis zu drei Viertel der Chemikalien seien sowohl für Mensch als auch Umwelt gefährlich. Auch Plastik enthält Gifte, zeigt ein UNEP-Report. Die EU-Kommission konsultiert zu einem Ausfuhrverbot für gefährliche Chemikalien.

Die Organisation ChemSec fordert, dass die chemische Verschmutzung für die politischen Entscheidungsträger in Europa absolute Priorität haben sollte. Die Wissenschaft habe fünf Hauptursachen für den anhaltenden Rückgang der biologischen Vielfalt ausgemacht: die Zerstörung von Lebensräumen, die Übernutzung natürlicher Ressourcen, den Klimawandel, invasive gebietsfremde Arten und chemische Verschmutzung. Die Studie Addressing chemical pollution in biodiversity research zeige, dass auch die Forschung der letzten Ursache noch zu wenig Beachtung schenkt. Chemische Verschmutzung bedrohe 20 Prozent der Rote-Listen-Arten weltweit, für einige sei sie sogar Hauptbedrohungsfaktor. Während Landwirtschaft, Jagd und Holzeinschlag in den tropischen Regionen der Welt dringendere Probleme darstellen mögen, gelte laut Studienergebnissen Europa als „Hotspot für den durch Verschmutzung verursachten Verlust der biologischen Vielfalt“. Bis zu 75 Prozent der in Europa hergestellten Chemikalien seien für die Menschen und den Planeten gefährlich.

Dabei gehe es nicht nur um Überdüngung und Pestizide. Seit 1950 habe sich die Produktion von Chemikalien um das 50-fache erhöht. Inzwischen seien weltweit 350.000 einzelne Chemikalien registriert, und jedes Jahr gelangten Tonnen davon in die Umwelt. Die Produktion soll sich bis 2050 im Vergleich zu 2010 verdreifachen. Chemikalienverschmutzung könne zum Zusammenbruch ganzer Ökosysteme führen, wobei negative Effekte oft zeitverzögert aufträten.

Chemikalien in Kunststoffen – UNEP fordert Maßnahmen

Ein technischer Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) über Chemikalien in Plastik zeigt, dass Plastikmüll nicht nur ein Kreislaufwirtschafts- und Ressourcenthema ist, sondern auch chemiebedingte Probleme verursacht. So hat die Verschmutzung mit Kunststoffen auch negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt. UNEP fordert zusammen mit den Sekretariaten der themenverwandten internationalen Übereinkommen (Stockholm, Basel, Rotterdam) „dringende Maßnahmen“.

Es geht um mehr als 13.000 Chemikalien. Zehn Chemikaliengruppen seien aufgrund ihrer hohen Toxizität und ihres Potenzials, aus Kunststoffen freigesetzt zu werden, besonders besorgniserregend: Darunter seien Flammschutzmittel, UV-Stabilisatoren, Per- und Polyfluoralkyl-Stoffe (PFAS), Phthalate, Bisphenole, Alkylphenole und Alkylphenolethoxylate, Biozide, bestimmte Metalle und Metalloide, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und viele andere nicht absichtlich zugesetzte Stoffe (NIAS). Sie seien unter anderem in Spielzeug und anderen Kinderprodukten, in Lebensmittelverpackungen, Elektrogeräten, Textilien, Körperpflege- und Haushaltsprodukten enthalten und würden in Landwirtschaft, Aquakultur und Fischerei eingesetzt. Umfassende wissenschaftliche Daten über die potenziellen negativen Auswirkungen von etwa 7.000 mit Kunststoffen assoziierten Stoffen zeigten, dass mehr als 3.200 von ihnen eine oder mehrere bedenkliche Eigenschaften aufweisen. Frauen und Kinder seien besonders anfällig für diese giftigen Chemikalien, mit teils schwerwiegenden Auswirkungen, aber auch Männer blieben nicht verschont.

Konsultation bis 31. Juli: Exportverbot für gefährliche Chemikalien

Die EU-Kommission hat eine öffentliche Konsultation gestartet, bei der es um gefährliche Chemikalien und ihre Ausfuhr in andere Staaten geht. Angedacht ist ein Verbot der Herstellung und Ausfuhr von Chemikalien, die in der Europäischen Union verboten sind, und entsprechend geänderte Ausfuhrbestimmungen sowie verbesserte Informationen über die Gefahren der Produkte. [jg]

ChemSec: This is the secret cause of biodiversity loss

UNEP: Chemicals in Plastics - A Technical Report

EU-Kommission: Konsultation über gefährliche Chemikalien und Ausfuhrverbot

Das könnte Sie interessieren

Dorsche in einem Aquarium
EU-News | 22.11.2024

#Biodiversität und Naturschutz #Wasser und Meere

Doggerbank ohne Meeresschutz: BUND klagt gegen Deutschland

Weil die Bundesregierung europäisches Naturschutzrecht nicht umsetzt, beschreitet der BUND den Klageweg. Die Meeresschutzorganisation Seas At Risk kritisiert, dass EU-Staaten systematisch gegen Meeresschutzbestimmungen verstoßen. Auch in Spanien und Frankreich setzen sich Umweltverbände via Gericht für besseren Meeresschutz ein. Immerhin: Es gibt ein neues Fischereisperrgebiet in der Adria....