Neue Vorschriften für Textilien und Lebensmittel auf der Zielgeraden

Das Europäische Parlament und der Rat der EU haben sich auf neue Vorschriften zur Reduktion von Lebensmittel- und Textilabfällen geeinigt. Umweltverbände kritisierten die Vorgaben als nicht ausreichend, um das Müllproblem in diesen Bereichen zu beheben.
In der EU fallen jährlich 59 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle und 12,6 Millionen Tonnen Textilabfälle an – mit gravierenden Folgen für Klima und Umwelt. Am 5. Juli 2023 (EU-News 06.07.2023) hatte die EU-Kommission eine gezielte Überarbeitung der Abfallrahmenrichtlinie mit Fokus auf Lebensmittel- und Textilabfälle vorgeschlagen. Am 18. Februar 2025 einigten sich die europäischen Institutionen auf einen Kompromiss. Dieser sieht verbindliche Ziele für die Reduktion von Lebensmittelabfällen in den Mitgliedstaaten vor und nimmt Textilhersteller in die Verantwortung bei der Sammlung und dem Recycling von Textilien. Nach der formellen Abstimmung im Rat dürfte das EU-Parlament den Ratsstandpunkt in zweiter Lesung annehmen.
Was beinhalten die neuen Vorgaben für Lebensmittelabfälle?
Lebensmittelabfälle, die nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, setzen Methanemissionen frei, ein Treibhausgas mit hohem Erwärmungspotential. Aus diesem Grund soll es insgesamt zukünftig weniger Lebensmittelabfälle in der EU geben: Bis 2030 sollen Lebensmittelabfälle aus der Verarbeitung und Herstellung um 10 Prozent verringert werden. Zudem sollen die Pro-Kopf-Abfälle im Einzelhandel, der Gastronomie, dem Gastgewerbe und in Haushalten um 30 Prozent gesenkt werden. Die Umsetzung dieser Ziele obliegt den Mitgliedstaaten, die dazu verpflichtet sind, Maßnahmen zu ergreifen, die es den Marktteilnehmer*innen erleichtern, unverkaufte Lebensmittel zu spenden.
Umweltverbände reagierten enttäuscht auf das Ergebnis. Laut Zero Waste Europe entstehen bis zu 60 Prozent der Lebensmittelverschwendung in der Primärproduktion landwirtschaftlicher Betriebe. Für diesen Bereich wurden jedoch keine konkreten Ziele festgelegt, lediglich eine Überprüfung ist für 2027 vorgesehen. Mit dieser Lücke reichen die neuen Ziele laut Zero Waste Europe bei weitem nicht aus, um die Lebensmittelverschwendung in der gesamten Lieferkette um 50 Prozent zu reduzieren, wie es die UN mit dem Sustainable Development Goal 12.3 beschlossen hat.
Was sehen die neuen EU-Regeln für Textilien vor?
Bei Textilien sorgt nicht nur der hohe Ressourcenverbrauch in den Produktionsländern für eine Umweltbelastung, sondern auch der unzureichende Umgang mit dem durch E-Commerce stark erhöhten Abfallaufkommen an Textilien. In der EU werden diese bislang weder ausreichend gesammelt, noch wiederverwendet oder recycelt. Stattdessen werden sie hauptsächlich illegal exportiert, deponiert oder verbrannt. Textilhersteller müssen deshalb zukünftig Gebühren zahlen mit denen Sammlung, Sortierung und Recycling sowie Aktivitäten für Reparatur und Wiederverwendung finanziert werden und zwar unabhängig davon, ob sie von innerhalb oder außerhalb der EU agieren. Die Höhe der Gebühren soll nicht nur am Verwendungsgrad von Recyclingmaterial hängen, sondern auch an den Geschäftspraktiken der Unternehmen (zum Beispiel fast-fashion und ultra-fast fashion).
Der NABU erklärte, dass mit der neuen Regelung endlich Textilabfälle reguliert und das Verursacherprinzip angewendet würden. Gleichzeitig kritisierten sie, dass im Gesetzgebungsverfahren anders als bei Lebensmittelabfällen kein konkretes Abfallvermeidungsziel für Textilien festgelegt worden sei. Dies sei eine verpasste Chance, um die Hersteller zu mehr Ressourcenschonung zu verpflichten und die Abfallmengen zu reduzieren. Denn „schon heute quellen die Lager der Sammler über.“ [mk]