Einigung: Emissionsreduzierung fluorierter Treibhausgase
Am 5. Oktober verständigten sich EU-Parlament und der EU-Rat auf eine Kompromisslinie bei der Überarbeitung der F-Gas-Verordnung. Die extrem schädlichen Treibhausgase sollen schrittweise reduziert werden. Bis 2050 soll der Ausstieg gelingen.
F-Gase im Sinne der Verordnung sind bestimmte fluorierte Treibhausgase, unter anderem teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffen (H-FKW), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid. Sie besitzen ein hohes Treibhauspotenzial und werden etwa in Kühlschränken, Klimaanlagen, Wärmepumpen und Schaumstoffen verwendet. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßte die nun vereinbarte, schrittweise Reduzierung als „wichtigen Erfolg für klimafreundliche Kältetechnik und Wärmepumpen“. Hersteller müssten bei Wärmepumpen oder Klimaanlagen nun auf natürliche Kältemittel setzen, da F-Gase in spätestens zehn Jahren in Neuanlagen nicht mehr verwendet werden dürften, so die DUH.
Kernpunkte der Reform der Verordnung zur Verwendung von fluorierten Gasen:
- ein vollständiger Ausstieg aus den H-FKW bis 2050
- ein Zeitplan für die Reduzierung der EU-Verbrauchsquote zwischen 2024 und 2049: Die Verwendung von H-FKW soll bis 2030 gegenüber 2015 um 95 Prozent reduziert werden und bis 2050 auf null sinken.
- spezifische Fristen für den Ausstieg aus der Verwendung von F-Gasen in Sektoren, in denen es technisch und wirtschaftlich machbar ist, auf Alternativen umzusteigen, die keine F-Gase verwenden, wie zum Beispiel Haushaltskühlgeräte, Klimaanlagen und Wärmepumpen
- ein schrittweises Verbot von Schwefelhexafluorid
- strenge Anforderungen, die das Inverkehrbringen von Produkten, die F-Gase enthalten, in der EU verbietet
Der Berichterstatter der Grünen im EU-Parlament, Bas Eickhout, betonte, mit der Verordnung habe man „Klarheit für Unternehmen und damit Investitionssicherheit“ geschaffen. „Europäische Unternehmen sind bereits führend in der Entwicklung sauberer Alternativen zu F-Gasen, so dass dieses Gesetz gut für das Klima und die europäische Wirtschaft sein wird“, so Eickhout weiter.
Booster für PFAS?
Das EEB (European Environmental Bureau) spricht von einem „historischen Moment“. F-Gase seien die primäre Quelle der PFAS-Emissionen. Da auch Hydrofluorolefine (HFO), welche PFAS in die Atmosphäre freisetzen, in zehn Jahren in allen wichtigen Anwendungen verboten sein werden, würden „keine großen Mengen an PFAS in die Atmosphäre gelangen und sich nicht in Flüssen und Seen anreichern“, so die Einschätzung. Mit der Überarbeitung werde die Voraussetzungen für die REACH-Reform geschaffen, so das EEB.
Die DUH gibt zu bedenken, dass nun verstärkt die sogenannten „Ewigkeitschemikalien“, also per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS), zum Einsatz kommen könnten: „Die Chemielobby steht bereit, in der verbleibenden Zeit den Markt mit Ersatzstoffen wie PFAS zu überschwemmen, die zwar weniger klimaschädlich sind, dafür aber unsere Umwelt und unser Trinkwasser unwiderruflich belasten und unsere Gesundheit gefährden“ so Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung der DUH.
Das EU-Parlament und der Rat müssen der Vereinbarung noch zustimmen. Dies gilt als Formsache. Daraufhin wird die Verordnung im EU-Amtsblatt veröffentlicht und tritt in Kraft.
[ym]
EU-Kommission: Pressemitteilung F-Gas-Verordnung
Deutsche Umwelthilfe: Pressemitteilung: Strengere Regulierung von F-Gas beschlossen
European Environmental Bureau: Pressemitteilung