Eutrophierung: Meeren geht die Luft aus

Eutrophierung bleibt trotz einiger Fortschritte ein großes Problem für Europas Meere - das ist das Fazit der Europäischen Umweltagentur (EEA), die die Nährstoffanreicherung und Nährstoffsättigung in den europäischen Meeresgewässern untersucht hat. Ziel der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie ist eine gesunde Meeresumwelt. Doch die untersuchten Daten zeigen, dass das Gesamtziel bis 2020 nicht überall erreicht wird, auch wenn es inzwischen "positive Effekte durch besseres Nährstoffmanagement" gibt.
Für den Bericht wurden 2.400.000 Quadratkilometer der europäischen Meere kartiert, wobei die Abdeckung der kartierten Gebiete in den Regionen unterschiedlich groß ist. Fazit ist, dass etwa 23 Prozent, also 563.000 Quadratkilometer dieser Gebiete ein Eutrophierungsproblem haben. Am schlimmsten sei die Lage in der am besten untersuchten Ostsee, wo 99 Prozent der untersuchten Gebiete unter Eutrophierung leiden, gefolgt von 53 Prozent im Schwarzen Meer. Auch in Teilen des Nordostatlantiks (7 Prozent) und in einigen Küstengebieten des Mittelmeers (12 Prozent) sind eutrophierte Gewässer zu verzeichnen, hauptsächlich in der Nähe dicht besiedelter Küsten oder Einzugsgebieten mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten, die flussabwärts liegen. Beim Mittelmeer wurden allerdings überhaupt nur 4 Prozent der Gebiete kartiert. Die gute Nachricht: alle regionalen Meere haben sich aufgrund der Bemühungen um die Verringerung des Nährstoffeintrags in den letzten Jahren etwas erholt. Allerdings reichen diese Bemühungen längst nicht aus, einen guten Zustand der europäischen Meere zu erreichen, konstatiert die EEA.
Der Sauerstoffverlust der Weltmeere bedroht zunehmend Fischarten und stört Ökosysteme, warnte anlässlich der UN-Klimakonferenz in Madrid auch ein IUCN-Bericht. Demnach ist der Sauerstoffverlust im Ozean, der durch den Klimawandel und die Nährstoffverschmutzung verursacht wird, eine wachsende Bedrohung für die Fischerei und Arten wie Thunfisch, Marlin und Haie.
Der Bericht ist die bisher größte von Expert*innen begutachtete Studie über die Ursachen, Auswirkungen und möglichen Lösungen für den zunehmenden Sauerstoffmangel der Ozeane. Die Ozeanregionen mit niedrigen Sauerstoffkonzentrationen wachsen, rund 700 Standorte weltweit sind zurzeit von zu niedrigem Sauerstoffgehalt betroffen – gegenüber 45 in den 1960er-Jahren. Im gleichen Zeitraum hat sich das Volumen der anoxischen Gewässer – Gebiete, deren Sauerstoffgehalt vollständig erschöpft ist – weltweit vervierfacht, so der Bericht.
Der Mitherausgeber des Berichts Dan Laffoley sagte: "Der Sauerstoffmangel im Ozean bedroht marine Ökosysteme, die bereits unter dem Stress der Erwärmung und Versauerung der Ozeane leiden. Um die besorgniserregende Ausdehnung sauerstoffarmer Gebiete zu stoppen, müssen wir die Treibhausgasemissionen sowie die Nährstoffverschmutzung durch die Landwirtschaft und andere Quellen entschieden eindämmen." [jg]
EEA-Bericht No.14/2019
IUCN-Bericht