Finanzierung des Weltnaturabkommens - wer soll das zahlen?
Damit die Vertragsstaaten der Biodiversitätskonvention sich im Herbst auf ein Folgeabkommen einigen, das auch von den Ländern des Globalen Südens getragen wird, muss eine ausreichende Finanzierung der Maßnahmen sichergestellt werden. Dafür sind die Industrieländer in der Pflicht. Deutschland und die EU haben dabei eine besondere Verantwortung, auch weil ihre Wirtschafts- und Handelsaktivitäten weltweit die Natur zerstören.
Zahlreiche Umwelt- und Entwicklungsorganisationen haben Ende März die Bundesregierung aufgefordert, ihren Beitrag zur internationalen Biodiversitätsfinanzierung auf zwei Milliarden Euro im Jahr aufzustocken. Zudem müsse Deutschland die rund 67 Milliarden Euro an umweltschädlichen Subventionen abbauen oder naturgerecht umgestalten und die Präsidentschaft der G7 nutzen, um gemeinsam mit den anderen Industrienationen eine Lösung der Finanzierungsfrage finden.
Die Bundesregierung verspricht im Koalitionsvertrag, das finanzielle Engagement deutlich zu erhöhen, weil der Erhalt der Artenvielfalt eine Menschheitsaufgabe und ethische Verpflichtung sei. Bisher trägt Deutschland mit rund 800 Millionen Euro zu globalen Biodiversitätsmaßnahmen bei. Das reicht aus Sicht von Umweltverbänden nicht.
Auf nationaler Ebene gibt das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz Anlass zur Hoffnung. Vier Milliarden Euro zum Erhalt der biologischen Vielfalt bis 2026 stellt das Bundesumweltministerium zur Verfügung, etwa zur Wiederherstellung von Mooren, Böden und Auen.
Aber weltweit ist der Schutz der biologischen Vielfalt seit Jahrzehnten chronisch unterfinanziert, wie Konstantin Kreiser vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) in einem Beitrag für den DNR Ende 2021 ausführt. So belaufen sich etwa die Kosten aller Natura-2000-Schutzgebiete, die rund ein Fünftel der EU-Fläche ausmachen, auf 10-20 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der sozio-ökonomische Nutzen intakter Natur in diesen Gebieten wurde schon vor Jahren auf 200-300 Milliarden Euro geschätzt.
Den Worten aus der Politik müssen nun Taten folgen. Die Verhandlungen über ein neues globales Abkommen für die Natur drohen indes, angesichts des Ukrainekriegs, in den Hintergrund zu geraten. Erneut wurde die endgültige Verabschiedung des Abkommens in Kunming (China) verschoben. Ende Juni sollen weitere Vorverhandlungen in Nairobi stattfinden.
[Zusammengestellt von Marion Busch]