Fischfangquoten 2023: Wo bleibt der Schutz des Aals?

Auf dem Rat für Landwirtschaft und Fischerei der EU wurden neue Fischfangquoten für das nächste Jahr beschlossen. Entgegen der Empfehlung vieler Wissenschaftler*innen ist der Fang des vom Aussterben bedrohten Aals weiterhin über die Hälfte des Jahres erlaubt. Umweltverbände kritisieren den Beschluss stark, loben aber auch den Einsatz Deutschlands für strengere Quoten.
Nach zweitägiger Verhandlung hat der Fischereirat am Dienstag die Fangquoten für den Atlantik, die Nordsee, das Mittelmeer und das Schwarze Meer für 2023 sowie für bestimmte Tiefseebestände für 2023 und 2024 beschlossen. Demnach sollen unter anderem die Fangmengen in der Nordsee für den Kabeljau um 60 Prozent angehoben und für den Hering um neun Prozent gesenkt werden.
Der weltweit vom Aussterben bedrohte Europäische Aal darf künftig nur noch sechs statt neun Monate befischt werden. Das hatte die EU-Kommission so vorgeschlagen (EU-News 03.11.2022). Außerdem gilt ein Verbot des Fangs für die Freizeitfischerei und der Glasaalfang für den menschlichen Verzehr wurde weiter eingeschränkt. Die Bestände des Aals sind seit den 1980er Jahren dramatisch eingebrochen und befinden sich zurzeit auf einem sehr niedrigen Niveau. Um den Europäischen Aal vor dem Aussterben zu bewahren, riet der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) schon für das Jahr 2022 zu einem Stopp des Aalfangs.
Umweltverbände zeigten sich deshalb besorgt über den Beschluss des Rats. So kritisierte Seas at Risk: „Die wissenschaftlichen Empfehlungen sind eindeutig: Die Fischerei auf Aal kann nicht als nachhaltig angesehen werden. Stattdessen müssen wir alles tun, was wir können, um das Sterben dieser stark gefährdeten Art zu stoppen und verlorene Lebensräume wiederherzustellen.“
Katja Hockun von der Deutschen Umwelthilfe äußerte grundsätzliche Kritik an den Fangquoten: „Was wir brauchen, ist der Wandel hin zu einem ökosystembasierten Fischereimanagement, das bei der Festlegung der Fangmengen sowohl Nahrungsnetzbeziehungen als auch die Veränderungen des Lebensraums und die Auswirkungen der Klimakrise berücksichtigt. Denn für eine lebenswerte Zukunft können wir auf gesunde Fischpopulationen und artenreiche Meere nicht verzichten.“
Neben der Kritik an den Beschlüssen lobte BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock die Politik des Bundeslandwirtschaftsministers: „Es ist stark, dass Deutschland sich trotz heftigen Gegenwinds aus den Bundesländern und von Seiten der Fischerei- und Angelverbände für den Vorschlag ausgesprochen hat. Das ist genau die zukunftsgewandte Kursänderung, die wir von Fischereiminister Özdemir erwarten.“ [fis]