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Luftqualität: Feinstaub, Ammoniak und Gesundheitsfragen
EU-News | 21.07.2022
#Chemikalien #Emissionen #Landwirtschaft und Gentechnik

Luftqualität: Feinstaub, Ammoniak und Gesundheitsfragen

Blick auf urbane Kulisse mit diesiger Luft
© pixabay / Erdenebayar

Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat die Luft von 343 europäischen Städten untersucht. Bei den nationalen Emissionsreduktionszielen der fünf Hauptluftschadstoffe haben die EU-Mitgliedstaaten besonders beim Ammoniak Probleme. Luft- und Umweltverschmutzung sind die Ursache von 10 Prozent aller Krebsfälle, zeigt ein weiterer Bericht.

EEA: 97 Prozent der europäischen Städte überschreiten Feinstaubgrenzwert

Die sauberste Luft mit den geringsten Feinstaubwerten (PM) in den Jahren 2020 und 2021 hatten Umeå in Schweden sowie Faro und Funchal in Portugal. Dies geht aus dem Luftqualitäts-Viewer für europäische Städte der Europäischen Umweltagentur (EEA) vom 11. Juli hervor. Mehr als 340 Städte und Daten aus 400 Messstationen sind darin erfasst. Von 2020 bis 2021 war die Luftqualität nur in 11 Städten gut, das heißt, die Feinstaubwerte bei 2,5 Mikrometer Größe lagen unter dem gesundheitsbezogenen Richtwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Langzeitbelastung mit PM2,5 von 5 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (5 μg/m3). Der Richtwert wurde in 97 Prozent der untersuchten 343 europäischen Städte überschritten. Im Gegensatz dazu wurde der Jahresgrenzwert der Europäischen Union (EU) für PM2,5 von 25 µg/m3 nur in den drei am stärksten verschmutzten Städten überschritten, darunter Nowy Sacz in Polen sowie Cremona und Padua in Italien. Die Langzeitexposition habe gegenüber Luftverschmutzung die schwerwiegendsten gesundheitlichen Auswirkungen und PM2,5 ist laut EEA der Luftschadstoff mit den größten Auswirkungen auf die Gesundheit in Bezug auf vorzeitige Todesfälle und Krankheiten.

Emissionsreduktion: Ammoniak aus der Landwirtschaft bleibt Herausforderung

Ein weiterer EEA Bericht zu den nationalen Emissionsreduktionszielen von fünf Luftschadstoffen (NEC-Richtlinie) zeigt, dass die größte Herausforderung nach wie vor die Verringerung der Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft ist. 11 Mitgliedstaaten müssten hier ihre Emissionen senken. Nur 13 Mitgliedstaaten erfüllten ihre Verpflichtungen für jeden der fünf Hauptschadstoffe Stickstoffoxide, flüchtige organische Verbindungen ohne Methan, Ammoniak, Schwefeldioxid und PM2,5. Vierzehn Mitgliedstaaten haben ihre Verpflichtungen zur Emissionsverringerung für mindestens einen der fünf wichtigsten Luftschadstoffe nicht erfüllt, so die EEA.

Die Analyse der EUA basiert auf den neuesten Daten des Luftschadstoff-Emissionsinventars, die von den Mitgliedstaaten im Februar 2022 übermittelt wurden, die allerdings noch nicht vollständig überprüft sind.

Parallel zum EEA-Briefing zur NEC-Richtlinie veröffentlichte die Behörde auch den jährlichen EU-Emissionsinventarbericht, der sich mit den von der EU im Rahmen des UNECE-Luftübereinkommens gemeldeten Luftschadstoffemissionen befasst. Der Bericht zeigt einen anhaltenden, wenn auch in letzter Zeit verlangsamten Abwärtstrend bei den Emissionen von sechs wichtigen Luftschadstoffen im Zeitraum 1990-2020: Kohlenmonoxid, Ammoniak, Stickstoffoxide, flüchtige organische Verbindungen ohne Methan, Schwefeloxide und Feinstaub. Die Ammoniakemissionen haben seit 1990 am wenigsten abgenommen.

EEA: Umweltverschmutzung verursacht zehn Prozent aller Krebsfälle in Europa

Die Belastung durch Luftverschmutzung, Passivrauchen, Radon, ultraviolette Strahlung, Asbest, bestimmte Chemikalien und andere Schadstoffe verursacht laut einem Ende Juni veröffentlichten Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) über zehn Prozent aller Krebsfälle in Europa. Mit fast 3 Millionen Neuerkrankungen und 1,3 Millionen Todesfällen pro Jahr in der Europäischen Union fordere Krebs einen hohen Tribut von der Gesellschaft. Auch die wirtschaftlichen Kosten seien enorm und würden allein für das Jahr 2018 auf rund 178 Milliarden Euro geschätzt, so die EEA.

Die meisten dieser umwelt- und berufsbedingten Krebsrisiken könnten allerdings durch die Vermeidung von Umweltverschmutzung und durch Verhaltensänderungen verringert werden. „Die gute Nachricht ist, dass diese Risiken vermeidbar sind. Die Verringerung der Umweltverschmutzung durch den EU-Aktionsplan zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung und die Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit sowie die konsequente Umsetzung anderer bestehender EU-Politiken würde die Zahl der Krebsfälle und Todesfälle erheblich senken. Dies wäre eine effektive Investition in das Wohlergehen unserer Bürger“, sagte Hans Bruyninckx, Exekutivdirektor der EEA.

EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius sagte, dass der europäische Green Deal mit dem Ziel, die Umweltverschmutzung auf Null zu reduzieren, auch zur kosteneffizienten Krebsprävention beitrage. „Was besser für die Umwelt ist, ist auch besser für uns“, so der Umweltkommissar. [jg]

EEA:

Air pollution: Which European cities have the best air quality?

National Emission reduction Commitments Directive reporting status 2022

annual EU emission inventory report 1990-2020 für UNECE

Exposure to pollution causes 10% of all cancer cases in Europe

 

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