Maria Noichl (SPD, S&D): "Öffentliche Gelder ausschließlich für öffentliche Leistungen"
Maria Noichl ist SPD-Mitglied und in Brüssel für die Fraktion S&D u.a. im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sowie als Stellvertreterin im Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr tätig. Noichl ist 1967 in Rosenheim geboren und Fachlehrerin für Ernährung und Gestaltung an einer staatlichen Berufsschule. Die EU-Abgeordnete ist zuständig für Bayern.
Wir schreiben die Sternzeit 2019. Das Raumschiff Europa fliegt durch populistische Turbulenzen, ökonomische und weltpolitische Konflikte und überstrapaziert die planetaren Grenzen. Was waren für Sie persönlich Ihre europäischen Sternstunden und was der heftigste Kometeneinschlag in der vergangenen Legislaturperiode?
"Es gibt nicht eine Sternstunde, sondern viele Sternschnuppen, die stellvertretend für Europa stehen. In der letzten Legislaturperiode waren das für mich persönlich der Kampf unserer Fraktion für mehr Klimaschutz, für den Frieden in der Welt und die Verteidigung der europäischen Werte und Rechte.
Der heftigste Kometeneinschlag war sicher nicht nur für mich das Erwachen nach der Brexit-Nacht, in der die Briten und Britinnen entschieden, die Europäische Union zu verlassen. Das Lügen und Betrügen, das zu diesem Ausgang geführt hat, bringt viele, wie mich, immer noch zum Kopfschütteln."
Was müsste sich aus Ihrer Sicht im nächsten Parlament für ein wirklich ökologisches, nachhaltiges und soziales Europa in Lichtgeschwindigkeit ändern?
"Die Gemeinsame Agrarpolitik als der größte Budgetposten der EU muss dringend so ausgerichtet werden, dass öffentliche Gelder ausschließlich für öffentliche Leistungen wie der Klima-, Umwelt- und Tierschutz ausgegeben werden. Dazu fordern wir zusätzliche Milliarden für den Kampf gegen den Klimawandel, ein Verbot von Glyphosat und anderen Pflanzengiften, das Ende von überflüssigen Plastikverpackungen und die Senkung von klimaschädlichen Emissionen um mindestens 45 Prozent anstatt der im Pariser Klimaabkommen vereinbarten 40 Prozent. Lohn- und Sozialdumping wollen wir beenden und einen europäischen Mindestlohn sowie Mindeststandards für soziale Sicherung einführen. Wir fordern auch mehr Rechte für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie mehr Mitbestimmung ein. Gleichstellung muss zudem in allen Bereichen mitgedacht werden. Mit den richtigen Mehrheiten sind diese Ziele nicht Lichtjahre entfernt."
Für welche umweltbezogenen Themen stehen Sie und sollten deshalb wieder in die neue Crew im Raumschiff Europa gewählt werden?
"Um die Agrarwende zu schaffen, möchte ich zurück mit meiner Crew ins Raumschiff Europa. Wenn die europäischen Bürgerinnen und Bürger die richtige Crew zusammenstellen, können wir sehr schnell einen Kurswechsel in Richtung einer Neuausrichtung der Agrar- und Umweltpolitik in Europa schaffen. Der Schutz des Klimas, der Umwelt und unsere Böden als auch das Verbot von schädlichen Pflanzengiften und der Minimalisierung des Treibhausgas-Ausstoßes stehen dabei ganz oben auf der Liste der anzusteuernden Ziele."
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Weitere Informationen http://www.umweltcheck-ep.de/abgeordnete/noichl-maria/
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Der Deutsche Naturschutzring möchte mit seiner Europawahlkampagne #natürlichEuropa die rund 11 Millionen Menschen in seinen Mitgliedsverbänden erreichen und für eine starke und proeuropäische Wahlbeteiligung mobilisieren. Wir haben Mitgliedern des EU-Parlaments, die erneut kandidieren, die Gelegenheit gegeben, aus ihrer Tätigkeit in umweltbezogenen Ausschüssen zu berichten und ihre Pläne für die kommende Legislatur vorzustellen.