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Meeresschutzgebiete und Fischerei, Walschutz und Aale
EU-News | 02.12.2021
#Wasser und Meere #Klima und Energie #Biodiversität und Naturschutz

Meeresschutzgebiete und Fischerei, Walschutz und Aale

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Der WWF sieht im ITRE-Bericht über erneuerbare Offshore-Energien große Lücken bei Meeresschutzgebieten. Portugal richtet das größte vollständig geschützte Meeresareal in Europa und im Nordatlantik ein. Außerdem: Neues aus dem Fischereiausschuss des EU-Parlaments, 75 Jahre Walfangkommission und der Europäische Aal.

WWF: Keine Anlagen in geschützten Meeresgebieten!

Am Mittwoch hat der Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie des EU-Parlaments (ITRE) über einen nicht legislativen Bericht über erneuerbare Offshore-Energien abgestimmt. Der WWF unterstützt das ITRE-Engagement für Energieeffizienz sowie die Aufforderung an die EU-Kommission, gegen die Verspätung der Mitgliedstaaten bei der Erstellung von Plänen für die nachhaltige Bewirtschaftung von Meeresgebieten vorzugehen. Denn die meisten maritimen Raumordnungspläne, die sich mit der nachhaltigen Bewirtschaftung von Meeres- und Küstengebieten befassen, seien nicht bis zum 31. März 2021 vorgelegt oder unvollständig abgegeben worden, so der WWF. Die Organisation kritisierte allerdings, dass der ITRE-Bericht nicht darauf eingehe, wie sich Energiepolitik und Naturschutz überschneiden. Zwar werde die Bedeutung einer gemeinsamen Planung sowie die Einbeziehung wichtiger Interessengruppen betont und die Erstellung zugänglicher regionaler Karten vorgeschlagen, die zeigen, wie Meeresräume genutzt werden. Der Bericht lasse jedoch „eine große Lücke im Bereich des Meeresschutzes“, da er keine klare Position zu Projekten für erneuerbare Energien in Meeresschutzgebieten (MPAs) bezieht. MPAs dienten dem Schutz bestimmter Arten oder Lebensräume in marinen Ökosystemen, doch um einen wirksamen Schutz der biologischen Vielfalt zu gewährleisten, müssten sie ordnungsgemäß verwaltet werden, betonte der WWF. Infrastrukturen wie Windturbinen in diesen Gebieten könnten ein Risiko für wichtige Lebensraumstrukturen sein, was wiederum die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme gegenüber dem Klimawandel beeinträchtige. Nach Meinung des WWF dürften Anlagen für erneuerbare Energien nicht innerhalb von MPAs oder anderen Gebieten errichtet werden, die für empfindliche Arten und Lebensräume ökologisch wertvoll sind.

Das Plenum des Europäischen Parlaments wird voraussichtlich im Januar 2022 über den Bericht abstimmen. Sollte er angenommen werden, wäre dies die Antwort der EU-Abgeordneten auf die Offshore-Strategie für erneuerbare Energien der Europäischen Kommission vom November 2020 (EU-News 19.11.2020).

Portugal richtet das größte vollständig geschützte Meeresreservat in Europa und im Nordatlantik ein

Die portugiesische Regierung hat am Montag ein Meeresschutzgebiet um die Selvagens-Inseln erweitert und damit das mit 2.677 Quadratkilometern größte vollständig geschützte Meeresschutzgebiet in Europa geschaffen, berichtet die National Geographic Society. Die Selvagens-Inseln sind eine kleine Inselgruppe im Nordatlantik auf halbem Weg zwischen Madeira und den Kanarischen Inseln. Die offenen Gewässer dort seien wichtig für wandernde Fische und Säugetiere im Atlantik, während die küstennahen Gewässer wichtige Aufwuchshabitate böten.

Neues aus dem Fischereiausschuss: NPFC-Übereinkommen, Kormoranschäden, Fischerei im Pazifik und Thunfische im indischen Ozean sowie Freizeitfischerei

Die EU-Kommission plädierte in der Sitzung am 29. November für den Beitritt der EU in die Internationale Kommission für die Fischerei im Nordpazifik (NPFC-Übereinkommen), der Fischereiausschuss (PECH) unterstützte dies in der Diskussion, auch um nach dem Brexit neue Fischgründe für die EU-Fernflotten zu erschließen. Außerdem ging es in einer Aussprache mit der Kommission zur Beurteilung der ergriffenen Maßnahmen und Optionen für die Zukunft um Schäden für Fischerei und Aquakultur in der EU durch Kormorane. Für den Bereich des Übereinkommens über die Fischerei im westlichen und mittleren Pazifik wurden Maßnahmen besprochen, weitere Themen waren die Rolle der Fischerei und der Aquakultur beim Übergang zu einer nachhaltigen blauen Wirtschaft in der EU, die Lage der handwerklichen Fischerei in der EU sowie Maßnahmen im Bereich der Thunfischkommission für den Indischen Ozean (IOTC). Bei Letzterem stimmte der PECH mehrheitlich für den Bericht 2021/0058(COD) des EU-Abgeordneten Gabriel Mato (EVP, Spanien).

Bei der Anhörung am 30. November ging es um die Freizeitfischerei. Jüngste Studien schätzen laut PECH die Bedeutung der marinen Freizeitfischerei in Europa als bedeutend ein, da neun Millionen Menschen oder 1,6 Prozent der Bevölkerung daran teilnehmen, dabei fast sechs Milliarden Euro ausgeben und jedes Jahr an rund 77 Millionen Tage fischen oder angeln. Die marine Freizeitfischerei sollte nach Meinung des PECH bei den anstehenden politischen Reformen als eigener Sektor neben der kommerziellen Fischerei und der Aquakultur im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik berücksichtigt werden. Das würde auch bedeuten, dass ein gemeinsames und stabiles Programm zur Erhebung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Daten entwickelt werden sollte.

Das nächste Treffen des PECH ist für den 9. Dezember angesetzt.

Pro Wildlife: Erst Walfangverbot rettete 1,3 Millionen Walen das Leben

Die Internationale Walfangkommission (IWC), eines der ältesten Umweltabkommen der Welt, feiert am 2. Dezember ihr 75. Jubiläum. Daran erinnerte die Artenschutzorganisation Pro Wildlife. Zunächst als „Club von Walfangländern gegründet, die das Geschäft mit Walprodukten möglichst lange am Leben halten wollten“, sollte die IWC die Jagd regulieren. Doch Berechnungen von Pro Wildlife zeigten, dass erst das seit 1986 geltende kommerzielle Walfangverbot den industriellen Walfang weitestgehend beendet und seither mehr als 1,3 Millionen Walen das Leben gerettet habe. „Das Walfangverbot ist einer der größten Erfolge, der jemals im internationalen Artenschutz erzielt wurde“, sagte Sandra Altherr, Biologin und Meeresexpertin von Pro Wildlife. Seither sei die Zahl getöteter Wale im Vergleich zu den 1970er-Jahren um mehr als 92 Prozent zurückgegangen. In den nächsten Jahren entscheide sich, ob die IWC ihre aktuelle Finanzkrise überlebe und den Wandel zu einer konsequenten Walschutzorganisation schaffe.

Bestand Europäischer Aale scheint sich auf niedrigem Niveau zu stabilisieren

In einem Bericht für Euronews verfolgen Denis Loctier und Sabine Sans die Spur der Europäischen Aale, deren Bestand in den letzten Jahrzehnten um 90 Prozent zurückgegangen ist. Um dem abzuhelfen, arbeiteten Wissenschaft, Industrie, Nichtregierungsorganisationen und Aufsichtsbehörden zusammen. Nach Einführung der EU-Aalverordnung im Jahr 2007 begann der Rückgang 2010 immerhin zu stagnieren zitiert der Artikel den Leiter der Sustainable Eel Group (SEG) Andrew Kerr. „Wir erleben jetzt seit 11 Jahren eine Stagnation, sogar einen leichten Anstieg. Wir sind also dabei, die Kurve zu kriegen. Allerdings können wir das nicht allein durch die Fischerei erreichen. Wir müssen die Art und Weise ändern, wie unser Süßwasser bewirtschaftet wird." [jg]



ITRE: MEPs call for boosting offshore renewable energy sources to meet climate targets

Reaktion WWF: EU Commission urged to act on late national sea basin plans by Parliament committee

National Geographic Society Newsroom: Portugal Establishes the Largest Fully Protected Marine Reserve in Europe & North Atlantic



PECH Tagesordnung, Videomitschnitt 29.11.2021, Videomitschnitt 30.11.2021  , die öffentliche Anhörung zu Freizeitfischerei  und Links zu den Anhörungsbeiträgen

Pro Wildlife: 75 Jahre Walfangkommission – eine gemischte Bilanz

Euronews: Europäische Aale: Was wird gegen ihre Ausrottung getan?

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